13. April 2020 – Trauer und Zuversicht

Autorin: Dr. Marianne Taatz-Jacobi

Heute ist Maries erster Todestag. Das macht uns traurig und nachdenklich.

Wir erinnern uns an die schreckliche Nachricht, die uns alle nacheinander im Laufe des nächsten Tages erreichte. So unwirklich war es. Warum sollte eine so junge Frau so plötzlich sterben? Auf diese Frage gibt es bis heute keine Antwort. Fürchterlich war der Schmerz, jetzt ist er ein dumpfes Gefühl geworden. Marie, wie mag es erst deiner Familie und deinen Freund*innen jenseits deiner Tierschutz-Community gehen?

Für uns stand die drängende Frage im Raum, was aus den Andros-Katzen werden sollte. Pflegis waren in kürzester Zeit unterzubringen. Ein Plan musste gemacht werden. Wie sollte es weiter gehen? Deine Freund*innen in Griechenland hatten große Sorge und fühlten sich allein.

Heute wissen wir, dass es uns in Griechenland und in Deutschland mit ganz viel Willenskraft gelungen ist, dein Werk als Vermächtnis fortzuführen, weiterzuentwickeln und uns anzueignen. Cats at Andros e.V. ist jetzt ein kleiner, aber stabiler Verein, dessen griechische Freund*innen derzeit sogar Covid-19 trotzen, um die Tiere zu versorgen.

Wir haben großartige Unterstützer*innen von dir übernommen und neue hinzugewonnen. Aber wie gern wären wir all diese Schritte mit dir gegangen! Du hast allein enorm viel geleistet und gerade damit angefangen, die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen. Es wäre schön gewesen, du hättest diese Entspannung erleben dürfen, nicht alles selbst machen zu müssen. Auch wenn wir dich uns nicht am Strand von Andros sitzend vorstellen können – Freizeit gab es nicht, wenn Katzen zu versorgen waren.

So schlimm die Bedingungen im letzten April waren, so haben sie doch auch zu etwas Gutem geführt: Menschen, von denen du etliche noch selbst handverlesen hast und die sich sonst eher nicht begegnet wären, haben sich getroffen und um einer Sache willen mit großem Eifer zusammengetan. Es ging darum, das von dir Begonnene zu bewahren, dazu waren alle entschlossen. Kontakte wurden geknüpft, Beziehungen vertieft, Freundschaften sind entstanden. Auch hier in den Foren und bei Social Media. Es gibt sehr viele Menschen, die mit den Andros-Katzen mitfiebern und sie von ganzem Herzen unterstützen.

Es kann ein Trost sein, sich vorzustellen, dass du von dort, wo du jetzt bist, siehst, was aus deinem Projekt geworden ist. Jemand schrieb im letzten Jahr auf die unmittelbare Schreckensnachricht, dass dein Stern in der Nacht nach deinem Tod besonders hell über Andros strahlen würde. Wir können sagen: Nicht nur in dieser einen Nacht, sondern bis heute hin und noch lange darüber hinaus. Marie, wir vermissen dich sehr!

 
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