Rückblick auf das Andros-Projekt
Liebe Mitglieder, Unterstützer und Freunde des Cats at Andros e.V.,
heute feiern wir ein ganz besonderes Jubiläum – das 5-jährige Bestehen unseres Vereins! Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, als wir uns am 19. August 2018 zur Gründungsversammlung trafen, und doch haben wir in diesen fünf Jahren so viel erreicht, dass es schwer fällt, all das in Worte zu fassen.
Wir erinnern uns: die Tierschutzaktivitäten auf Andros begannen fast anderthalb Jahre vor der Vereinsgründung mit Maries Urlaub auf der Insel im April 2017 und einem Hilferuf von ihr in einem Katzenforum im Internet:
„Ich bin im Urlaub auf einer Insel vor Athen und es laufen mir bei jedem Schritt kranke streunende Katzen vor die Füße – jämmerliche Teile, mager, mit Flöhen und Durchfall im halblangen Fell. Ich möchte gerne helfen, aber hier vor Ort gibt es keinen Katzenschutz, zumindest nicht im Internet zu finden.“
Schritt für Schritt baute Marie das Andros-Projekt auf, fand Helfer und Unterstützer und rief uns zur Gründung eines Vereins zusammen, als es für eine Person allein nicht mehr zu stemmen war. Jedoch noch bevor der Verein richtig aktiv werden konnte, verließ uns Marie im April 2019 völlig unerwartet. Wir blieben erschüttert und in tiefer Trauer und auch ratlos zurück.
Doch wir gaben nicht auf! Lavinia unternahm wie geplant im April 2019 ihre erste Andros-Reise, zwar nicht unter Maries Anleitung, aber gerade deshalb mit dem Willen, das Projekt fortzusetzen.
In der Zwischenzeit kümmerte sich Jörg „daheim“ um den organisatorischen Fortbestand; es war doch so viel zu klären und vieles für uns noch immer neu und unbekannt! Die Gründungs- und auch eine Handvoll neuer Mitglieder trafen sich im Mai 2019 am selben Ort, an dem der Verein gegründet wurde, und stellten die Weichen für den zukünftigen Weg des Vereins.
Langsam nahm – um im Bilde zu bleiben – unser Zug wieder Fahrt auf, und gemeinsam mit den griechischen Freunden der ersten Stunde, aber auch neu hinzugewonnenen, können wir heute stolz auf das Erreichte zurückblicken.
Über die Jahre haben wir sehr viele Kastrationen durchführen können – bis jetzt exakt 727 – und damit das Leid vieler Katzen durch unkontrollierte Vermehrung verringert.
Sehr vielen Katzen konnten wir außerdem dringend notwendige medizinische Behandlungen ermöglichen, sowohl direkt auf Andros, als auch bei schwierigen Operationen in Athen, wenn dafür die Ressourcen der Tierarztpraxis auf der Insel nicht ausreichten. Ebenso zählen die Behandlungen der nach Deutschland ausgereisten Pflegekatzen dazu.
Die 57 Katzen und 3 Hunde, die wir erfolgreich vermittelt haben, begannen ein neues Kapitel in ihrem Leben. Wir sind den Menschen dankbar, die bereit waren, ihnen ein liebevolles Zuhause zu schenken und ihnen die Fürsorge zukommen zu lassen, die sie verdienen!
Neben all dem zeigen auch unsere Futterspenden, dass wir den bedürftigen Vierbeinern vor Ort zur Seite stehen. Durch unsere bis jetzt 32 Futterlieferungen mit insgesamt fast 19.000 Kilogramm Futter konnten wir den hungrigen Tieren helfen und ihnen ein Stück Lebenshoffnung zurückgeben.
Und auch wenn uns seit Beginn des Andros-Projekts vor fast sechseinhalb Jahren inzwischen leider schon 88 Katzen verlassen haben, so tröstet uns der Gedanke, dass sie alle umsorgt, geliebt und nicht namenlos von uns gingen – bei unseren griechischen Freunden, bei den Adoptanten oder auch auf einer Pflegestelle.
Tierschutz war und ist alles andere als einfach, und es gab Momente, in denen wir vor Herausforderungen standen, die uns an unsere Grenzen brachten. Doch wir haben nie aufgegeben, denn wir wussten, dass unsere Bemühungen das Leben unzähliger Tiere verbessern würden. Jeder gerettete Streuner, jedes von Krankheiten genesene Tier, jede vermittelte Katze sind das Ergebnis unseres Engagements und der großartigen Unterstützung derer, die Anteil an unserer Tierschutzarbeit, unseren Erfolgen und auch unseren sorgenvollen Momenten nehmen.
Jede einzelne Zahl in dieser Statistik ist eine Geschichte für sich – eine Geschichte voller harter Arbeit, Hingabe und Mitgefühl. Sie zeigt uns, dass wir als Gemeinschaft viel bewirken können, wenn wir gemeinsam für eine gute Sache einstehen.
Wir sagen aus ganzem Herzen „Danke“ an Euch alle, die Ihr Euren Beitrag dazu geleistet habt!
Aber wir sind als kleiner Verein mit gerade mal etwas über 20 Mitgliedern, darunter der wie in jedem Verein übliche „harte Kern“, auf aktive Hilfe und Unterstützung angewiesen. Wer uns in unseren Tierschutzaktivitäten oder auch in den verschiedensten Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen mag, ist herzlich willkommen. Meldet Euch einfach bei uns, wenn Ihr Interesse daran oder Fragen dazu habt! Und wie jeder Tierschutzverein sind auch wir auf Spenden angewiesen, die uns die Versorgung „unserer“ Androskatzen ermöglichen.
Euer Team des Cats at Andros e.V.
2017 – Liza und Samu
In diesem und in den folgenden Kapiteln lassen wir nicht weiter nur nüchterne Zahlen sprechen, sondern erzählen rückblickend von einigen Androskatzen der vergangenen Jahre, deren Lebensweg nach Deutschland führte – stellvertretend für ihre Freunde an den Futterstellen auf Andros.
Beginnen wir mit der „Vor-Vereins-Zeit“ im Jahr 2017:
Liza ist die allererste Katze des Andros-Projektes, die von Marie im April 2017 mit einer lebensbedrohlichen Gesäugeentzündung gefunden wurde, vor Ort kurzfristig untergebracht werden konnte und im Juni 2017 auch als erste Katze nach Deutschland ausreiste.
Auf der Pflegestelle genas sie zu einer wahren Schönheit und war sozial und freundlich zu allen anderen Katzen – ein Markenzeichen fast aller Androskatzen!
Bereits im Juli 2017 konnte sie in ihr Für-Immer-Zuhause umziehen und fand in Katze Xena eine Freundin.
Am 18. November 2018 zogen bei ihr noch zwei Andros-Katzen ein: Vincent und Pi. Aber davon berichten wir im nächsten Kapitel.
Samu, schätzungsweise 2014 geboren, kam im Mai 2017 in körperlich und seelisch desolater Verfassung an eine Futterstelle. In Folge eines Parasitenbefalls hatte er sich am ganzen Körper blutig gekratzt, außerdem hatte er Zahnprobleme, war abgemagert und auf der Straße ausgesprochen gestresst und panisch.
Aus diesen Gründen reiste er im Juli 2017 nach Deutschland aus und kam auf eine Pflegestelle in der Nähe von Dresden. Er wurde rundum medizinisch versorgt, entwickelte sich dort zu einem sehr menschenbezogenen und verschmusten Kater und unterhielt sich gerne mit seinen Menschen – er gab gurrend, schnurrend und miepend Antwort. Wer immer schon mal eine Katze haben wollte, mit der man ganze Gespräche führen kann, wäre bei Samu richtig. Das führte dazu, dass ihn seine Pflegestelle nicht mehr hergab!
Im Laufe der Zeit bekam Samu weitere Andros-Gesellschaft an seine Seite: Im Mai 2019 zog Landsmann Soda ein, im Januar 2020 ergänzte Ciari zu einem Trio, und im Dezember 2020 erhöhte B´Elanna auf ein „Four-of-a-kind“.
Schaut, was Samu für ein toller Kater geworden ist!
2018 – Vincent und Pi
Miro-Vincent (Rufname Vincent) und Pitchko (genannt Pi) kommen von zwei unterschiedlichen Futterstellen auf Andros und siedelten wie alle unsere Reisekatzen aus gesundheitlichen Gründen nach Deutschland um.
Vincent wurde bereits im Juni 2017 von unserer griechischen Freundin A. verletzt aufgesammelt. Irgendjemand muss ihm den Kopf mit einer heißen Flüssigkeit verbrüht haben. Er wurde weiter auf Andros versorgt, bis er im Juni 2018 sein Flugticket bekommen konnte.
Pi reiste zusammen mit Vincent nach Deutschland, da er als weißer Kater ernsthafte Probleme mit seinen sonnenverbrannten Ohren bekam.
Beide blieben zur Pflege bei Marie und erholten sich sehr gut – hier der Vergleich zwischen Juni 2018 auf Andros beziehungsweise nach der Ankunft in Deutschland und September 2018 kurz vor ihrer Vermittlung.
Vincent
Pi
Da beide auf der Pflegestelle beste Freunde wurden, gingen sie gemeinsam in die Vermittlung.
Am 18. November 2018 zogen beide in ihr neues Zuhause und trafen dort auf Liza, die erste im Andros-Projekt aufgenommene und vermittelte Katze, über die wir im vorigen Kapitel berichteten. Zusammen mit Xena war das Quartett schon bald unzertrennlich.
2019 – Ylvi und Aslan
Ylvi wurde bereits im März 2018 kastriert und lebte weiterhin auf Andros.
Ihr ausgemergelter Zustand im Juni 2018 bescherte ihr jedoch das Reiseticket nach Deutschland.
Aslan wurde während der Reise im September 2018 aufgegriffen. Er war damals gute 4 Monate alt und wog jedoch nur 1 Kilo – nur Haut und Knochen. Er fraß extrem schlecht oder eigentlich gar nicht. Daher kam er gleich auf dieser Reise mit nach Deutschland.
Beide wurden dann durch Marie aufgepäppelt und zogen im Herbst 2018 getrennt voneinander zu verschiedenen Adoptanten. Leider kehrten beide gegen Jahresende wieder zurück und suchten erneut ein Zuhause. Da Marie bereits neue Pflegekatzen aufgenommen hatte, zogen beide zusammen zu Lavinia, die Marie schon vor Vereinsgründung als Pflegestelle tatkräftig unterstützte. Hier waren Ylvi und Aslan von der ersten Minute an ein Herz und eine Seele.
Glücklicherweise fand sich für sie das gewünschte gemeinsame Zuhause mit Freigang, und so zogen beide am 29. März 2019 erneut um. Sie bekamen neue Namen – aus Ylvi wurde Philine und Aslan heißt nun Tristan – und diesmal auch das Für-Immer-Zuhause, wie die Fotos uns zeigen:
2020 – Cosy
Cosy lebte an der privaten Pflegestelle unseres griechischen Freundes S., wo er 2016 als Kitten abgegeben wurde. Kastriert wurde er auf Maries letzter Reise im März 2019.
Auf unseren darauf folgenden Andros-Reisen war er weiterhin als ständiger und gesunder Futterstellengast zu sehen.
Auch während Lavinias Reise im Februar 2020 erschien er, leider in einem unschönen Zustand. So, wie es aussah, hatte er wohl einen Unfall gehabt, bei dem sein Kiefer gelitten hatte, womöglich sogar gebrochen war. Denn obwohl die Katzen dort an einer privaten Futterstelle leben, sind es immer noch Streuner, die durchaus eine Weile wegbleiben.
Cosy wurde natürlich umgehend zur Inseltierärztin gebracht. Er hatte leider tatsächlich einen komplizierten Kieferbruch. Da die Möglichkeiten für eine optimale Behandlung auf Andros leider begrenzt sind, wurde geplant, dass Cosy nach Deutschland ausreist, damit er bei Spezialisten operiert werden kann.
Die Tierärztin versorgte und fixierte den Bruch erst einmal so gut wie möglich. Cosy bekam Medikamente, wurde über eine Sonde ernährt und blieb bis zur Ausreise stationär dort. Cosys Ausreise nach Deutschland fand dann glücklicherweise wie vorgesehen noch im Februar 2020 statt.
Er zog als Pflegling ebenfalls direkt zu Lavinia. Die notwendigen Operationen überstand er bestens und kam auch mit dem Essen wieder gut klar. Das einzige, was er beibehalten hat, ist, dass seine Zunge immer ein bisschen aus dem Mäulchen herausschaut.
Cosy zeigte sich auf der Pflegestelle als ein liebevoller und sanfter Riese, der nach einer kurzen Zeit der Eingewöhnung sehr schmusig und anhänglich wurde und am liebsten auf dem Schoß oder im Arm mit seinen Menschen kuschelt, natürlich auch nachts im Bett. Und er kümmerte sich auch liebevoll um seine Mitkatzen.
Ende Mai 2020, nachdem bei Cosy soweit alles verheilt war, veröffentlichten wir seine Vermittlungsanzeige, die glücklicherweise auch nicht lange online bleiben musste. Bereits Mitte Juni 2020 zog er in sein Für-Immer-Zuhause, wo es ihm mit seinen Freunden, dem spanischen Tiger Mao und der roten Griechin Jill, bis heute bestens geht!
2021 – Alissa
Alissa (oder Ally, wie sie auf der Pflegestelle genannt wurde) war eine der vielen Streunerkatzen auf Andros und dort nicht zu übersehen: mitten auf der Straße sitzend, ängstlich, mit einem seltsam abgewinkelten linken Vorderbein.
Unsere Freundinnen H. und I. holten sie natürlich sofort von dort weg und ließen sie untersuchen. Alissa musste sich irgendwann einmal das linke Vorderbein gebrochen haben, dass dann so unglücklich verheilte und steif wurde, dass sie damit sozusagen nur „auf dem Knie“ laufen konnte. Diese Stelle war demzufolge ständig offen und wund.
So konnte sie natürlich nicht wieder an eine Futterstelle zurück. Auf Andros selbst kann so etwas auch nicht operiert werden. Da gerade die Reise im Oktober 2020 anstand, reiste Alissa gleich nach Deutschland aus.
Sie war allerdings sehr scheu und ängstlich. Alissa ließ sich zwar glücklicherweise anfassen und auch streicheln (sonst wäre eine Reise eventuell gar nicht möglich gewesen, da die Katzen ja für die Sicherheitskontrolle am Flughafen aus der Box genommen werden müssen), aber das war wohl nur dem Umstand geschuldet, dass sie in ihrer Angst gefangen war. Richtig entspannen konnte sie dabei leider nicht. Man mag sich nicht vorstellen, was sie erlebt haben muss.
Auf der Pflegestelle zog sie sich daher erst einmal scheu zurück und brauchte eine ganze Weile, um wenigstens etwas Vertrauen zu fassen.
Für die noch bevorstehende Behandlung sollte dann Alissas gebrochenes Beinchen geröntgt werden. Da sie dafür sediert werden musste, schlug der Arzt vor, das Bein sofort zu amputieren, da das leider die einzige Behandlungsoption war.
Alissa hat die OP gut weggesteckt und durfte sich in einer Art „Kennelappartment“ erholen.
Genesen und beweglicher geworden, taute sie auf der Pflegestelle auch dank der dort lebenden Kater komplett auf und wurde zu einer typischen verschmusten und sozialen Androskatze!
So fand sie dann schließlich im Mai 2021 ein Zuhause bei Menschen, die sich an ihrer Behinderung nicht stören, und bei 2 wuselig-kuscheligen Tigern, die mit Alissa ein tolles Trio bilden!
2022 – Kitty
Kitty wurde im Sommer 2020 als Kitten von Touristen gefunden und zu H. und I. gebracht, medizinisch versorgt und bereits im November 2020 kastriert und am Auge operiert.
Im April 2021 kam sie als Notfellchen in die Athener Tierklink, da sie etwas Temperatur hatte, das linke Auge sehr angeschwollen war, sie zudem sehr verschnupft zu sein schien und nicht mehr wirklich gut fraß. Ein Diabolofragment wurde aus dem Auge entfernt, das im November 2020 noch nicht vorhanden war – das wäre damals während der OP aufgefallen.
Das wiederum hieß aber, dass seitdem jemand auf Kitty geschossen hat. H. und I. hatten keine Erklärung und waren sehr besorgt. Wir waren aber dennoch erleichtert, dass es Kitty besser ging, das Fieber verschwand und sie wieder fraß. Das schnelle Handeln hat ihr vermutlich das Leben gerettet.
Im Juli 2021 bildete sich leider wieder eine Schwellung am Auge, und eine Vorstellung bei unserer Inseltierärztin brachte den Verdacht auf, dass da noch ein Reststück des Diabolos vorhanden sein könnte. Eine unhaltbare Situation für dieses lebensfrohe kleine Katzentier. So bekam Kitty einen Platz auf der Reiseliste und flog am 6. August 2021 nach Deutschland.
In Deutschland angekommen, stand bereits in der Woche darauf eine Untersuchung mit eventuell direkter OP an. Die OP fand dann aber erst im September statt, da die Schwellung des Auges dank Cortison wieder zurückgegangen war. Die Vermutung, dass sie völlig blind ist, traf nicht ganz zu. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass die kleine Maus ein (allerdings äußerst minimales und damit so gut wie unbrauchbares) Restsehvermögen auf dem linken Auge hat.
Im Frühjahr 2022 zog Kitty auf eine andere Pflegestelle um, da sich herausstellte, dass sie andere Katzen überhaupt nicht mag und die Situation mit den Katern auf der bisherigen Pflegestelle eskalierte. Kitty lebte nun als Einzelkatze und blühte regelrecht auf. Seit sie nicht mehr immer lauschen musste, ob irgendwo eine andere Katze ist, war sie sehr viel entspannter. Sie genoss die Frischluft an ihrem gesicherten Fenster, das Kuscheln und Toben mit dem Menschen und das nächtliche Schlafen auf dem Bett.
Wir inserierten sie demzufolge als Einzelkatze, und sie konnte am 8. Juli 2022 in ihr Für-Immer-Zuhause umziehen. Das berichten ihre Adoptanten aus den ersten Tagen im Zuhause:
„Es fühlt sich überhaupt nicht so an, als ob sie erst seit ein paar Tagen hier ist. Wochen oder Monate eher. Sie klettert am Balkonnetz nicht herum, das gibt ihr zu viel nach für ihren Geschmack. Dafür wird dann auf Schultern geritten. Und ich hab jetzt schon viel bessere Ideen, wie ich den Catwalk für sie gestalten sollte, um ihren Wünschen und Bedürfnissen gerecht zu werden. Und ihr Fell ist super seidig geworden. Ach, und Clicker-Training läuft auch schon. Sie liebt es, ihr Köpfchen beschäftigen zu müssen. Und ob es Leckerli, Streicheln oder Spielen als Belohnung gibt, ist ihr egal. Ich wollte sie ja langsam heranführen, aber sie war so enthusiastisch, da passe ich mich natürlich an ihr Tempo an. Kitty liebt es auf meinen Füßen und Beinen zu schlafen.“
In ihrem langen Stammbaum der vielen Streunerkatzen muss irgendwann mal ein Hund mitgemischt haben. Kitty liebt nämlich das Reisen und Gassigehen an der Leine. Die Adoptanten sind zu Weihnachten 2022 zur Familie verreist, und Kitty kam selbstverständlich mit!
2023 – Jolanda
Jolanda machte das erste Mal im Januar 2021 auf sich aufmerksam.
Unsere griechischen Freundinnen H. und I. berichteten zu diesem Foto:
„Im Januar 2021 hatte ein Einheimischer und Facebook-Freund von H. dieses Foto gepostet und als Kommentar geschrieben, dass seine blinde Katze Vögel jagt. H. bot an, dass wir unterstützen könnten, falls er Hilfe mit der blinden Katze bräuchte. Sie bekam nie eine Antwort. Ein paar Wochen später, an einem regnerischen Nachmittag, sahen wir auf dem Rückweg von den Futterstellen eine Katze am Rand der Hauptstraße. Aus der Art, wie sie ging und den Kopf hielt, schlossen wir, dass das Tier blind war. Wir hielten an und nahmen die Katze mit ins Auto, um sie nach Hause zu bringen. Sie war völlig unterernährt und mit Flöhen übersät. Dann erkannten wir, dass es jene war, die wir auf Facebook gesehen hatten. Wir haben alles Notwendige getan und innerhalb von 10 Tagen war die Katze ein völlig anderes Tier.“
Das blinde Kätzchen wurde Mitte Mai 2021 kastriert und erhielt dabei ihren Namen.
Jolanda verbrachte seitdem all ihre Zeit im „Blindenzimmer“ bei H. und I. im Haus, dass die beiden eingerichtet hatten, und gab sich als eine eher ruhige und zurückhaltende Katze. Die beiden fragten uns bereits damals, ob wir Jolanda eine Zukunft in Deutschland bieten könnten. Das konnten wir freilich zusichern, aber nicht sagen, wann das sein wird. Immer wieder kam sie auf unsere Reiseliste, doch immer wieder musste sie ihren Platz für größere Notfälle räumen.
Was uns dabei sehr bedrückte, war der Umstand, dass damals coronabedingt kaum Plätze für Tiere im Flugzeug frei waren, obwohl wir bei geplanten Reisen bereits Monate im Voraus den Flug buchten und immer wieder versuchten, ein Ticket nachzubuchen, auch noch während der Reisen. Leider meist vergeblich, und Jolandas Ausreise rückte in immer weitere Ferne. Jolanda war längst auf eine Reise mit Chip, Impfung und Tests vorbereitet. Sie saß gewissermaßen schon die ganze Zeit auf gepackten Koffern.
Im August 2022 jedoch war uns das Glück hold. Ein viertes Katzen-Flugticket konnte kurz vor Abreise ergattert und am vorletzten Tag eine flugtaugliche Box gekauft werden. H. und I. wurden mit der Nachricht überrascht, dass am kommenden Tag Jolanda endlich ausreisen könne. Die Freude der beiden trotz der extrem kurzfristigen Info könnt Ihr Euch sicher vorstellen.
Hier vertritt sie sich nochmal die Beine bei einem Zwischenstopp vor dem Flug:
Es war für Jolandas Reise aber auch höchste Zeit! Sie brachte neben Giardien leider auch Entzündungen in den Augenhöhlen und einen fürchterlichen Zahnstatus mit. Die Ärzte rieten dazu, zunächst die Zähne zu behandeln, da man hier mit reiner Antibiotikagabe nicht mehr viel erreichen kann. Die entzündeten Augen sind zwar auch heftig, aber mit Antibiose gut eindämmbar. Zwei Eiterherde in einer OP zu öffnen ist einfach zu riskant.
Leider war ihr Blutbild auch noch hinsichtlich eines FIP-Verdachtes auffällig. Doch mit nachfolgenden detaillierten Tests und Untersuchungen konnte Entwarnung gegeben werden. Die Zahn-OP fand dann Mitte September statt. Das Röntgenbild zeigte FORL wie aus dem Lehrbuch. Die kleine Zaubermaus musste bis auf die Eckzähne alle ihre Ruinchen hergeben. Teilweise waren die Zahnreste entzündet und mussten aufwendig aus dem Kiefer herausoperiert werden.
Als diese Riesenbaustelle endlich beseitigt war, beruhigte sich (natürlich noch medikamentös unterstützt) auch der Zustand ihrer Augen, so dass dort keine Operation notwendig war und Jolanda in die Vermittlung gehen konnte.
Wie auch Kitty zeigte Jolanda auf ihrer Pflegestelle deutlich (und für Andros-Katzen sehr ungewöhnlich) ihre Abneigung gegenüber anderen Katzen, so dass wir für sie ebenfalls ein Zuhause als Einzelprinzessin suchten.
Und wir fanden auch eines, wie man es sich kaum besser erträumen kann! Jolanda zog am 31. März 2023 um, lebte sich dort sehr schnell ein, genießt ihr Leben und wird von der Adoptantin aufs Fürsorglichste gepflegt! Denn als ihre Augen wieder zu tränen begannen, ergab eine Untersuchung beim Tierarzt, dass sich der Zustand ihrer Augen nun allerdings verschlechtert hatte und diese operiert werden sollten.
Die Operation wurde dann auch in einer Tierklinik mit Augenabteilung vorgenommen, und Jolanda genoss sogar Chefärztinnenbehandlung! Ihre OP hat sie inwzischen bestens überstanden und springt wieder herum, als wäre nichts gewesen.
Andros
Wenn wir von unseren Tierschutzaktivitäten auf Andros berichten, dann geht es dabei in erster Linie natürlich um die Katzen. Andros selbst kommt dabei immer etwas zu kurz, auch wenn wir versuchen, in unserem Andros-Tagebuch immer einige Blicke auf die Insel zu werfen.
Wir möchten das letzte Kapitel unseres Jubiläumsbeitrags daher ausschließlich Andros widmen, ein im Vergleich zu Kreta, Rhodos, Mykonos, Santorin und ähnlich bekannten Inseln noch eher verborgenes Juwel der Ägäis.
Andros ist die nördlichste und zweitgrößte Insel der Kykladen-Gruppe. Sie umfasst mit ihren rund 380 km² fast die Fläche der Stadt Köln, es leben dort nach der letzten Zählung in 2011 jedoch nur 9.000 Einwohner, also ungefähr nur so viel wie in Saßnitz auf Rügen.
Das steile Gebirgsrelief bildet eine außerordentlich abwechslungsreiche Landschaft. Kleine Wälder, fruchtbare Täler, ganzjährig wasserführende Bäche, Wasserfälle und Quellen sind an fast allen Berghängen zu finden. An der Küste befinden sich über 70 kleinere und größere Strände, etliche davon jedoch nur zu Fuß oder über hals- oder besser achsbrecherische Zufahrten zu erreichen.
Andros gliedert sich in drei Verwaltungsbezirke: Ydrousa im Norden, Andros (Stadt) mittig und Korthi im Süden.
Die „Inselhauptstadt“ heißt offiziell ebenfalls Andros, im täglichen Sprachgebrauch jedoch Chora. Sehenswert ist neben verschiedenen kulturellen Einrichtungen das malerische, autofreie Zentrum.
Der griechische Geschichtsschreiber Diodor überlieferte uns, dass die Insel ihren Namen Andros dem General des kretischen Königs Rhadamanthys verdankt. Aufgrund ihrer Lage war sie zu allen Zeiten von strategischer Bedeutung, beginnend mit einer prähistorischen Siedlung aus dem Ende des Neolithikums (4.500 – 3.200 v. Chr.).
Im Laufe der Jahrhunderte gaben sich kleinere und größere Nationen gewissermaßen „die Klinke in die Hand“, denn Andros war abwechselnd unter persischer, makedonischer, pergamenischer, römischer, venezianischer und türkischer Herrschaft.
Zu Wohlstand kam Andros durch die Seefahrt. Auf der Insel lebten zahlreiche Kapitäne oder andere höherrangige Seeleute. In den 1930er Jahren lag Andros auf Platz zwei bei der Anzahl der in Griechenland registrierten Schiffe, nur übertroffen von Piräus.
Der Zweite Weltkrieg überzog auch Andros mit Leid und Zerstörung. Als Erinnerung an diese finstere Zeit mag das Wahrzeichen der Inselhauptstadt Chora, der Tourlitis-Leuchtturm, gelten. Errichtet 1897, wurde er bei einem deutschen Luftangriff 1943 zerstört. Die Reederfamilie Goulandris unterstützte den originalgetreuen Neuaufbau des Leuchtturms in den 1990er Jahren.
In den nachfolgenden Jahrzehnten sank die Bevölkerungszahl durch große Auswanderungswellen, sowohl direkt nach Athen als auch ins Ausland.
Trotz der guten Erreichbarkeit – vom Flughafen Athen gelangt man in weniger als einer halben Stunde zum Fährhafen Rafina, mehrmals täglich abgehende Fähren benötigen lediglich zwei Stunden (Schnellfähren nur eine) bis zum Hafenstädtchen Gavrio – ist Andros touristisch noch wenig erschlossen.
Mit Batsi besitzt Andros einen einzigen richtigen Badeort, aber auch dort sucht man riesige Bettenburgen vergebens. Ferienhäuser und -wohnungen kann man überall auf der Insel buchen, sowohl in den wenigen größeren Orten als auch ruhig und abgelegen. Aber auch hier ist man von Massentourismus weit entfernt.
Andros hat sich seine reizvolle Ursprünglichkeit noch weitgehend bewahrt und verfügt über ein beeindruckendes Netz von über 300 km Wanderwegen, das sich über die gesamte Insel zieht. Ungefähr 160 km sind vollständig nach europäischem Standard ausgeschildert. In 2015 wurde die „Andros-Route“, eine 100 km lange, fortlaufende Strecke, vom Europäischen Wanderverein mit dem bedeutenden „Leading Quality Trails – Best of Europe“-Zertifikat ausgezeichnet und gehört damit zu den besten Wanderzielen in Europa.
Auf Andros befinden sich mehrere wichtige archäologische Stätten, die meisten davon öffentlich zugänglich und im aktuellen Zustand der Ausgrabung. Zahlreiche Funde sind in den beiden archäologischen Museen der Insel ausgestellt. Außerdem gibt es ein Seefahrts-Museum, zwei Folklore-Museen, ein Oliven-Museum, ein modernes digitales Museum und mehrere historische Klöster und Burgen.
Hier die mittelalterliche Festungsruine Epano Kastro mit dem Kirchlein Panagia Faneromeni. Von dort hat man nach atemberaubendem Aufstieg einen ebensolchen Rundumblick:
Auch wenn man es in den heißen Sommermonaten nicht glauben mag, zählt Andros zu den wasserreichsten Inseln Griechenlands. Zahlreiche natürliche Sehenswürdigkeiten zeugen vom Reichtum und der Vielfalt dieser Gegend, wie beispielsweise die Pithara-Wasserfälle.
Es gäbe noch so viel mehr über diese wunderschöne Insel zu schreiben! Doch ein Film sagt mehr als 1.000 Worte. Und auch auf unseren Androsreisen mussten wir immer wieder einmal für kleine oder größere Pausen innehalten – um Kraft zu schöpfen und um diese bezaubernde Insel im Ägäischen Meer ein wenig näher kennenzulernen. Genießt daher zum Schluss mit uns ein paar unserer eigenen Inselszenen!
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