Die Reisevorbereitungen sind angelaufen, das Kofferpacken hat begonnen. Klein, aber oho – mit dem Inhalt dieser Schächtelchen können ca. 75 erwachsene Katzen und 30 Kitten entwurmt, 18 bis 27 Katzen gegen Flöhe und Milben behandelt und 10 Katzen auf FIV und FeLV getestet werden. Parallel dazu wurde schon wieder eine Futterpalette gepackt – die inzwischen vierte. Wie immer ist auch diesmal unsere Palette (rechts auf dem Bild) die Größte! Sie kam am 29. März auf Andros an.
Gleich zu Beginn wurden dann schon die ersten vier Katzen zur Kastration gebracht – Samira, Ylvi, Kimi und Sophia. Aber wie immer nach der Ankunft führt noch am Abend erst einmal der Weg zur ersten Futterstelle. Die Neuigkeiten von dort sind keine guten. Der Winter hat Tribut gefordert – viele Katzen sind nicht mehr da und die, die zu finden sind, haben oft starken Katzenschnupfen. Elias hat es besonders schlimm erwischt und wurde durch Marie sofort mit Antibiotika behandelt. Bekannte Gesichter aus dem Vorjahr stellen sich ein. Manche noch ohne Namen, aber auch andere wie Aliki und Melina. Dazu neue Katzen, die alles noch aus sicherer Entfernung beobachten.
Aliki und Elias in der Sonne. Die Parasiten belasten zusätzlich zum Katzenschnupfen – Marie rückt ihnen nach und nach zu Leibe. Wie man bei Elias am Hals sieht, schützt ihn leider auch die Kastration nicht vor Revierkämpfen bei so vielen unkastrierten Katern. Elias ist ein sozialer Traumkater. Er schmust alle an, obwohl es ihm so schlecht geht.
Eine erste Reisekandidatin gibt es auch bereits – Amy. Marie bat A. diesmal, dass sie diejenigen Katzen reisefertig macht, die es am nötigsten haben, nach Deutschland zu kommen. Sie ist vor Ort und kann es besser einschätzen. Amy hat extremen Katzenschnupfen und frisst nicht mehr. Sie ist ein Neuzugang bei den Mülltonnen. Weil sie mit nach Deutschland kommt, konnte sie bei S. unterkommen. Das wird ihr das Leben gerettet haben – gut geht es ihr immer noch nicht. Das, was man als Bauch erkennen kann, ist Wurmbefall.
Die ersten vier Kastra-Kandidatinnen sind wieder zu Hause und auch froh darüber. Die Kastration erfolgt bei den Streunern übrigens nicht über den Bauch, sondern seitlich. Das hat den Vorteil, dass die Katzen schneller wieder beweglich sind und am nächsten Tag schon wieder freigelassen werden und sich zu den Glücklichen gesellen können, die schon im letzten Jahr kastriert wurden. Da kann man es sich in der Sonne gut gehen lassen.
Und schon sind die nächsten dran. 5 von diesen 6 Kitten sind am Müllplatz ausgesetzt worden. Bei der Tierärztin bekommen sie ein Antibiotikum gegen Katzenschnupfen gespritzt, eine Rundumbehandlung gegen Parasiten (Flöhe, Milben, Würmer) und werden nach Möglichkeit kastriert – drei sind Katzen, zwei Kater. Die Kleine wird eventuell nicht kastriert, weil sie zu winzig und krank ist. Sie wird mit nach Deutschland reisen, dann kann sie auch da kastriert werden.
Die Futterstelle ist wieder besser besucht. Die Katzen haben schnell gelernt, dass es jetzt dreimal täglich Futter gibt. Die beiden Kater leben am Müllplatz. Auch sie hat der Katzenschnupfen stark erwischt. Sie fressen kaum, lassen sich das Antibiotikum aber erstaunlicherweise in den Rachen werfen. Alte Haudegen, die sich zur Wehr setzen könnten, aber nicht eine Pfote heben, als ob sie wissen, dass die Tablette ihnen hilft. Abschließend kommen sie für eine Antibiotika-Spritze mit zur Tierärztin. Die hält dann nochmal für 6 Tage. Damit sind sie zeitlich lange genug mit Antibiotikum abgedeckt, um den Schnupfen zu behandeln.
Auch sie sind mittelfristige Reisekandidaten. Sie sind menschenbezogen, schmusen sich bei jeder Gelegenheit an. Mehr Kontakt zu Menschen wäre für sie einfach schön. Und auch sozial sind sie einfach tolle Charaktere. Man sieht ihnen deutlich an, dass sie mehr Pflege und ein Dach über dem Kopf brauchen, um dauerhaft gesund zu werden.
Ein Neuzugang der anderen Art. Sie lebt schon seit ein paar Wochen am Müllplatz. Marie und sie haben Bekanntschaft geschlossen. Ganz eindeutig kennt sie es, verscheucht zu werden, aber kam auf Ansprache näher. Sie ist eine ganz freundliche Hündin, auch die Katzen haben keine Angst vor ihr. Und dann hat sich endlich der total heruntergekommene, scheue Neuzugang ans Futter getraut. Das war auch bitter nötig…
Der Erfolg dieses Projektes hängt mit davon ab, dass die Versorgung der Tiere auch während der Zeit, in denen Marie nicht vor Ort sein kann, sichergestellt ist. Auf diese Frage angesprochen, schrieb Marie in einem Forum folgendes dazu:
„A. füttert, wenn ich nicht hier bin, einmal am Tag und bringt auch schwer kranke Katzen zur Tierärztin. Aber gerade ein Katzenschnupfen ist bei Streunern schwierig und zeitaufwendig zu behandeln. ‚Mal eben‘ zur Tierärztin geht es nicht, der Weg dauert hin und zurück anderthalb Stunden. Täglich Antibiotikum geben ist schwierig, z.B. heute, da hat Elias es morgens nicht gefressen. Ich kann das nachholen, aber ich mache hier auch den ganzen Tag nichts außer Katzen.
A. hat einen Alltagsjob, eigene Tiere, betreut eine eigene Streunergruppe und mehrere Kettenhunde neben meiner Futterstelle in mehreren Dörfern und sie macht zusätzlich meine Katzen reisefertig (die Tollwut-Impfung braucht 21 Tage Vorlauf). Da gibt es natürlich Grenzen des Machbaren. Also, gefüttert werden die Katzen regelmäßig und Notfälle bekommen medizinische Versorgung, wenn das Projekt finanzielle Mittel dafür hat (gerade sind die alle – das ist kein Spendenaufruf, sondern Tierschutzrealität).
Dass diesmal die Katzen erst so wenige waren, kann daran liegen, dass A. seit ein paar Wochen wegen eines familiären Notfalls nicht auf der Insel war. S. füttert die Katzen, aber betreut eben auch all die anderen Futterstellen in A.s Abwesenheit und hält sich dann nicht lange auf. Als ich ankam, lag abends z.B. Trockenfutter da, das S. hingebracht hat.
Die Katzen sind also versorgt, aber ohne die persönliche Ansprache kommen sie nicht zu festen Zeiten. Und die, die fehlen… das war der Winter, der für die Streuner auch im Süden hart ist. Sie brauchen geschützte Plätze im nächsten Winter. Das ist nur an einem öffentlichen Platz recht schwierig, da muss ich noch eine Lösung finden.“
Im Laufe der Reise hatten dann noch etliche Katzen das Vergnügen einer Kastration. Was dazu führte, dass Marie am 28. März vermelden konnte, dass alle Katze an den Futterstellen 1 und 2 sowie bei S. durchkastriert sind! Hier ein Überblick über die 16 Katzen, die bei dieser Reise kastriert wurden:
Mit nach Berlin flogen diesmal: Yuna, Milo, Panda, Amy (erstes Bild) und Liese (zweites Bild).
Leider gibt es im Nachgang eine traurige Nachricht: Liese hatte am 6. April über Nacht einen akuten, rezidiven (wiederkehrenden) Darmvorfall und wurde in die Klinik gebracht. Ein Rezidiv ist nicht so selten, deshalb sollte sie auch nicht wieder an die Futterstelle zurückgesetzt werden, nachdem sie in Griechenland deswegen schon eine Zeit in der Klinik verbringen musste.
Die Situation war leider ziemlich kritisch. Ein Herzgeräusch hatte sie ebenfalls, aber Handlungsbedarf ergab sich daraus nach der Untersuchung nicht. In den folgenden Tagen musste Liese aufgrund erneuter Darmvorfälle noch mehrfach in die Klinik.
Am 16. April schließlich nahm man sich dort noch einmal viel Zeit, um erneut alle Möglichkeiten zu durchdenken, es wurde wieder per Ultraschall untersucht, um zu schauen, ob es einen behandelbaren Auslöser gibt, ob eine Naht ausgerissen ist oder anderes, aber die Ursache lag in den schon länger bestehenden Schädigungen. Liese war da schon an die Inhalationsnarkose angeschlossen und schlief. So durfte sie ohne Schmerzen loslassen.