Oktober 2019 – Und täglich grüßt Wasilios

7. Oktober 2019

Noch während Lavinia ihre Juli-Reise plante, war klar, dass das nicht die letzte Andros-Fahrt für dieses Jahr sein konnte. Spätestens im Herbst muss noch einmal nach dem Rechten geschaut und das angegangen werden, was Lavinia schon als nächste Aufgaben vor sich sehen konnte. Diesmal fuhr sie jedoch nicht selbst.

Aber auch der Novize, der diese Reise antrat, setzte gleich zu Anfang eine gute Tradition fort und packte alles das…

… in den nun schon legendären „Andros-Koffer“.

Im Dezember, als Jörg den Reisebericht für Marie in die Foren schrieb, witzelte er noch über die Touristin, die Griechenlands Supermärkte plündert.

Aber bereits am Abend des ersten Reisetages stand er selbst mit dieser Beute auf einem Athener Lidl-Parkplatz – fast 70 Kilogramm Katzenfutter in handlichen Dosen, 5 Kilogramm Trockenfutter für Katzen und 20 Kilogramm Hundetrockenfutter für A., unsere griechische Partnerin auf Andros. Damit hat unser Reiseneuling seinen ersten Tag ganz passabel abgeschlossen.


8. Oktober 2019

Auf dem Programm stehen die Überfahrt nach Andros (erst heute – gelernt aus vorherigen Flugverspätungen und knapp kalkulierten Fährenanschlüssen) sowie ein Besuch der Futterstellen 1 bis 3. Letzteres auch schon heute, um gegebenenfalls sofort mit Antibiotikagaben beginnen zu können, um möglichst alle Reisetage auszunutzen.

Bisher war Jörg durch seine Reisevorbereitungen, das Sammeln wichtiger Informationen bei Lavinia, Maries Eltern und den griechischen Freunden, das Planen der wichtigsten und dringlichsten Aufgaben und dergleichen mehr zur Genüge abgelenkt. Aber an Bord der Fähre gab das erste Mal plötzlich nichts weiter für ihn zu tun. Ein sehr emotionaler Moment:

„Ich habe immer wieder Lavinias Reiseberichte gelesen, um mir die Orte und Katzen zu verinnerlichen. Aber ich las auch, wie bewegend es für sie war, das Projekt fortzusetzen, in große Fußstapfen zu treten und dann in die richtige Richtung weiterzugehen. Nun stehe ich selbst auf einer dieser Fähren, bereit abzulegen, das Deck vom Leerlauf des Schiffsdiesels unter den Füßen vibrierend, die kühle Morgenluft Rafinas atmend. Um dann die Sonne aus der Richtung meines Reiseziels aufgehen zu sehen.

Und nun endlich beginnt die Überfahrt, aber ich weiß nicht, was mich tatsächlich erwartet. Einen genauen Plan habe ich mit Lavinias und anderer Hilfe aufgestellt, aber mehr als ein Gerüst wird er nicht sein, denn ob dieser Plan und das echte Leben beste Freunde werden, ist ungewiss.“

Für viel Muße bleibt dann doch keine Zeit. Nach knapp 2 Stunden ist Andros erreicht und die Fähre legt in Gavrio an.

Und nach der Ankunft im Ferienhaus (dasselbe, das Marie auf fast allen ihren Reisen nutzte, da strategisch günstig gelegen und ausgestattet – jetzt sogar mit brauchbarem WLAN; Jörg muss also für guten Empfang nicht mehr auf das Dach steigen wie Marie auf ihrer ersten Reise), kommt schon Katze Cleo aus der Nachbarschaft vorbei. Sie hält sich gern hier im Hof auf, denn sie weiß, dass die Andros-Reisenden auch an sie denken und ihr ihre Ration zukommen lassen, die sie natürlich gleich bekam und dann auch in Windeseile inhalierte.

Der Besuch an den Futterstellen war ein weiterer sehr berührender Moment. Bisher nur auf Fotos erblickt – und nun die vielen, schon so oft gesehenen Katzen vor und hinter und um einen herum!

Was man für die Katzenforschung festhalten kann: „Lidl Coshida“-blau ist die Farbe, auf die alle Katzen stehen! Nähert sich ein Fremder den Mülltonnen, stieben alle Katzen davon. Holt dieser Fremde die blauen Futterdosen hervor, kann er vor Katzen nicht mehr treten.

Futterstelle 3:

Weiter ging es an Futterstelle 1:

An Futterstelle 1 gibt es auch wieder zwei neue „Augenkatzen“. Zum Glück konnte ihnen schon am ersten Abend ein Antibiotikum verabreicht werden. Hoffen wir, dass es an den folgenden Tagen auch gelingt. Das wären aber trotzdem auch schon wieder Reisekandidaten.

Und wer kommt selbstbewusst und festen Schrittes herbeigeschlendert, als Jörg an der Futterstelle 1 fast fertig war? Jörgs Patenkater Wasilios, der eigentlich mehr im Ort lebt, aber trotzdem die Futterstelle 1 als Boss fest im Griff hat. Anders kann man es nicht bezeichnen, wenn ein kastrierter Kater die potenten mit einem Pfotenhieb und kurzem Faucher von den Leckerlies vertreibt. Und diese Bilderflut von Wasilios muss man jetzt einfach aushalten:

Einer (noch mit Leckerlies in der Hand) gegen alle (noch ohne Leckerlies im Bauch)!

„Da hinten steht dein Auto und du musst an uns vorbei!“

Und auch Futterstelle 2 wurde besucht:


9. Oktober 2019

Der erste „richtige“ Tag auf Andros beginnt. Jörg und S. haben sich an Futterstelle 1 verabredet. Ein paar Katzen haben den Typen mit den coshidablauen Dosen von gestern wiedererkannt und kamen zur Begrüßung und warteten gemeinsam mit ihm.

„Wann kommt S.? Mir ist langweilig!“

Thorin weiß das Warten mit dem Räkeln zu verbinden.

Auch dieses erste Treffen war ein bewegender Moment – für beide Seiten. Für den einen die Bestätigung, dass es im Andros-Projekt weitergeht, wenn auch mit anderen Menschen, aber dennoch mit nicht weniger Herzblut. Für den anderen die Begegnung mit einem wichtigen Partner, von dem schon so viel die Rede war. Die Begrüßung fiel dann auch sehr herzlich aus. Viele Worte wurden aber nicht verschwendet, sondern beide wollten sich den Katzen zuwenden und schauen, welche sich fangen lassen und es auch nötig haben.

Jedoch, wie das mit Plänen so ist – genau in diesem Moment biegt das Müllauto um die Ecke und geräuschvolles Einsammeln der Abfälle beginnt. Natürlich sind alle Katzen wie vom Erdboden verschluckt. Lediglich ein paar ganz Zutrauliche interessieren sich mehr für Leckerlies und sogar der Haudegen lässt sich eins schmecken, das allerdings mit Antibiotikum gespickt ist. Anfängerglück? Wer weiß, aber nach ein paar Minuten sitzen zwei verdutzte Katzen in den Boxen und erleben die erste Autofahrt ihres Lebens – Richtung Tierärztin. Es sind die kleine Bunte, die kurz vorher am Auto mit auf S. wartete, und ein Tiger, der neu an der Futterstelle zu sein scheint. Da von der letzten Reise noch zwei Kastrationspatenschaften nicht vergeben werden konnten, heißen die beiden jetzt Medea und Thanos. Auf ein besseres Leben ab jetzt, ihr beiden!

An Futterstelle 2 zeigt sich Neela von ihrer besten Seite.

Aber auch Reiseneulinge bleiben nicht von traurigen Momenten verschont! Dieser kleine Rote an Futterstelle 3, der gestern noch wacker, aber friedlich in der Gruppe mitmischte, lag heute kalt und steif zwischen den Mülltonnen. So wie es aussah, wurde er wohl ein Opfer des an dieser Stelle herrschenden Verkehrs. Mehr als ihn dort wegnehmen und weiter hinten in der Wiese an einem Schilfgürtel unter Blättern und Zweigen zur Ruhe legen, konnte Jörg nicht für ihn tun. Schlafe sanft, Kleiner! Du gingst nicht unbeachtet und erhieltest von Lavinia noch den Namen „Amadei“.

Auf der Abendrunde an den Futterstellen ereignete sich nichts Neues. Leider waren an der Futterstelle 1 kaum Katzen anwesend, auch nicht bei einem deshalb anberaumten letzten Kontrollgang kurz vor dem Dunkelwerden. Aber da waren auch Kinder an den Mülltonnen zugange, die sich einen Spaß daraus machten, abgestellten Schrott zu demolieren. Wenigstens ließen sie die Katzen in Ruhe – hoffentlich nicht nur, weil Jörg ein wachsames Auge auf sie richtete.

Daher nur ein paar ruhige Impressionen zum Schluss eines Tages voller neuer Eindrücke.

Futterstelle 1:

Futterstelle 2 – satte und zufriedene Katzen genießen die blaue Stunde:

Futterstelle 3:

Und zum Schluss noch einige Inseleindrücke. Andros ist unbestritten auch im Herbst wunderschön, wenn der Vegetation die Spuren eines heißen Sommers anzusehen sind. Da wird selbst die Fahrt zur Tierärztin auf engen Serpentinen zu einem Vergnügen fürs Auge.


10. Oktober 2019

Der heutige Tagesbericht beginnt nicht mit Katzen, sondern gleich wieder mit einer Andros-Impression, nämlich einem morgendlichen Blick von der Dachterrasse des Ferienhauses.

 

Als nächstes ruft die Haushaltspflicht – und zwar Cleos Verpflegung. Hier ist sie schon satt und verdöst die ersten Stunden des Tages.

Auf der ersten Tagesrunde ein banger Blick zwischen die Mülltonnen an Futterstelle 3. Zum Glück ist diesmal alles in Ordnung und die Frühaufsteher unter den Katzen lassen es sich schmecken.

An Futterstelle 1 wird Jörg schon sehnsüchtig erwartet, und zwar von niemand anderem als Wasilios!

„Leckerlies?“

„Wie jetzt – gibt keine? Guck ich halt selbst nach!“

„Jede Wette, dass die hier drin sind!“

Und wieder steigt mit der bewährten Hilfe von S., der mit den Katzen eng vertraut ist, ein Kater in die Box.

Der Kater mit den Fold-Ohren – ein alter Bekannter, der bisher ungeschoren davonkam, es jetzt aber bitter nötig hat. Niesend, schniefend und gezeichnet von vielen Kämpfen bekommt er seine Chance auf ein neues Leben.

Jörg kommt sich langsam wie ein Auftragsjäger vor. Gestern erst ein Kater und eine Kätzin, deren Namen schon feststanden und heute dieser, der Samus Adoptantin schon lange am Herzen lag. Noch während er in die Narkose wegdämmert, bekommt er somit den Namen Odin.

Die Tierärztin kümmert sich sofort um ihn – er wird kastriert, verliert zwei Zähne, bekommt eine Depotspritze gegen den Schnupfen und Spot on gegen Parasiten. Normalerweise kerbt die Tierärztin das linke Ohr zum Zeichen der Kastration. Odin hat durch viele Kämpfe aber ziemlich zerfetzte Ohren, so dass ihr nichts anderes übrigblieb, als die andere Methode anzuwenden und die linke Ohrspitze zu kappen.

An der Futterstelle 1 sind auch weiterhin alte Bekannte zu sehen.

Mit Odin kamen auch die gestern kastrierten Medea und Thanos zurück, die an Futterstelle 1 gleich wieder freigelassen wurden.

Heute Nachmittag war Jörg bei S. „auf einen Kaffee“ eingeladen. Es wurden dann knapp drei Stunden Gespräche, Katzen anschauen und ein gemeinsamer Besuch der Futterstelle 2 daraus…

Und mit Freude kann berichtet werden, dass es den beiden Kitten, die Maries Eltern fanden, bei S. blendend geht. Sie saugen ihr Fläschchen ratzfatz leer und fressen auch schon richtiges Futter, keine Stückchen natürlich, aber immerhin!

Hier ein paar von S.´ Katzen, ein großer Teil hatte sich irgendwohin verkrümelt.

An der Futterstelle 2 war soweit auch alles in Ordnung. Heute daher nur ein Bild ganz speziell von Data, der bei der letzten Reise im Juli kastriert wurde.

Zum Abschluss des heutigen Tages wurde dann noch Odin an seiner Futterstelle freigelassen. Odin ist ein sprintstarker Kater! Box öffnen, Handy hochreißen und knipsen – das war das Ergebnis: Odin ist der tigerfarbige Fleck ganz hinten zwischen den beiden linken Pfosten des Unterstandes.

Medea zeigt sich auch schon wieder. Hier sieht man die seitliche Kastration und den sehr kleinen Einschnitt besonders gut.


11. Oktober 2019

Heute stand zur Abwechslung das Fangen an Futterstelle 3 auf dem Programm. Also wird dort erst einmal nicht gefüttert, sondern alle warten gelangweilt auf die Ankunft von S. Der Hunger der Katzen wurde natürlich ausgenutzt, die Anwesenden wurden mit Wurmtabletten und Spot on versorgt.

Diesmal kam auch eine Falle zum Einsatz. Allerdings keine mit Handauslösung, sondern mit Trittplatte. Für Jörgs Geschmack jedoch nicht weit hinten genug. Und außerdem sollen bereits kastrierte Tiere ja nicht noch einmal gefangen werden. Also wurde kurzerhand der Auslösehebel der Falltür mit einem ins Gitter gesteckten Souflaki-Spieß blockiert und daran eine lange Schnur gebunden, um den Spieß bei der richtigen Katze herauszuziehen. Und bevor die Frage aufkommt: Die Falltür wurde auch durch einen eingelegten Stock daran gehindert, komplett nach unten zu schlagen und heraushängende Schwanzwirbel zu brechen.

Deshalb kann dieser wunderbar cremefarbene Kater auch nach seiner Kastration weiter in voller Schönheit als „Leandros“ auftreten.

Auf die herkömmliche Art, also S. lockt die Katzen mit Futter möglichst weit in die Box und Jörg hilft am Katzenheck nach, wurde anschließend dieser Kater gefangen.

Von seinem Paten erhielt er den Namen Glykos.

Und zu guter Letzt auch der hier rechts auf dem Bild sitzende Kater, der nun auf den Namen Sokrates hört (links noch einmal Leandros).

Es wurden somit Kastrationspatenschaften für die drei hier noch friedlich schlummernden, inzwischen aber wieder flinken Kater gesucht (so flink, dass es vom Ausbooten diesmal leider keine Fotos gibt).

Eines der Ansinnen unserer Vereinsarbeit ist auch, die Einheimischen selbst dazu zu bringen, ihre Katzen kastrieren zu lassen. So brachte A. heute einen von ihr in ihrem Wohnort gefangenen Kater zur Tierärztin, dessen Kastration wir übernehmen. Der Kater wurde von seiner Kastrationspatin auf den Namen Frency getauft. Auch wenn es in diesem Fall eine sehr symbolische Handlung ist, da wir nicht wissen, ob es künftig von ihm mal ein Foto geben wird.

 

Lavinia stattete bereits im Juli Einwohnern auf Andros einen Besuch ab, da diese um Hilfe baten. Das waren V. und ihr Nachbar. Auch auf dieser Reise soll dort wieder geholfen werden. Jörg lieferte dafür heute die Boxen an, damit V. die Katzen morgen früh einfangen und zur Abholung bereitstellen kann. Hier ein paar Bilder von den dort lebenden Katzen.

Am Nachmittag folgte dann endlich das persönliche Kennenlernen von unserer Freundin und Partnerin A. und Jörg.

A. ließ es sich in typisch griechischer Gastfreundschaft nicht nehmen, zu einem „Snack“ in einer Gaststätte am Hafen einzuladen. Allerdings haben Griechen eine andere Vorstellung davon als wir, was ein „Snack“ ist – nämlich griechischer Salat, Saganaki, Pommes frites und ein großer Teller kleiner gebratener Fische. Letztere konnten beide jedoch nicht allein genießen.

Beim folgenden Bild wird sofort klar, warum nicht immer alle Katzen an Futterstelle 1 zu sehen sind. Die Restaurants sind für Katzen fußläufig erreichbar, und manchmal gibt es da einfach Schmackhafteres als Dosenfutter! (So ein Bild kann man aber wirklich nur unter Katzenfreunden zeigen – und ja, es ist wieder einmal Wasilios!)

 

Hier sah Jörg auch eine der am ersten Abend auf Andros erwähnte Augenkatzen wieder – die schwarz-weiße auf dem nachfolgenden Bild. Sie gehörte ebenfalls zu den Tischgästen. In Ruhe und bei Licht besehen ist da aber alles in Ordnung. Das rechte Auge ist einfach „nur“ blind. (Die andere Augenkatze ist bisher leider nicht mehr aufgetaucht.)

Am Ende waren dann wirklich alle Gäste satt und zufrieden.


12. Oktober 2019

Nach dem gestrigen Fangerfolg an Futterstelle 3 haben sich S. und Jörg für heute erneut dort verabredet, denn dieser Fanggrund ist leider noch nicht überfischt. Vorher erhielten die Katzen an Futterstelle 1 ihre Parasiten- und Wurmbehandlung.

Und wer darf da natürlich nicht fehlen? Logisch! Leckerli-Oberinspektor Wasilios!

Diesmal hat er sogar Verstärkung mitgebracht. Der Fahrzeugboden wird von Inspektoranwärterin Aliki auf Schmuggelgut untersucht, …

… während Hilfsinspektor Thorin im unaufgeräumten Kofferraum (alter, aber abgenutzter Schmugglertrick) unterstützt.

(Merkt man das eigentlich, dass ein gewisser Kater die Hauptrolle während dieser Reise spielt?)

Heute ist allerdings ein sehr stürmischer Tag. Etliche Katzen haben wohl keine Lust, sich den Müll um die Nase wehen zu lassen, daher war an Futterstelle 3 nur eine Handvoll anwesend, und das waren auch noch die Cleversten! Um es kurz zu machen – nach einer knappen Stunde des Ausharrens bestand der heutige „Erfolg“ in mehreren Katzen, die sich auf Schnurrhaaresbreite der Box näherten und einer, die zu einem Drittel drin stand.

Mehr Zeit konnte jedoch nicht aufgewendet werden, denn es gab noch die Verabredung bei V. und ihrem Nachbarn, die uns erneut um Kastrationshilfe baten. Immerhin hier konnte Jörg einen schwarzen Kater und drei Kätzinnen aufsammeln und der Tierärztin zur Kastration übergeben. Alle haben bereits Patinnen und Paten gefunden. Wir bedanken uns sehr herzlich für die Unterstützung!

Das bot Gelegenheit für noch ein paar Fotos der dort lebenden Katzen.

Eine Katze mit grünem und blauem Auge.

Lukas

Danach lernte Jörg noch die dritte griechische Unterstützerin kennen – A. (2), die nicht ständig auf Andros lebt und an deren Haus sich die Futterstelle 2 befindet, die während ihrer Abwesenheit von S. versorgt wird. So greift eine Hand in die andere! Zusammen mit A. (2) wurden heute auch dort die Parasiten- und Wurmbehandlungen durchgeführt.

 

Satte, zufriedene Katzen im satten, warmen Abendlicht an den Futterstellen 1 und 3. Ein Anblick, der über so viel gesehenes Leid hinwegtröstet und die nötige Kraft zum Weitermachen gibt!

In Abwandlung eines Country-Hits: „The bluest eyes of Andros!“ Unser Kleinweiß an Futterstelle 1!

Schade, dass er so scheu ist und sich nicht fangen lässt. Aber die Ohren sehen sehr viel besser aus als früher und jetzt kommt auch erst einmal die sonnenarme Jahreszeit.

Odin, der Weltklassesprinter, lässt sich ebenfalls blicken. Er ist zwar immer noch verschnupft, aber die Depotspritze zeigt schon Wirkung, denn am Montag hingen ihm die Rotzfäden noch bis zum Kinn.

Und auch er hat brav Wurmtablette und Parasitenmittel geschluckt (Spot on geht bei solchen Burschen nicht, aber zum Glück gibt´s da ja auch was zum Hinwerfen).

Unglaublich, aber wahr: zwischen dem Treffen mit A. (2) und der Abendrunde an den Futterstellen tat sich plötzlich eine Lücke von ungefähr zwei Stunden auf! Da musste dann doch einmal in den Leerlauf geschaltet und der Geheimtipp besichtigt werden, den A. gestern gab – eine abgelegene, einsame Badebucht. Mit ein paar Eindrücken von der auch dort wunderschönen Insel soll der heutige Bericht enden und das unterstreichen, was Marie und Lavinia schon feststellten: „Auf dieser Insel liegt ein Zauber!“

Am morgigen Abend hat S. unsere anderen griechischen Freunde und Partner und Jörg zu sich nach Hause eingeladen, um kurz vor dem Ende dieser Andros-Reise gemeinsam zusammenzukommen, sich am Erreichten zu freuen, wohl auch in Trauer sich zu erinnern und bestimmt über Künftiges zu sprechen. Und es wird auch zwei Reisekatzen geben. Dazu dann aber erst später mehr – nur soviel vorweg: erfreulicherweise fielen bei beiden die FIV- und FeLV-Tests negativ aus. Zwar „nur“ Schnelltests, aber immerhin!


13. Oktober 2019

Da die Tierärztin am Sonntag ihre Praxis normalerweise geschlossen hat, wurden heute keine Katzen gefangen. Aber für uns öffnete sie ausnahmsweise, damit die gestern abgelieferten Katzen abgeholt werden konnten (der Kater konnte ja gestern schon wieder nach Hause entlassen werden). Das waren die 3 Kätzinnen von V. und ihrem Nachbarn:

Die Fahrten zu den Futterstellen 1 und 3 waren diesmal mit noch mehr Emotionen angefüllt als sonst. Es waren die Abschiedsrunden – noch einmal schauen, wer alles so anwesend ist, noch einmal das heißgeliebte Futter austeilen, den zutraulichen noch einmal durchs Fell fahren, den scheuen noch einmal ein paar Leckerlies hinwerfen, um sich dann irgendwann doch losreißen zu müssen und zurück ins Ferienhaus zu fahren.

Futterstelle 1: Viele bekannte Gesichter haben sich eingefunden.

Der kleine, noch namenlose rot-weiße Kater. Keiner weiß, wo er herkam. Er hält sich immer etwas abseits und wartet, bis der große Trubel vorbei ist, um sich dann seinen Anteil zu holen. Das Fell ein wenig struppig, aber sonst wohlauf.

Ein prachtvoller, roter Kater, der langsam Zutrauen gefasst hat. Gesund aussehend und stolz. Hoffen wir auf wenige, folgenlose Katerkämpfe, um ihn im Frühjahr ebenso stattlich wiederzusehen.

Noch ein Gruppenbild gut versorgter Katzen an Futterstelle 1, um dann doch endlich aufzubrechen.

 

Fast schon den Zündschlüssel in der Hand, traut Jörg seinen Augen nicht. Medea stellt ihm zum Abschied noch ihre kleine Familie vor! Während Lavinias Besuch im Juli war sie hochträchtig und jetzt beim Fangen das Gesäuge noch deutlich spür- und sichtbar. Aber die Kleinen sehen prächtig aus – kein Schnupfen, saubere Augen, glattes Fell. Und sie fressen auch schon mit großem Appetit das Futter der „Großen“!

Auch wenn wir eigentlich keine Katzenwelpen sehen möchten, sind diese dennoch der Beweis dafür, dass regelmäßige Versorgung auch dafür sorgt, dass sie von ihren Müttern wenigstens gut durchgebracht werden, wenn sie denn schon mal da sind. Wir hoffen auf ein glückliches Wiedersehen!

War´s das?

Hmm…

Da fehlt doch einer…

Richtig!

Aber Wasilios hat es vorgezogen, den Abschiedsschmerz nicht noch zu vergrößern und blieb der Futterstelle heute fern.

Futterstelle 3: War zur Abschiedsrunde weniger gut besucht als sonst, es gab aber trotzdem nochmal ordentlich Futter. Irgendwann kommen sie doch alle angeschlendert. Die Futterstelle war bei dieser Reise in der Hand von Tigern und Lackfellchen, …

… von denen sich Leandros hervorragend abheben kann.

Während der letzten Runde hier zeigte sich plötzlich ein neues Gesicht. Er sieht aber recht wohlgenährt aus. Zaungast, der ein Zuhause hat? Oder schon länger da, aber misstrauisch geblieben?

Auch an dieser Futterstelle wird es wohl weiterhin einiges zu tun geben.

Am Abend stand der Besuch bei S. und den anderen Freunden und Unterstützern an, auch hier wieder mit typisch griechischer Gastfreundschaft. Als Gastgeschenk brachte Jörg seinen großen Restbestand des bei der Anreise in Athen schon vorsorglich sehr großzügig bemessenen Futtereinkaufs mit. Unter diesen Partnern ein viel besseres Geschenk als Blumen, Pralinen oder Champagner! Ganz nach dem Motto: „Praktisch denken, Futter schenken!“

Neila, nach der in den Internetforen schon gefragt wurde, zeigte sich nicht. Aber Cosy gab sich die Ehre und trug seinen schweren Prachtpelz an der Linse vorbei.

Unsere griechischen Partner wurden wieder darin bestärkt, dass das Andros-Projekt weitergeht und wir wissen, dass wir weiterhin auf sie zählen können! Aber nicht nur deshalb war es ein bewegender Abschied nach schnell verflogenen Stunden, sondern auch weil sich A. von ihrer „Augenkatze“ trennte, die eine der beiden diesmaligen Reisekatzen ist: Kiko, ca. 5 Monate alt, von A. gerettet. Sie sah sie im Juni als kleines Kitten an einer Straßenecke sitzen – mit zerkratztem Auge und den Kopf so schief haltend, dass ihre Notlage unübersehbar war. Woher sie kam? Vielleicht aus irgendeinem Haus der Umgebung ausgesetzt. Kiko soll nun in Deutschland Ruhe und Heilung finden und ein glückliches Leben führen können.

Schon im Vorgriff auf eine künftige Vermittlungsanzeige: „Wer kann nicht widerstehen und möchte dieser verspielten, zutraulichen, im Bett mitschlafenden Pattexkatze (von Jörg getestet) ein Zuhause geben?“


14. Oktober 2019

Aufgrund der ausgiebigen Abschiedsrunden an den Futterstellen 1 und 3 sowie des gastlichen Abends wurde die Verabschiedung an Futterstelle 2 heute morgen vorgenommen. Diese fiel aber etwas kürzer und auch ohne Fotos aus, da Kiko schon im Auto wartete und die zweite Reisekatze zusteigen sollte: Dora, wie sie von A. (2) auf Andros genannt, und im Juni 2018 von ihrer Patin auf den Namen Ciari getauft wurde, ist bereits 5 Jahre alt.

Sie stammt von einer privaten Futterstelle, die Marie komplett durchkastriert hatte. Inzwischen wohnt dort jedoch niemand mehr. Die ansässigen Katzen sind bis auf Ciari verschwunden. Im besten Fall nur abgewandert; es hält sich jedoch auch das Gerücht, dass „nachgeholfen“ wurde, was leider immer noch vorkommt. Ciari war die letzte an dieser Futterstelle noch lebende Katze. Sie ist gesund und wurde von Marie während der Juni-Reise 2018 gefangen. Daher ist sie eigentlich keine Reisekandidatin, aber wir haben uns in diesem Fall zugunsten einer Rettungsmission über unsere Auswahlkriterien hinweggesetzt.

Für künftige Adoptanten und natürlich ihre Patin auch von Ciari zwei Bilder:

Ja, und dann war nach den wie im Fluge vergangenen Tagen schon wieder der Zeitpunkt gekommen, Andros zu verlassen. Mit vielen neuen, auch emotional tiefgehenden Eindrücken, das Andros-Projekt nun auch selbst vor Ort weitertreibend, stand Jörg wieder einmal an der Reling, diesmal Kurs auf Rafina nehmend.


Nachtrag

Nun, nach seiner ersten Andros-Reise, möchte sich Jörg auch gern persönlich noch einmal zu Wort melden.

Zu Beginn jedoch ein kleiner, abschließender Tagesbericht mit ein paar Bildern der Reisekatzen Dora-Ciari und Kiko in der Unterkunft auf dem Festland, bevor sie gemeinsam den Flug nach Berlin antraten.

Eine letzte Griechenland-Impression – der Reisemorgen bricht an:

 

Den Flug von Athen…

… nach Berlin haben beide sehr gut überstanden.

„Nun bin ich wieder zu Hause und frage mich, wo die Zeit geblieben ist. Die Tage auf Andros vergingen rasend schnell. Und eigentlich könnte ich einfach auf Lavinias Wortmeldung nach ihrer Juli-Reise verweisen. Im Grunde ging es mir als ‚Reiseneuling‘ nicht anders als ihr. Es war eine anstrengende, trotz trauriger Momente wie den Fund des kleinen roten Tigers, der tags zuvor noch quicklebendig umhersprang, aber auch sehr befriedigende Zeit auf Andros. Denn neben aller Unsicherheit des Neulings hatte ich immer die Gewissheit, Gutes und Richtiges zu tun.

Zu dieser Reise entschlossen hatte ich mich, um selbst mit eigenen Augen das zu sehen und mit eigenen Händen das anzupacken, wofür ich in der schweren Zeit seit Mitte April bis zur Mitgliederversammlung Ende Mai so sehr gekämpft habe – den Verein und damit das Projekt irgendwie am Laufen zu halten, bis wir gemeinsam eine Fortsetzung beschließen und auch organisieren konnten. Diese war keine zu erwartende Selbstverständlichkeit, sondern gelang nur durch den Willen etlicher Vereinsmitglieder und Unterstützer, denen das Projekt am Herzen lag und weiterhin liegt! Dafür bin ich zutiefst dankbar!

Ich bin natürlich mit einer gewissen Vorstellung im Kopf abgereist, genährt durch viele Reiseberichte, Fotos und Gespräche. Aber dann selbst vor Ort zu sein, übertrifft alles bei weitem! Die kleinen Racker an den Futterstellen, die den Reisenden täglich mit leuchtenden Augen erwartungsvoll begrüßen, wachsen einem binnen weniger Tage so ans Herz, dass es schwerfällt, sich am letzten Abend von ihnen loszureißen und verabschieden zu müssen. Es bleibt dann erst einmal nur die Hoffnung, möglichst viele von ihnen beim nächsten Mal gesund und munter oder zumindest fang- und behandlungswillig wiederzusehen.

Und ich hatte Unterstützung von vielen Seiten! Mein Dank gilt an erster Stelle Lavinia, die mich mit wertvollen Informationen auf die Reise vorbereitete und mir während des Aufenthalts von Ferne gute Hinweise und Antworten auf meine Fragen gab. Verlassen konnte ich mich auf die Berichterstattung in den Foren durch zwei Vereinsmitglieder, die mein ‚Rohmaterial‘ an Bildern und Texten veröffentlichten. Ebenso hielt ich Kontakt mit Maries Eltern, für die die Fortsetzung des Projektes auch aus einem ganz anderen Blickwinkel bedeutsam ist. Und nicht zuletzt habe ich unseren griechischen Partnern von ganzem Herzen zu danken, die das Andros-Projekt unterstützen und inzwischen auch für mich gute Freunde wurden!

Sehr gefreut habe ich mich ebenso über den Zuspruch und die Hilfs- und Spendenbereitschaft der in den verschiedenen Internetforen Mitlesenden; auch das gibt Kraft, das Tagesprogramm durchzuziehen. Denn die Stunden sind prall gefüllt – beginnend mit der ersten morgendlichen Fütterrunde, dem Fangen von Katzen, den Fahrten zur Tierärztin bis zur abendlichen Futterstellen-Tour und der den Tag beschließenden Aufbereitung der Fotos und Informationen für den Tagesbericht. Medikamente müssen portioniert und vorbereitet, Kater zur Ausnüchterung untergebracht, Boxen müssen geschrubbt und tausend andere kleine Dinge erledigt werden. Und immer wieder gilt es abzuwägen, was nun der nächste sinnvolle Schritt ist. Versuchen beispielsweise S. und ich, noch eine Stunde länger auszuharren, um genau die eine Katze einzufangen, die wir uns in den Kopf gesetzt haben, oder fangen wir in der Zeit an einer anderen Stelle lieber zwei oder mehr Katzen, die bisher nicht auf dem Plan standen?

Womit ich überhaupt nicht rechnete, war die Freundlichkeit der Einheimischen mir gegenüber! Zu keiner Zeit wurde ich negativ angesprochen oder gar beschimpft, ein höfliches ‚Kalimera‘ oder ‚geia sou‘ war die Regel. Was sicher auch S. zu verdanken ist, der die Futterstellen täglich versorgt und gewissen Respekt bei seinen Landsleuten genießt. Natürlich geriet auch ich an den Nachbarn einer Futterstelle, der Kastration als Eingriff in Gottes Plan ansieht, aber er bedankte sich immerhin dafür, dass die Katzen gefüttert werden.

Und ich kann nur bestätigen, was Lavinia im April schrieb: Es ist sehr anstrengend, aber zutiefst lohnend! Vor allem aber – es ist machbar! Auch für unerfahrene Neulinge, denn inzwischen gibt es wieder viele neue gelebte Erfahrungen, die weitergetragen werden können. Man muss sich jedoch seiner Ressourcen und Grenzen bewusst sein – planloser Aktionismus und Gefühlsduselei bringen hier überhaupt nichts. Und man muss es wollen, von ganzem Herzen, aber trotzdem mit nüchternem Pragmatismus!“

Als Fazit dieser Reise bleibt somit festzuhalten:

  • 11 Katzen wurden kastriert (4 Kätzinnen, 7 Kater): Medea, Thanos, Odin, Frency, Leandros, Glykos, Sokrates, Pollux, Paris, Sia und Roxana.
  • An den drei Futterstellen haben die Katzen wieder für eine Zeit Ruhe vor lästigen Parasiten.
  • 2 Katzen reisten nach Deutschland: Augenkatze Kiko und Dora-Ciari, die letzte Überlebende einer ehemaligen Futterstelle.
  • Amadei bleibt in unseren Herzen.
 
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