Kater Rossi sucht das Glück.

24.02.2023

Hier möchten wir von unserem tapferen FeLV-Kater Rossato berichten, der im August 2022 von Griechenland nach Deutschland kam und bereits im November sein neues Zuhause fand und nun Rossi heißt. Er überwand auf unserer Pflegestelle zunächst seine Anämie (ausgelöst durch Mykoplasmen) und noch einige andere Baustellen, bekam eine Zahnsanierung und wurde von seiner Adoptantin schon sehnlichst erwartet.

 

Er fand dort in Kater Meo einen Kumpel. Und Meo, ebenfalls FeLVie, musste nicht mehr allein sein, nachdem ihn sein bisheriger Weggefährte Sam leider verließ.

 

Adoptantin Sandra stand mit uns von Anfang an in enger, herzlicher Verbindung und setzte alle Hebel in Bewegung, um die anfängliche gegenseitige deutsch-griechische Skepsis der beiden Charakterköpfe zu überwinden. Und sie schaffte, was Brüsseler Politiker bis heute nicht hinbekommen: Harmonie und Einigkeit zwischen den so unterschiedlichen Europäern!

 

Bis das Schicksal wieder zuschlug.

Vor kurzem kehrte Rossis Anämie mit schrecklicher Wucht zurück. Rossi wurde apathisch, seine Blutwerte sackten in den Keller.

 

Doch Sandra gab nicht auf. Eine Bluttransfusion und schnelle Behandlung mit Antibiotikum, Interferon und Erythropoetin (EPO) rettete Rossi das Leben. Wir blieben mit Sandra die ganze Zeit in Kontakt, mit den Ärzten wurde der weitere Fahrplan aufgestellt und Rossi zeigte wieder Lebensmut.

 

Die regelmäßige Kontrolle ergab jedoch kurz darauf wieder schlechtere Blutwerte. Eine zweite Bluttransfusion wurde notwendig, der medizinische Fahrplan wird enger getaktet, und nach intensiven Beratungen in den entsprechenden Gruppen beginnt Sandra eine Behandlung mit RetroMAD1. Dieses Mittel ist ein neuer Ansatz und eine der letzten Hoffnungen für FeLVies – ähnlich wie GS bei FIP.

Für uns ist klar: wir stehen weiter an Sandras Seite, um unserem ehemaligen Pflegekater zu helfen! Wir möchten nichts unversucht lassen, solange es auch nur ein Fünkchen Hoffnung gibt und Rossi sich dabei nicht quälen muss.

 

Wir knüpfen Kontakte und sammeln Informationen – viele Augen sehen mehr als zwei, bestehende Netzwerke sind schneller nutzbar.

Doch ganz direkt gesagt: Rossis Behandlung wird länger dauern und viel kosten.

Sandra erfuhr glücklicherweise bereits Spendenbereitschaft durch einige Bekannte und Freunde. Wir möchten ihr nun helfen, mehr Öffentlichkeit zu finden und Spenden effizienter einsetzen zu können.

Letzteres organisierten wir bereits. In diesem Notfall und da es sich um einen unserer Pfleglinge handelt, konnten wir mit der behandelnden Klinik vereinbaren, dass bei den Rechnungen ein Tierschutzrabatt berücksichtigt wird.

Wir richteten weiterhin einen PayPal-Spendenpool ein, der dank unserer Gemeinnützigkeit komplett gebührenfrei ist.

Wir werden für Sandra die Spenden koordinieren, können bei Rechnungen in Vorleistung gehen und ihr die Last abnehmen, sich auch darum kümmern.

 

Selbstverständlich werden Sandra und wir Euch auf dem Laufenden halten!

Lasst uns gemeinsam dem liebenswerten Rossi helfen, alle Chancen zu nutzen, die sich ihm bieten!

 

25.02.2023

Rossi bekam gestern die zweite Bluttransfusion, die er auch sehr gut vertrug, und ist inzwischen wieder daheim.

Doch bevor wir Neues von Rossi berichten, gebührt unsere Aufmerksamkeit seinem Kumpel Meo. Sandra schrieb über ihn:

„Bei aller Sorge und allen Kampf um Rossi geht es mir auch sehr um Meo, dass er nicht wieder einen Freund verliert. Bestimmt erwähnte ich schon mal, wie unglaublich toll, lieb und sozial Meo ist, der sich zwar nen Keks freut, wenn er raufen darf, sich aber sofort freundlich zurücknimmt, wenn es dem Kumpel nicht so gut geht. Keine Ausgrenzung, keine Unsicherheit, kein Angriff, einfach nur liebes da sein.“

 

Für Rossi hoffen wir nun, dass die gestrige Bluttransfusion besser bzw. länger wirkt als die letzte vor 10 Tagen. Was diesmal der Unterschied ist: Er bekommt bereits EPO, Interferon und Cortison, was die Wirkung hoffentlich steigert; letztes Mal bekam er dies erst drei Tage später. Außerdem hatte nun das Antibiotikum mehr Zeit seine Arbeit zu tun (er bekommt es natürlich weiterhin). Nächsten Mittwoch ist wieder Kontrolle in der Tierklinik. Dann sollte idealerweise das Hämatokrit-Wert wenigstens wieder gestiegen sein.

Seine Medikamente nimmt er ganz brav mit Schlecksnacks, er scheint zu wissen, was gut für ihn ist.

Erstmals seit vielen, vielen Tagen zeigt Rossi wieder Interesse am Balkon. Er hüpfte auf die Kratztonne in die Sonne. Meo lässt seinen Kumpel selbstverständlich nicht aus den Augen!

 

Kleinen Katzenfrechheiten ist Rossi auch nicht abgeneigt, und er schaut wieder deutlich wacher aus!

 

26.02.2023

Die geplante Behandlung mit RetroMAD1 kann beginnen, die erste Lieferung kam überraschend schnell!

 

Das Medikament muss dreimal täglich gegeben werden. Sandra überlegt nun, welcher Rhythmus für Rossi und auch für sie selbst mit Rücksicht auf ihre Arbeitszeit am besten funktioniert. Auch muss sie erst einmal schauen, wie bereitwillig oder mit welchen Tricks Rossi das Medikament annimmt, das oral verabreicht werden muss, denn es schmeckt recht bitter. Da die Behandlung immerhin 90 Tage dauert, wäre ein Ritual hilfreich.

Rossi hat schon mal sein Ritual gefunden. „Wenn ich Medizin schlucken soll, dann bitte hier auf diesem Platz.“

 

Meo schaut sich das Ganze lieber aus unerreichbarer Höhe an.

 

Zum Glück ist Rossi aber auch ganz und gar nicht nachtragend. Vor allem dann nicht, wenn Sandra in der Küche werkelt und dieser Platz so nahebei ist, dass man dort schnell mal was Leckeres zugesteckt bekommen kann – frei nach Wilhelm Buschs Frommer Helene: „… jeder Jüngling hat wohl mal ’n Hang fürs Küchenpersonal.“

 

Der Sonntag macht seinem Namen alle Ehre. Rossi ist sehr entspannt – bei 3 Grad, aber Sonne satt.

 

02.03.2023

Die Gabe der verschiedenen Medikamente und dabei auch zu beachten, dass davor und danach gewisse Abstände zum Füttern einzuhalten sind, stellt Sandra vor einige Herausforderungen, die mit der strengen Observation durch die Katertiere nicht kleiner werden.

 

Nach der zweiten Bluttransfusion war Rossi weiterhin wesentlich aufgeweckter als vorher. Es gab bereits wieder Spielansätze mit Meo – noch lange nicht so aktiv wie vorher, aber immerhin! Man kann sogar Meo eins hinter die Ohren geben, wenn er es wagt, mit auf den Tisch zu wollen. Das ist doch aber Rossis Platz!

 

Am 1. März war wieder Kontrolltermin. Leider war der momentan wichtigste Wert, der Hämatokrit, inzwischen wieder abgesunken. Gehofft hatten wir, dass er sich wenigstens stabilisiert hätte. Allerdings war der Wert ingesamt höher als nach der ersten Transfusion. Ein wenig haben die Medikamente dann wohl doch schon angeschlagen. Und eine Anämie zu bekämpfen, braucht leider viel Zeit.

Doch dass gestern Sandras Stimmung trotzdem nicht die beste war, kann man sich sicher vorstellen, und auch wir hatten uns natürlich ein besseres Ergebnis erhofft. Aber Rossi leidet nicht, so dass die Behandlung weitergeführt und Anfang nächster Woche erneut kontrolliert wird.

Sandra schreibt dazu: „… der Kampf geht weiter, auch wenn er sich erstmalig so richtig zäh anfühlt. Da es aber eh keine andere Option gibt, ist Aufgeben auch keine – solange Rossi will, will ich auch. Gewinne ich den nachhaltigen Eindruck, dass er nicht mehr will, wird er nicht leiden. Aber soweit sind wir noch nicht.“

Wir drücken unserem roten Herzenskater alle Daumen und stehen weiter an Sandras, Rossis und Meos Seite!

 

10.03.2023

Beim nächsten Kontrolltermin am 7. März stellte sich heraus, dass der Hämatokrit entgegen aller unserer Wünsche leider noch stärker zurückgegangen war. Nach wirklich intensiven Abwägungen sowohl mit den Ärzten als auch mit uns wollte Sandra das allerletzte Fünkchen Hoffnung noch nicht aufgeben; es wurde für den 8. März eine erneute Bluttransfusion vereinbart.

Sandra hat Rossi den ganzen Tag um sich und kann beurteilen, ob Rossi selbst keine Kraft und keinen Willen mehr hat. Rossi wurde zwar bedingt durch die Anämie wieder schwächer, aber er hat sich selbst noch nicht aufgegeben.

Die dritte Transfusion hob den entscheidenden Wert wieder an, sogar ein klein wenig stärker als bei der Transfusion vorher. Gleichzeitig wurde das Antibiotikum, das gegen seine Mykoplasmen helfen soll, abgesetzt. Er bekommt nun ein anderes, und zwar das, welches ihm noch vor seiner Vermittlung auf seiner Pflegestelle gut geholfen hatte.

 

Natürlich wünschen wir uns weiterhin von ganzem Herzen, dass Rossi wieder auf die Pfoten kommt!

Aber nach den Erfahrungen der letzten Wochen müssen wir ehrlicherweise sagen, dass unser Optimismus einen sehr großen Dämpfer bekommen hat. Für Sandra ist es eine Gratwanderung zwischen „an welcher Stellschraube kann man noch drehen“ und „bereitet das für Rossi Stress und Leid“, und für uns alle ist es verbunden mit dem bangen Warten auf die nächste Kontrolle Mitte kommender Woche.

Ein kleiner Trost bei all dem ist, dass Rossi so gar nicht nachtragend ist, sondern sich nach jeder Behandlung oder jedem Arztbesuch wieder ganz schnell und sehr verschmust seine Zuwendung abholt!

Bei der Unterstützung, die Sandra durch Spenden erfährt, finden sich auch leckere Gaben für Rossi selbst, mit denen er selbstverständlich verwöhnt wird (und Meo bekommt auch etwas davon ab):

 

24.03.2023

Rossi genießt dank Sandras liebevoller Pflege die Sonne, die sich endlich einmal zeigt, und er entdeckte an kühleren Tagen eine kleine Heizmatte für sich.

 

Rossi ist allerdings in den letzten Wochen immer ruhiger geworden, auf den Catwalk geht er schon lange nicht mehr. Sein Kumpel Meo ist ihm gegenüber sehr rücksichtsvoll, er bedrängt Rossi nicht, sondern ist einfach nur bei ihm.

 

So vergingen die Tage nach der dritten Bluttransfusion bis zum Kontrolltermin am 15. März.

Unsere winzig kleine Hoffnung, dass das neue Antibiotikum angeschlagen hat, das ihm damals auf seiner Pflegestelle half, wurde leider grausam zerschlagen. Sein Blutwert war noch stärker abgesunken als bei den Transfusionen vorher. Neben den Mykoplasmen, die auch zu Anämie führen und gegen die das Antibiotikum wirken sollte, war nun wohl die FeLV-Infektion endgültig ausgebrochen.

Mit dieser erschütternden Erkenntnis konnte Sandra nun nichts weiter tun, als Rossi weitere anstrengende Arztbesuche zu ersparen und Rossi noch so lange wie möglich eine glückliche Zeit zu schenken und ihm dann auf seinem letzten Weg zu begleiten:

„Ich bin nicht überrascht oder entsetzt, nur sehr traurig, aber darauf eingestellt bin ich nun schon eine Weile. Es ist unfair, dass dieser junge Prachtkater keine Chance hat, aber wir machen uns nun noch schöne Tage, solange es Rossi einigermaßen gut geht. Der Stress für ihn mit ständigen Klinikbesuchen hört nun auf. Wenn es soweit ist, lasse ich eine Tierärztin nach Hause kommen.“

 

Am Sonntag, dem 19. März 2023 jedoch begann er hörbar unter Atemproblemen zu leiden, so dass Sandra mit ihm nur noch in die Klinik fahren konnte, um ihm Schlimmeres zu ersparen.

 

„Rossi… ein Kater wie kein Zweiter, ein Draufgänger, ein Kuschler, ein Kletterer, ein Gourmet, ein Gourmand, ein kontaktfreudiger, angstfreier Kater, der nur spielen, futtern, kuscheln, raufen wollte. So lieb, so arglos, immer alles verzeihend, nie nachtragend, ein Leckerchen und seine Welt war in Ordnung.

Rossi… ein Kater, der nie eine Chance hatte, dem das Schicksal ein sehr mieses Blatt zuteilte. Ich könnte schreien vor Wut, dass ihm nicht zu helfen war. Ich werde brüllen. Später.

Aber nun weine ich um ihn, denn aller Zorn hilft nicht – ihm nicht, mir nicht. Ich konnte nur noch seine Pfote halten und den letzten von tausenden Küssen auf seine Stirn drücken bei seinem letzten Atemzug. Die Narkose wirkte binnen wenigen Augenblicken, er starb noch bevor die Herzspritze kam, so schwach war er.

Nicht einmal das Sterben daheim konnte ich ihm ermöglichen, er fing heute an schwerer, hörbarer zu atmen und ich wollte niemals riskieren, dass er nach Luft ringend erstickt, während ich schlafe oder im Büro bin.

Rossi, grüße mir den Sam und sag ihm, dass auch er noch vermisst wird. Hab euch beide lieb!

Am Mittwoch wird er beerdigt in einem Garten bei jemandem, der ihn nicht weniger liebte als ich. Ich danke Dir!“

 

Lieber Rossi, auch wir sind untröstlich, dass Dir nur so wenig Zeit in einem liebevollen Zuhause vergönnt war. Du solltest doch Deine Chance, nicht als kranker Streuner irgendwo auf Andros enden zu müssen, nutzen können!

Wir sind der Pflegestelle sehr, sehr dankbar, die sich nach seiner Ankunft in Deutschland voller Zuwendung um ihn kümmerte, so dass er dort seine Anämie besiegen und vermittelt werden konnte.

Wir finden keine Worte für das, was Sandra auf sich nahm, um Rossi dieses Glück zu geben, endlich angekommen zu sein und ein behütetes Leben zu schenken, bis irgendwann die tückische FeLV-Infektion ausbrechen würde. Dass dies nun schon vier Monate nach seinem Einzug bei Sandra geschah, entsetzt uns zutiefst.

Sandra, wir trauern mit Dir und sagen aus tiefstem Herzen „Danke!“, dass Du Deinem Rossi, unserem Rossato, so lange es ging, ein geborgenes Zuhause voller Liebe gabst und auch seinen letzten Weg mit ihm gemeinsam gingst.

Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass Rossi immerhin ein kleines Glück gefunden hat. Auf Andros hätte er in seinem anämischen Zustand, infiziert mit Mykoplasmen und FeLV, wohl nur wenige Wochen überlebt. So aber konnte er immerhin noch fast 8 Monate geborgen und umsorgt erleben, was es bedeutet, ein liebevolles Zuhause zu haben – sowohl auf der Pflegestelle als auch bei Sandra.

Am 24. März 2023 fand Rossi seinen Ruheplatz bei den beiden Androskatern Billy und Dimitri, die ihm schon vor einiger Zeit vorausgingen.

 

Dieser Beitrag kann auch in sozialen Medien geteilt werden:

nach oben