Juli/August 2021 – Eine etwas andere Reise

Kapitel 1: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…

Dieser Bericht von Jörgs Andros-Reise vom 28. Juli bis 6. August 2021 unterscheidet sich sehr von allen vorherigen.

War es doch bisher so, dass der Reisende sich nach einem langen Tag auf Andros hinsetzte und noch bis spät in die Nacht schrieb und Fotos bearbeitete, um tagesaktuell und detailreich von der Insel und ihren Katzen zu berichten.

Diesmal probierten wir Neues aus, speziell zugeschnitten auf die Internet-Foren, in denen unsere Unterstützer zu finden sind: Es gibt alle zwei oder drei Tage einen aktuellen Bericht – komprimiert auf das Geschehen vor Ort, ganz speziell bezogen auf die seit jeher gewohnten täglichen Kastrationskatzen, und nach der Reise veröffentlichen wir dann ganz entspannt etwas Ausführlicheres.

Das nimmt die Anspannung vom Reisenden und von der „Vereinsstimme“. Und in den Foren können alle ebenso in Ruhe eine Nachlese halten.

Diese Vorgehensweise hatten wir auch mit der Erwartung geplant, dass es täglich Kastrakatzen geben wird und wir alle Hände voll zu tun haben würden, die Kastrationspatenschaftswarteliste zu bewältigen.

Das kam nun ganz anders. Aber davon irgendwann später mehr…

Lasst uns also am Anfang beginnen.

Am Anfang steht wie immer der Androskoffer, der stets erstaunlich viel Zubehör schluckt und diesmal einen Umweg über Kreta nahm, da ein erholsamer Familienurlaub den Auftakt bildete:

Der Plan war dann, dass die Familie an einem frühen Nachmittag direkt von Kreta nach Hause fliegt und Jörg von Kreta nach Athen, um die letzte Fähre nach Andros zu nehmen und den Abend gemütlich in der Ferienwohnung ausklingen zu lassen. Zeit genug zwischen der Landung in Athen und dem Ablegen in Rafina wäre gewesen.

Ja, mach nur einen Plan!
Sei nur ein großes Licht!
Und mach dann noch ’nen zweiten Plan.
Geh´n tun sie beide nicht.

(aus: Bertolt Brecht, Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens)

Diese Zeilen haben sich bewahrheitet. Aber erstaunlich genug: nicht die Corona-Pandemie hatte Schuld!

Zuerst wurde der Abflug eine Viertelstunde später angekündigt, da der vorherige Flug später ankam. Dann wurden nochmal fünf Minuten draufgepackt wegen technischer Probleme am Flugzeug. Am Ende wurden es zwei Stunden Verspätung. Das Fahrwerk des Flugzeugs berührte die Athener Landebahn um 17:30 Uhr. Exakt in der Minute, als sich die Fähre vom Festland löste…

Die zwei Stunden Wartezeit auf Kreta nutzte Jörg gründlich, um nach Tickets für die erste Fähre am nächsten Morgen Ausschau zu halten, die Vermieterin auf Andros zu informieren und eine Übernachtung irgendwo in der Nähe des Fährhafens zu finden. Und um dem Flieger mit der Familie hinterherzuwinken, der nun nicht eine Stunde nach, sondern eine vor ihm in Heraklion abhob…

Man mag über exzessive Nutzung von Smartphones in der Öffentlichkeit lästern und über Airbnb & Co. schimpfen, aber in solchen Situationen sind alle diese Errungenschaften ein Segen für den gestrandeten Reisenden, der, mit einem neuen Plan bewaffnet, beruhigt ins Flugzeug nach Athen stieg.

Und dieser Plan funktionierte, mein lieber Bertolt!

So blieb außerdem genügend Zeit, die Fährtickets noch am Vorabend abzuholen und den traditionellen Einkauf beim Lidl zu bewerkstelligen.

Auch diesmal anders als sonst: Früher war mehr Lametta Katzenfutter!

Das gekaufte Futter war aber nur das Starterpaket für die ersten Tage bzw. die Nahrung für in der Ferienwohnung noch unterzubringende Reisekatzen. Denn mit der letzten Futterbestellung für S., die wieder über den Landhandel auf Andros erfolgte, hatte Jörg auch einen Vorrat für sich zurücklegen lassen.

Am nächsten Morgen dann die Überfahrt nach Andros – ohne weitere Zwischenfälle und mit strengem Corona-Management, denn auch im innergriechischen Fährbetrieb darf man die Schiffsplanken nur geimpft, getestet oder genesen und mit Maske betreten.

In Gavrio dann ein besonderes Ziel!

Lange gemeinsam mit den Griechen daran gearbeitet, aber bisher nur auf Fotos gesehen. Aber dann persönlich davorzustehen, war schon ein erhebender Moment.

Auch wenn es doch eigentlich nur ein Schild ist, an dem die meisten wahrscheinlich achtlos vorübergehen, weil sie den Katzen zwar nichts Böses wollen, aber sich auch nicht dafür interessieren.

Doch diese mit Genehmigung der Gemeinde Andros angebrachten Schilder, die die Futterstelle als öffentlich geduldet ausweisen, sollen den Streunern ein wenig mehr Schutz vor Übergriffen bieten.

Nun aber nicht lange aufgehalten, sondern erst einmal ab in die Ferienwohnung – mit herzlichem Empfang durch die Vermieterin! Sie weilt derzeit auch auf Andros und bewohnt das zweite Appartement im Haus. Das Andros-Projekt kennen sie und ihre Familie schon seit Maries allererster Reise im April 2017; diese Unterkunft ist sozusagen Basislager für sehr viele der nachfolgenden Reisen geworden.

Nach einer kurzen Verschnaufpause, dem Abwerfen des Gepäcks und der Einkäufe ging es trotz aller Sehnsucht nach den Katzen nicht an die Futterstellen. Es war bereits Mittag und die Hitze einfach zu drückend, als dass da irgendein Schnurrhaar anzutreffen wäre.

Es bot sich daher direkt ein Besuch bei S. an. Von Jörg zeitlich perfekt geplant – genau zum Mittagessen bei ihm mit der Tür ins Haus gefallen, und somit dank griechischer Gastfreundschaft gleich mit zu Tisch geladen!

So schön das Wiedersehen auch war, so traurig war das Tischgespräch mit S. teilweise…

Denn kurz zuvor fielen zwei seiner – und somit auch unserer – Katzen dem Straßenverkehr zum Opfer: Paddy und Thea. Beide gerade etwas über ein Jahr alt und erst im August bzw. Oktober des Vorjahres kastriert, hätten sie doch eigentlich ein langes, gut versorgtes Leben führen sollen.

Ein wenig Trost und Ablenkung bot dann der Rundgang auf dem Grundstück, auf dem S. und Jörg von vielen der dort lebenden Katzen begleitet oder wenigstens beäugt wurden. Hier nun also eine erste Bilderflut:

Vor kurzem wurden an Futterstelle 1 wieder drei Kitten eingesammelt und zu S. gebracht.

Sie wurden von ihrer Mutter zurückgewiesen, waren aber für ein selbständiges Leben noch viel zu jung.

Tuppes, der wenige Tage später ebenfalls über die Regenbogenbrücke ging.

Es schmerzt noch einmal besonders, diesen entspannten Moment am Anreisetag zu betrachten, als wir noch nicht wussten, was drei Tage später passieren sollte.

Doch behalten wir den Kleinen mit diesem Bild als zufriedenen und entspannten Kater in Erinnerung…

Nach dem Besuch bei S. stellte sich Jörg im Landhandel vor, in dem wir die beiden letzten Futterbestellungen tätigten, und holte sein reserviertes Futter ab: 72 Dosen zu je 810 Gramm. Mehr als genug für eine Woche Futterstellenbetreuung! Aber was übrig bleibt, bekommt S. sowieso als Abschiedsgeschenk.

In Vorbereitung auf die geplanten Reisekatzen kaufte Jörg auch gleich noch einen großen Beutel Klumpstreu – billig und qualitativ sogar besser als die sonst vorab gekaufte Streu.

Während der vergangenen Reisen immer nur dran vorbeigefahren und kaum wahrgenommen, entpuppte sich der Landhandel tatsächlich als respektabler Bau- und Gartenmarkt im „Tante Emma“-Stil, wo es auf engstem Raum so ziemlich alles gibt, von kleinen Tütchen mit Gemüsesamen und diversen Pflanzen über Tierbedarf bis zu großen Regenwasserspeichern und sonstigem Baumaterial. Und was es nicht gibt, wird eben bestellt.

Dementsprechend vollgestellt ist der Laden, was zur Folge hatte, dass erstmal auf die Suche nach den Paletten gegangen werden musste und Faktotum Dimitri dann die ehrenvolle Aufgabe hatte, die Stiegen hinter Drahtzaunrollen und diversen Paketen hervor zu zerren und Jörg direkt in den Kofferraum zu packen. Da wird Service noch groß geschrieben!

Vom Zuschauen erschöpft und da es noch viel zu früh für die abendliche Fütterrunde und außerdem knackig heiß war, legte Jörg eine Erfrischungspause am Strand ein.

Vor ein paar Jahren war „Paralía tis griás to pídima“ noch ein Geheimtipp auf Andros. Doch wie es mit Geheimtipps so geht – inzwischen ist der kleine Strand gerade im Sommer mit Einheimischen überlaufen. Dennoch ist es immer wieder ein Genuss für Auge und Leib, vom Parkplatz den Hang hinunterzusteigen, noch ein kleines Stückchen zu gehen, um dann ins herrlich klare und angenehm warme Mittelmeer zu gleiten, sich vom Wasser tragen und von der Sonne verwöhnen zu lassen.

Solchermaßen erfrischt, wollte Jörg noch einem kleinen Kirchlein einen Besuch abstatten, das einsam und geheimnisvoll am Hang, jeden Abend im Sonnenuntergang strahlend, den Blick vom Ferienhaus auf sich zieht. Ein vergebliches Unterfangen, da die Straße nach einer kurzen betonierten Strecke lediglich aus abgefrästem und einigermaßen plattgewalztem Felsgestein besteht und für normale Kleinwagen schlicht unbefahrbar ist.

Aber kurz vor der Einsicht, dass eine Umkehr doch besser als vier platte Reifen ist, erschien eine kleine Kapelle am Wegesrand. Leider verschlossen, aber nicht minder bezaubernd in ihrer Umgebung stehend.

Immer wieder beeindruckend – das schlichte, strahlende Weiß griechischer Gebäude vor einem unendlich tiefblauen Himmel!

Inzwischen war dann doch die Zeit herangekommen, die drei Futterstellen aufzusuchen und „unsere“ Androskatzen wiederzusehen.

Obwohl wir ja immer wieder Fotos von den Griechen bekommen, ist der erste Besuch dennoch jedes Mal spannend! Wer wird sich tatsächlich einfinden? Gibt es Neuzugänge? Sind alle noch so zutraulich? Sind sie gesund oder schnupft wer?


Kapitel 2: Neues von den Futterstellen und ein paar Kastrationskatzen.

Der Abend des ersten Tages auf Andros war angebrochen. Zeit also, endlich die drei Futterstellen aufzusuchen.

Futterstelle 2

Hier herrschte schon reges Treiben, viele der dort lebenden Katzen ließen sich blicken.

Direkt vor die Linse hüpften:

Zwei Neuzugänge gab es auch.

Leider waren sie während der ganzen Reise nur an diesem Abend zu sehen.

Nur der rechte Kater mit dem markanten Mittelscheitel ließ sich noch ein-, zweimal blicken, aber leider sehr weit weg, um auch beim kleinsten Lufthauch wieder zu verschwinden.

Nachdem die ganze Bande den Inhalt der ersten Futterdosen dankbar schmatzend in ihren Mägen verschwinden ließ, zog es den Reisenden weiter zu…

Futterstelle 3

Diese Stelle dort ist über die Zeit auf eine Stammbesatzung mit Timos, Sokrates und Miss Meier zusammengeschrumpft.

Dass Sokrates dieser Futterstelle die Treue hält, freute den Reisenden besonders.

Seien wir doch mal ehrlich: So sehr uns alle Androskatzen am Herzen liegen und wir für alle das Beste wollen – es ist doch wie zu Hause mit den eigenen Katzen. Es gibt immer die eine oder andere, die einem besonders nahesteht, die vielleicht ein Leckerlie hier oder einen Krauler da mehr bekommt als die anderen.

Und Sokrates ist Jörgs besonderer Liebling. Aber was Wunder – bei so einer Schmusebacke!

Wer auch vorbeischaute, war die kleine unkastrierte Katze, die seit letztem August dort lebt, aber nicht immer zu sehen ist.

Der Reisende vermerkte sie gedanklich auf der Kastrationsliste und hoffte, dass sie am kommenden Morgen Lust auf einen Ausflug zur Tierärztin hat.

Weiter ging es dann zu…

Futterstelle 1

Erstaunt und ernüchtert stand Jörg allein auf weiter Flur.

Lediglich ein Futterspender und auch hier das durch uns initiierte Schild waren außer ihm anwesend. Sowie 12 Dosen Milch. Einerseits ein sehr gutes Zeichen, dass es Einheimische gibt, die an einer nun mit Erlaubnis der Gemeinde bestehenden Futterstelle etwas spenden. Andererseits ist das mit Milch so eine Sache…

Unverdrossen klapperte Jörg trotzdem mit den Futterdosen.

Dem Dosenklang folgte Dimitri.

Mit sicherem Abstand verharrte ein unkastrierter, dünner Kater, der bisher nicht zu sehen war.

Und es tauchten zwei der vier Kitten auf, die S. zufolge seit kurzem auch dort leben.

Hier noch einmal der dünne Kater, der sein Kastrationsbedürfnis unverhohlen zur Schau stellt.

Und gleichzeitig sieht man auf diesem Foto die Antwort auf die Frage, warum an dieser Futterstelle so gut wie nichts los war.

Es ist ein Müllplatz, und den erfahrenen Reisenden wunderte es erst einmal nicht, wenn jemand ein Schrottauto dort abstellt. Das Wohnmobil links im Bild wurde von Jörg in diese Kategorie eingeordnet. Dem Äußeren nach zu urteilen, wurde es nur noch aus Gewohnheit und vom Rost zusammengehalten. Merkwürdig nur, dass es ein holländisches Kennzeichen trug.

Doch offensichtlich war die Mobilruine noch bewohnt, denn ihr entstieg ein junges Paar vom Typ „Aussteigerhippie mit Rastalocken“ und ein Rottweiler, der erst einmal fröhlich auf der Wiese hinter der Futterstelle herumtobte.

Somit war klar, dass sich da freiwillig keine Katze blicken lässt; und wer weiß, wie lange die da schon standen.

Das waren natürlich komplett desillusionierende Aussichten für diese Futterstelle, und der Reisende beendete den Tag sehr nachdenklich.

Der nächste Morgen erfreute den Reisenden aber wieder mit viel Trubel an…

Futterstelle 2

Einige weitere Katzen gaben sich die Ehre oder präsentierten sich etwas fotogener als gestern:

Data führt den perfekten Katzenmorgen vor:

Als nächstes ging es an die…

private Futterstelle bei S.

Zum einen war geplant, dort eine Kastrationskatze einzusammeln und zum anderen gemeinsam mit S. an die anderen Futterstellen zu fahren, um unkastrierte Katzen zu fangen.

Aber erst einmal wurde fotografische Jagd auf Katzen gemacht, die gestern keine Lust hatten, den Reisenden zu begrüßen.

Dem Reisenden war das Glück hold – an den beiden Futterstellen konnten die gestern gesehenen unkastrierten Katzen ziemlich schnell eingefangen werden:

Trotz des am Vormittag immer noch an Futterstelle 1 vor sich hin rostenden Wohnmobils und seiner Bewohner zeigte sich Thorin.

Es bestand also Hoffnung, dass dann doch noch weitere Katzen zu ihrer Futterstelle zurückfinden.

Auf diese Weise wieder etwas fröhlicher gestimmt, machte sich Jörg mit seiner Reisegruppe auf den Weg, …

… die dann auch bei der Tierärztin einträchtig zusammenblieb.

Lassen wir die drei nun ihren Narkoserausch ausschlafen und schleichen uns leise aus diesem Kapitel heraus…


Kapitel 3: Der Reisende lässt es (mangels Kastrationskatzen) ruhig angehen und futtert sich bei Einheimischen durch.

Unsere drei Kastrationskatzen haben nun ausgeschlafen und kehren zurück.

Perla wurde von S. erst einmal zur Beobachtung in einen seiner Käfige gesetzt, damit wir sicher sein können, dass alles gut verheilt, bevor sie wieder draußen herumtoben darf.

Eine Kastrations-OP ist bei weiblichen Katzen ja doch etwas Größeres.

Angesichts der Transportbox mit einer Katze darin schlug sich Samson lieber in die Büsche.

Man kann ja nie wissen!

Die drei Kitten hingegen beäugen neugierig ihre neue Käfignachbarin.

Klausi verbrachte ebenfalls noch die Nacht im Ferienhaus in seiner Box.

Amelie wurde im Ferienhaus in den sogenannten Wintergarten gesetzt, den wir auch gern für die Unterbringung von Reisekatzen nutzen.

Auch sie soll dort zwei Tage beobachtet werden.

Inzwischen läuft alles wieder routinemäßig ab. Die Futterstellen werden besucht, dabei werden nun auch Parasitenmittel und Wurmtabletten an die Anwesenden verteilt.

Das Wochenende steht vor der Tür, daher hält Jörg zu Beginn sehr Ausschau nach weiteren Kastrationsanwärtern, denn die Tierärztin arbeitet sonntags natürlich nicht, und am Samstag gab es aufgrund privater Feierlichkeiten die Ansage, bis spätestens 10:00 Uhr zu erscheinen. Also nicht zum Mitfeiern, sondern zum Katzen abliefern…

Leider ließ sich am Samstagmorgen nirgendwo eine unkastrierte Katze blicken.

Futterstelle 1

Hier gab es einen kleinen Hoffnungsschimmer, nachdem das Schrottmobil nebst Insassen offenbar doch noch in der Lage war, aus eigener Kraft von dort wegzukommen.

Im Ort, nicht weit von der Futterstelle entfernt, lief Jörg eine Katze über den Weg, die ihm sehr bekannt vorkam und ihm dann sogar folgte!

Futterstelle 2

Futterstelle 3

Außer der Stammbesatzung, die noch auf Amelies Rückkehr wartet, erschien abends in der Ferne eine bisher nicht gesehene bunte Schönheit.

Dem dreifarbigen Fell nach zu urteilen, müsste es ein Mädchen sein.

Das linke Ohr jedenfalls ist noch unmarkiert.

Besuch bei G.

Seit Herbst 2020 haben wir bekanntlich Kontakt zu einem Einheimischen auf der anderen Inselseite. Noch nicht sehr lange also, dafür aber umso intensiver. G. ist nämlich jemand, der nicht wartet, bis jemand aus Deutschland angereist kommt, sondern hat nach der ersten gemeinsamen Kastrationsaktion im Oktober 2020 das Heft selbst in die Hand genommen.

Sobald bei ihm Katzen zu kastrieren sind, meldet er sich bei uns und kümmert sich mit unserer Zustimmung selbst um alles.

Auf diese Weise wurden in der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft mit ihm bereits sechzehn Katzen kastriert.

Diese Eigeninitiative ist etwas, was wir auf Andros auch erreichen wollen. Daher ist es umso wichtiger, mit solchen Menschen in Kontakt zu bleiben – und deshalb haben Jörg und G. sich am Sonntag verabredet.

G. betreibt mehrere Ferienhäuser, und in einem lebt er selbst mit seinen Eltern. Jörg kam am frühen Nachmittag bei ihm an – auch hier genau dann, als die Familie zu Mittag essen wollte. Also fand sich der Reisende zusammen mit etlichen der dort lebenden Katzen in der großen Küche wieder, um auch hier mit größter Gastfreundlichkeit bewirtet zu werden.

So sah es unter dem Tisch aus: Der Rote hinten ist Chico, der vorn Rico. Die Tigerin links ist Nele und rechts liegt Felis.

Die Küchentür bewachen Cadis (links) und Mister Barbarossa Meier (rechts).

Cadis beherrscht die Kunst, Tischgäste zu hypnotisieren:

„Du bist gaaaanz entspannt… dein Arm wird gaaaanz schwer… deine Hand sinkt nach uuunten… mit was Leckerem zwischen den Fingern…“

„Waaas? Ich soll nicht betteln?“

„Mach ich gar nicht! Du gibst mir doch freiwillig was ab, oder?“

Noch ein paar Schnappschüsse:

Nach Speis und Trank und freundlichen Gesprächen, wobei auf weitere Zusammenarbeit angestoßen wurde, machte sich Jörg auf den Heimweg.

Da sich inzwischen eine der größten Hitzewellen der letzten Jahrzehnte über den Süden Europas wälzte, war Abkühlung notwendig. Praktisch, dass Jörg sich irgendwann einmal eine Karte mit den Stränden auf Andros anfertigte. Immerhin 38 Strände (und das sind sicher nicht alle) auf einer Insel, die nur ungefähr zwei Fünftel so groß ist wie Berlin. Da gibt es doch sicher was zu entdecken!

Diesmal war es Paraliá Pláka. „Pláka“ heißt soviel wie Platte oder auch Grabstein. Letzteres könnte auf die Autos gemünzt sein, die sich, von einer Hauptstraße abzweigend, fast vier Kilometer auf diesem Weg zum Strand quälen müssen:

Den Abend ließ der Reisende in seinem Lieblingslokal ausklingen. Reichhaltige griechische Küche mit frischesten Zutaten! Letzteres weiß Jörg deshalb so genau, weil der Restaurantbesitzer seinen Garten direkt hinter dem Ferienhaus hat. Und täglich zwischen 7 und 8 Uhr am Morgen knattert dieser auf seinem Moped daher, um die Hühner zu füttern und das Gemüse für den Tag zu ernten.

Inzwischen kennt man sich schon, was mit herzlicher Begrüßung beiderseits verbunden ist, sobald man sich sieht. Außerdem wird der Reisende im Restaurant auch vom Chef selbst bedient.

Wie immer finden sich Tischgäste ein. Diesmal wieder eine alte Bekannte, die im Ort lebt: Christa II.

Ihre Ohren sehen, wie leider so oft bei weißen Katzen, nicht besonders gut aus. Das war jedoch im vergangenen Jahr, als Lavinia sie traf, noch nicht so, wie man hier sehen kann.

Wir erfuhren von unseren griechischen Freunden, die Christa II auch kennen, folgendes: Sie lebte bisher bei einer Ladenbesitzerin im Ort und wurde dort versorgt. Leider wurde der Laden geschlossen, die Frau zog weg und seitdem kümmert sich niemand mehr um Christa II. Damit hat sie offenbar auch ihren rettenden Unterschlupf vor der heißen griechischen Sonne verloren.

Sie könnte daher eine der nächsten Reisekandidatinnen werden, deshalb baten wir die Griechen, sie bis zur nächsten Reise einzufangen und bei sich unterzubringen. Bisher wurde Christa II jedoch nicht mehr gesichtet.

Nach dem Essen noch ein kleiner Spaziergang durch den Ort, und sowohl der Tag als auch dieses Kapitel klingen aus.


Kapitel 4: Besuch bei H. & I.

Der Vorteil eines nachträglichen Reiseberichts: der Autor kann in künstlerischer Freiheit hin- und herspringen, wie es ihm beliebt. Denn bevor sich Jörg beim Einheimischen G. zu Tisch bitten ließ, stand erst ein Besuch bei H. & I. auf dem Programm. Aufgrund der Bilderflut reicht das aber für ein eigenes Kapitel.

Daher hier nur vorher ein schneller Blick auf…

Futterstelle 1

Hier schauen wir ebenfalls noch kurz vorbei:

Futterstelle 2

Denn Jörg fand es sehr anrührend, was ihn dort erwartete! Die Katzen haben so schnell wieder Vertrauen zu ihm gefasst, dass er sogar schon auf dem Weg vom Parkplatz zur Futterstelle abgeholt und begleitet wird!

Aber sie wissen ja auch, dass es dann erstmal reichlich zu futtern gibt.

Nun aber auf zu H. & I.!

Es ist Sommer und der Tourismus zieht glücklicherweise wieder an, was auch wichtig für unsere beiden Freundinnen ist, denn sie leben wohl zu einem nicht geringen Teil von Urlaubsgästen in den Orten. Deshalb war dann auch nur eine der beiden anwesend, was aber der Herzlichkeit keinen Abbruch tat.

Die beiden sind bekanntlich sehr rührig und versorgen Katzen in der gesamten Region dort. Alles in Augenschein zu nehmen, ist da schlicht nicht möglich! Dieser Besuch hatte daher diesmal die Futterstellen in einem Ort im Westen der Insel zum Ziel.

Bei einer der nächsten Reisen gibt es dann sicher Bilder von den Plätzen in der weiteren Umgebung zu sehen.

Der Tag war allerdings schon weit fortgeschritten, so dass zwar noch viele Katzen auf ihr Futter warteten, doch aufgrund der Hitze eben nicht alle.

Aber H. & I. wären nicht die, die sie sind, wenn sie dafür keine Lösung gehabt hätten! Den Reisenden ereilte am Abend eine Bilderfolge von Katzen, die sich dann wieder blicken ließen.

So können wir hier nun etliche unserer Katzen zeigen – und H. & I. kennen sie trotz der Menge alle mit Namen!

I. hat hinter ihrem Haus einen kleinen Garten angelegt.

Dort finden alle ihre Katzen eine letzte Ruhestätte. Auch unsere Hanni schläft nun dort.

Im Ort selbst gibt es eine malerische Futterstelle auf dem Weg ins Zentrum mit den vielen Tavernen. Besonders in der Sommerhitze sind die schattenspendenden Bäume und die kleinen Bächlein, die am Rand dahinplätschern, eine Wohltat!

An dieser wunderschönen Stelle lebt die nicht minder schöne Snowball.

Zum Abschluss noch zwei Ortsansichten, …

… und schon hieß es wieder Abschied nehmen von zwei unermüdlichen, engagierten Tierschützerinnen, die jetzt in der touristischen Hochsaison nicht so arg viele Katzen kastrieren lassen können.

Doch sie deuteten an: Wenn der Herbst kommt, aber dann…!

Auch diesmal soll der Bericht mit dem Besuch eines weiteren Strandes ausklingen. Jörg hatte „Paraliá Apothíkes“ ausgewählt. Der Blick bei Google Maps versprach ruhige Entspannung – wieder eine schlechte Straße und am Ende eine kleine Bucht als Ausläufer eines Tales.

Unten angekommen die „Überraschung“ – knackevoll, Sonnenschirme, Liegen und eine Strandbar mit Rambazamba.

Aber weiter oben an der Schotterstraße war es wieder ruhig, und der Ausblick grandios.


Kapitel 5: Reisekatzen und Abschiedsrunden.

Wie schnell die Zeit vergeht! Schon neigt sich die Reise dem Ende zu, die letzten Besuche an den Futterstellen stehen an.

Drei Katzen, die diesmal mit nach Deutschland reisen, haben ihr Zwischenquartier im Ferienhaus bezogen. Diesmal sind es die Reisekatzen Billy, Kitty und Robin.

BILLY

Obwohl Billy leider schon nicht mehr unter uns weilt, möchten wir auch hier noch einmal an ihn erinnern.

Der kleine Billy, der wegen seines Megacolons keine Chance mehr gehabt hätte, an einer Futterstelle zu überleben, wurde von unserer griechischen Partnerin A. bis zu dieser Reise versorgt.

Im Ferienhaus zog er in den „Wintergarten“. Er zeigte sich leider sehr scheu, aber nicht aggressiv und zog sich die meiste Zeit in eine Ecke zurück. Sein Futter, wegen des Megacolons viele kleine Portiönchen am Tag, fraß er aber brav.

KITTY

Kitty, eines der Blindchen von H. & I. (die, wie sich inzwischen herausstellte, doch noch über einen Rest Sehfähigkeit verfügt), nahm Quartier im Bad.

Der kleine Wirbelwind, der Jörg sehr stark an Silas, den Reisekater vom Oktober 2020 erinnerte, schaffte es aber dennoch, immer mal wieder auszubüxen und sich mit einem „Hallo, hier bin ich!“ in Szene zu setzen.

Dank ihres endlos langen, dünnen, geringelten Schwänzchens verpasste Jörg ihr den Spitznamen „Marsupilami“.

Sie reiste mit, weil ihr rechtes Auge zwar entfernt wurde, aber die Stelle immer wieder anschwoll. In Vorbereitung auf die Reise gaben H. & I. ihr Prednisolon, und Jörg setzte die Behandlung fort. Das führte erfreulicherweise immerhin dazu, dass die Schwellung am Abreisetag fast vollständig zurückgegangen war. Aber das kann kein Dauerzustand sein. Irgendetwas ist da noch im Argen, und das sollen Spezialisten in Deutschland untersuchen.

ROBIN

Robin ist ein alter Bekannter von Futterstelle 1, der schon in 2017 das erste Mal dort gesehen und kastriert wurde. Leider verschlechterte sich sein Augenlicht über die Zeit immer mehr. Und als er in diesem Jahr an einem Abszess litt, wurde er ebenfalls von A. eingesammelt und von der Inseltierärztin behandelt. Nun wurde es auch Zeit für ihn, auszureisen und in Deutschland medizinisch versorgt zu werden.

Hier ein Foto aus dem Juni 2018. Robin schien ein Abo auf Abszesse zu besitzen, und er war schon immer ein ganz liebenswürdiger Bursche.

Marie schrieb zu diesem Foto: „Robin hat sich völlig profimäßig in die Box heben lassen – er ist ein ganz freundlicher Kater, verschmust mit Menschen, sozial mit Artgenossen, der Sohn von Eleni. Der Abszess wird gleich behandelt, die dicke Wange ist dann Geschichte.“

Da der Wintergarten und das Bad belegt waren, Robins Giardientest negativ war und er eine Schmusebacke vor dem Herrn ist, hatte er das Privileg, den verglasten Anbau am Schlafzimmer (quasi „Wintergarten Nummer 2“) zu bewohnen.

Und bei Bedarf, also logischerweise immer, das Bett mitzubenutzen.

Das funktionierte alles völlig problemlos. Nach einer vorsichtigen Orientierungsrunde wusste er, wo Futter und Toilette stehen, benutzte letztere auch ganz brav und machte durch Maunzen auf sich aufmerksam, wenn ihm nach Zuwendung war.

So sah das dann meist aus (bitte Ton einschalten – insbesondere bei der zweiten Hälfte des Filmchens):

Dann war die Zeit für die letzten Touren zu den drei Futterstellen gekommen.

Futterstelle 1

Ein schönes Gruppenbild: unten Melina, Medea, Dimitri und Hyazinth. Oben platt hingestreckt im Mittagsschlaf Klausi.

Melina und Dimitri.

Medea ist zu allen freundlich! Immer wieder schön zu sehen, wie sozial diese Streuner miteinander umgehen!

Klausi geht es prächtig!

Hier ist Klausi in aller Eleganz und Anmut zu sehen:

Futterstelle 2

Futterstelle 3

Hier waren zum Abschied die kleine Besetzung sowie ein Überraschungsgast anwesend.

Amelie erschien nach ihrer Freilassung nicht wieder. Das ist oft nicht ungewöhnlich. Immerhin ist die Futterstelle durch das Einfangen und die nachfolgende Beobachtung in der Ferienwohnung erst einmal ein unsicherer Platz aus Katzensicht.

Außerdem war Amelie auch früher auf Fotos immer nur sporadisch abgelichtet. Entweder kommt sie nicht regelmäßig oder sie ist grundsätzlich sehr vorsichtig. Doch schön wäre es trotzdem gewesen, sie noch einmal zu sehen.

Ein erfreulicher Nachtrag: Unsere Freundin A. (2) sah sie einige Tage später, als sie jedoch leider weder Handy noch Fotoapparat dabei hatte. Aber am 31. August passte alles.


Kapitel 6: Rückreise mit Hindernissen.

Vor der endgültigen Abreise wurden selbstverständlich auch noch S. und seine Katzen besucht, um ihnen die vielen übriggebliebenen Futterdosen zu übergeben.

Bevor sich S. und Jörg jedoch auf dem Grundstück nach den Katzen umsahen, die zur Verabschiedung vorbeikamen, unterhielten sie sich über die Katzen, die in letzter Zeit Opfer des Straßenverkehrs wurden. Dazu später mehr.

In diesem Zusammenhang ließen sie auch diejenigen Revue passieren, die lange nicht mehr zu sehen waren, denn S. führt eine Liste mit allen seinen Katzen: wann sie zu ihm kamen, ob sie nach Deutschland ausreisten oder was ihnen sonst widerfahren ist.

Normalerweise erfahren wir natürlich, wenn einer Katze etwas zustößt. Aber eine Information kann auch mal verloren gehen – gut, dass es diese Liste gibt. So hörte Jörg leider auch, dass Phönix im Januar diesen Jahres erkrankte und verstarb.

Das fröhliche Gewusel auf dem Hof tröstete dann aber doch wieder ein wenig…

Im Vordergrund ist Tayo zu sehen. Rechts neben Tayo liegt Sia.

Leider müssen wir noch einmal Trauriges mitteilen. Als Jörg nach der Landung in Berlin sein Handy wieder einschaltete, las er als erstes eine Nachricht von S., der Sia am selben Tag morgens als ein weiteres Opfer auf der Straße fand.

Sie wurde im Juli 2020 kastriert und lebte seitdem in der großen Katzengruppe bei S.

Auch Sia fand nun ihren Platz unter unseren Sternenkatzen.

Abschied vom Mittelmeer und Rückreise auf das Festland

Nach all den Erlebnissen einer Woche auf Andros tat es dem Reisenden gut, noch einmal innezuhalten. Diesmal direkt am Strand im Ort seiner Unterkunft.

Am nächsten Vormittag ging es dann mit der Fähre wieder zurück auf das griechische Festland.

Wer genau hinhört, kann Robin maunzen hören:

Drinnen im klimatisierten Bereich war es dann aber doch angenehmer.

Waldbrände, Umbuchung – Aufregung bis zum Schluss…

Wer sich erinnert: die Hitzewelle sorgte dafür, dass Anfang August auch in Griechenland viele Waldbrände ausbrachen. Neben etlichen Inseln (zum Glück nicht Andros) war Athen ebenfalls betroffen. Bereits in den Tagen davor schaute Jörg laufend ins Handy, ob der Rückflug wie geplant stattfindet oder ob gar der Flughafen seinen Betrieb einstellt.

Das war glücklicherweise nicht der Fall. Die schrecklichen Brände verwüsteten die Vororte im Nordwesten Athens, doch der Flughafen befindet sich genau am anderen, südöstlichen Ende der Metropole und konnte uneingeschränkt geöffnet bleiben.

So war es dann eine entspannte, kurze Fahrt vom Fährhafen zur Unterkunft in Flughafennähe. Gespenstisch allerdings das fahle, gelbe Sonnenlicht, das es nur schwer schaffte, durch den rauchverhangenen Himmel zu dringen.

Damit schien der weitere Plan perfekt:

In der Unterkunft das Lager aufschlagen und nur das Nötigste auspacken, denn gegen 4:00 Uhr am nächsten Tag war schon wieder Aufstehen angesagt. Immerhin mussten 3 Katzen mit Gepäck eingecheckt und kontrolliert werden – für einen Flug kurz nach 8:00 Uhr.

Soweit so gut, aber man erinnere sich an Bertolt Brecht im ersten Kapitel…

Die Ferienwohnung, die alle Andros-Reisenden immer wieder gern buchten und deren Vermieter uns deshalb schon sehr gut kennt, war diesmal leider nicht frei. Die neue Unterkunft buchte der Reisende deshalb schon rechtzeitig vorher in Deutschland passend zu den Bedürfnissen: Haustiere erlaubt und zwei Bäder (das ist einfach komfortabler, wenn mehrere Katzen mitreisen). Es wurde extra noch einmal schritlich geklärt, dass Katzen auch Haustiere sind. Die meisten Vermieter denken da eher nur an einen Hund.

Bei Schlüsselübergabe wurde nur ein Bad gezeigt. Auf Nachfrage wurde erklärt, dass es zwar ein zweites gäbe, aber doch nicht bei nur einer Person! Als die Vermieterin einsehen musste, dass sie eine ganze Wohnung vermietet hat und dafür auch bezahlt wurde, schloss sie murrend das zweite Bad auf.

Nach einer Viertelstunde erschien sie wieder auf der Bildfläche, vermutlich eingeschnappt wegen des zweiten Bades, welches sie wegen nur einer Nacht ja nun zusätzlich reinigen müsste, um zu erklären, dass das mit Katzen nicht ginge. Die würden ja die Möbel zerkratzen. Alle weiteren Diskussionen um „Haustiere erlaubt laut Buchungsseite“ und der extra noch einmal geführten Nachfrage zu Katzen führten lediglich dazu, dass die Vermieterin eskalierte und letztlich mit Räumung durch die Polizei drohte. Da kann man sich im Recht wähnen, wie man möchte, aber die Aussicht, mit 3 Katzen eventuell eine Zelle auf einem griechischen Polizeirevier zu teilen, war zu wenig verlockend.

Glücklicherweise halfen auch hier Smartphone und Airbnb weiter. Nach wenigen Minuten eine andere Ferienwohnung gefunden, das Problem geschildert und eine Person mit drei Katzen angekündigt. Eine kurze Rückfrage vom Vermieter war alles: „OK, kannst Du in einer halben Stunde da sein?“

Jörg konnte und traf auf einen weiteren äußerst herzlichen Gastgeber, packte nun seine Sachen tatsächlich aus, und auch die Reisekatzen hatten endlich Ruhe. Eine schöne Aussicht und ein eiskaltes „Mythos“-Bier besänftigten dann des Reisenden Gemüt.

Zur Ehrenrettung der Griechen sei gesagt, dass Jörg sowohl in allen Urlaubs-, als auch Andros-Reisen von der griechischen Gastfreundschaft noch nie enttäuscht wurde! Die ausgetickte Vermieterin war aber sehr offensichtlich keine gebürtige Griechin, sondern aus einem anderen europäischen Land zugewandert.

Dass in der Wohnung dann nur maximal zwei elektrische Großgeräte wie Kühlschrank und jeweils eine der beiden Klimaanlagen gleichzeitig betrieben werden konnten, ohne dass die Sicherung herausflog, war nur der allgemein randgenähten Infrastruktur in Südeuropa geschuldet.

Ebenso, dass gegen Mitternacht das ganze Viertel wegen Stromausfall in Nachtschwärze getaucht war. Unschöne Aussichten für den Reisenden, dass möglicherweise seine und der Katzen Abreise in früher Morgenstunde nur im Schein der Handyleuchte erfolgen würde.

Aber gegen 2:00 Uhr hörte Jörg den Strom wiederkommen. Sehr viele Häuser haben nämlich Alarmanlagen, die sich nach einem Stromausfall erst einmal zurücksetzen und kurze Warngeräusche von sich geben. Doch das open-air-Konzert „Kakophonie der Großstadt“ dauerte zum Glück nur wenige Sekunden.

Robin focht das alles gar nicht an. Hauptsache, er hat ein Bett.

Der Rest der Reise verlief glücklicherweise unspektakulär. Der Mietwagen wurde einem nachtmüden Angestellten vor den Bürocontainer gestellt, das Einchecken und die Sicherheitskontrolle sind inzwischen Routine und mit genügend Zeitreserven auch stressfrei. Robin und Billy hatten Plätze im Frachtraum gebucht. Kitty reiste in der Kabine mit – maximal 8 Kilogramm inklusive Verpackung sind erlaubt, Kitty und Tasche brachten 3,4 Kilogramm auf die Waage (davon schon die Tasche allein 1,1 Kilogramm…).

Der Flug war überpünktlich und die Reisekatzen schnupperten am 6. August noch vor 11:00 Uhr die vielbesungene Berliner Luft.

Noch schnell die Katzen auf die Pflegestelle bzw. zur Übergabe für die Weiterreise gebracht, …

… und dann war für Jörg diese Andros-Reise auch beendet.

Ein Mitbringsel hatte er für den Nachbarskater Pepi: die „Griechische Katzen-Zeitung“ in Form einer von Kitty bedufteten Tragetasche.


Persönliche Nachbetrachtungen

Als Abschluss der Reiseberichte noch ein paar persönliche Gedanken des Reisenden:

„So wenige Kastrationen – das kannte ich bisher nicht. Wir Andros-Reisenden, also Lavinia und ich, und vor uns Marie, waren eigentlich zweistellige Zahlen pro Reise gewohnt. Gut, an den Futterstellen waren ein paar weitere Neuzugänge zu sehen. Aber selbst wenn sie nicht so extrem scheu gewesen wären, hätte es für vielleicht nur drei weitere Kastrationen gereicht. Ansonsten sah ich einige Kitten, die natürlich noch zu klein waren.

Insgesamt waren an den Futterstellen deutlich weniger Neuzugänge zu sehen.

In den Foren gab es dazu verschiedene Wortmeldungen. Auf den Satz im Reisebericht: ‚Leider ließ sich am Samstagmorgen nirgendwo eine unkastrierte Katze blicken.‘ schrieb eine Userin die für mich treffendste Antwort:

‚Kinners, das ist der beste Satz in dem ganzen Bericht. Da wolltet ihr doch hin.‘

Ja, genau das ist es, was wir – neben einer regelmäßigen Futterversorgung – erreichen wollen! Dass es an den Futterstellen keine unkontrollierte Vermehrung mehr gibt und dass die Elendsbilder aus 2017, als das Andros-Projekt startete, für immer der Vergangenheit angehören.

Und das nicht nur an ‚unseren‘ drei Futterstellen, sondern auch darüber hinaus. Bei einheimischen Tierschützerinnen wie H. & I., die schon lange aktiv sind und denen wir mit Kastrationspatenschaften unter die Arme greifen können. Aber auch bei Einheimischen wie G., die Katzen an ihrem Haus füttern und das Problem erkannt haben, wenn sich viele unkastrierte Katzen zusammenfinden.

Leider haben wir in so kurzer Zeit seit Mai vier ‚unserer‘ Katzen an den Straßenverkehr verloren. Das lässt uns im engeren Vereinskreis bestürzt, traurig und auch ein wenig ratlos zurück.

Ich persönlich habe keine eindeutige Erklärung dafür. Ja, es wurden über die Zeit immer mehr Katzen, die bei S. leben (inzwischen fast vierzig), auch alle Freigänger sind und somit in diese Gefahr kommen können.

Ob der Verkehr zunahm? Ich weiß es nicht, habe aber nicht den Eindruck – jedenfalls nicht durch den Tourismus.

Dass jemand absichtlich Jagd auf S.´ Katzen macht und wartet, bis sich eine auf der Straße blicken lässt, glaube ich für meine Person nicht.

Einen ganz persönlichen Eindruck habe ich durch inzwischen zahlreiche Urlaubs- und Andros-Reisen allerdings gewonnen: Viele Griechen abseits der Ballungszentren in Gegenden mit weniger Verkehr sind extrem wenig vorausschauende Autofahrer und ihre Fahrzeuge in einem erschreckend unsicheren Zustand; trübe Scheinwerfer und ausgefallene Beleuchtung keine Seltenheit. Die alle zwei Jahre notwendige Untersuchung beim KTEO (dem ‚griechischen TÜV‘) wird regelmäßig geschwänzt, da Kontrollen so gut wie nie stattfinden. Der oft heruntergekommene Straßenzustand tut sein Übriges. Die schmalen, kurvigen Fahrbahnen ebenfalls – mehrfach kamen mir Autos halb auf meiner Spur entgegen, um im letzten Moment noch auszuweichen. Da noch auf kleine Tiere zu achten oder sie nachts überhaupt zu sehen, übersteigt bei vielen einfach ihre Möglichkeiten.

Und auch auf Andros wird es wie leider überall viele Menschen geben, denen ein Tier auf der Straße einfach gleichgültig ist.

Das ist selbstverständlich alles keine Entschuldigung dafür, Tiere zu überfahren. Aber ich denke, es ist eben leider eine Vielzahl von Gründen, warum Tiere auf den Straßen von Andros gefährlich leben.“

 
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