Kapitel 1: Inselhüpfen
Das Netz meines Keschers war gerade erst von Admirals Katergeruch befreit und gefühlt noch gar nicht richtig trocken, da hieß es schon wieder Abschied von Rhodos und den liebgewonnenen Streunern zu nehmen. (Unser Tierschutzabenteuer auf Rhodos könnt Ihr hier nachlesen: „Juli 2022 – Eigentlich wollten wir doch nur füttern…“)
Die Familie flog mittags zurück nach Hause und ich verbrachte noch ein paar Stunden auf dem Flughafen Rhodos, um nach Andros weiterzureisen.
Der Flug von Rhodos nach Athen führt übrigens direkt über die Kykladen, so dass Mykonos, Tinos und die anderen Inseln vom Flugzeug aus gut zu sehen sind, ebenso Andros.
Eigentlich sollte der Flug ebenfalls mittags starten, so dass ich abends die letzte Fähre hätte nehmen können. Leider gab es wenige Wochen vor der Reise eine Flugplanänderung auf den Nachmittag. Ich musste daher auf dem Festland übernachten, um tags darauf die erste Fähre zu entern.
So hatte ich immerhin die Möglichkeit, das Quartier jetzt schon auf „Reisekatzentauglichkeit“ zu testen. Es ist (wie ich auch schon im letzten Bericht schrieb) inzwischen schwierig geworden, Unterkünfte zu finden, die Katzen aufnehmen. Unsere alten Quartiere sind in den Buchungsportalen nicht mehr gelistet, so dass man stets neu suchen muss.
Mit drei oder vier Katzen in einer bisher unbekannten Unterkunft zu übernachten, ist dann immer etwas aufregend. So hatte die Flugverschiebung doch noch sein Gutes, ich wusste nun schon vorher, was mich heimwärts erwarten wird.
Die Aussicht entschädigte zusätzlich:
Und ich hatte so außerdem noch genügend Zeit für den traditionellen „Lidl-Einkauf“. Unser inzwischen schon Stammgeschäft am Fährhafen hatte im April geschlossen, als Maries Eltern reisten. Aber nicht für immer, sondern wegen eines kompletten Umbaus, einschließlich Vergrößerung des Tierfutterregals. Unseretwegen? Wahrscheinlich nicht, trotzdem ein toller Service für den Androsreisenden!
Ich kaufte jedoch nicht die große Menge wie auf früheren Reisen, da ich mir bei der letzten Futterlieferung durch den Landhandel auf Andros etwas habe zurücklegen lassen.
Die Nacht war kurz, schon bald stieg die Sonne über Euböa auf und lockte den Reisenden Richtung Andros wie die Sirenen Odysseus und seine Mannen.
Und wieder stand ich frühmorgens an Deck einer der Fähren, die von Rafina aus das Festland mit der griechischen Inselwelt verbinden.
Fast drei Jahre und einige Reisen später stiegen die Erinnerungen an meine erste Überfahrt in mir auf…
Damals eine Fahrt zu einem mir völlig unbekannten Gestade, nur auf Fotos gesehen und in Forenbeiträgen davon gelesen. Doch auch wenn das nun schon die sechste Reise sein sollte, werde ich aufs Neue von der regen Betriebsamkeit am Hafen erfasst, und es fühlt sich jedesmal wieder wie ein großer Aufbruch an.
Das Schrillen der Trillerpfeifen, mit denen die Polizisten Fußgänger und Autos zur richtigen Fähre treiben wie der Hirte seine Schafe, denn meist liegen zwei oder drei dieser Schiffe gleichzeitig vertäut am Kai.
Das Gestikulieren der Schauerleute, die im eisernen Bauch der Fähre die Autofahrer dazu bewegen, nun aber gefälligst noch ein wenig dichter an den anderen Fahrzeuge zu parken, untermalt von ihren lauten Rufen, um sich gegen das Gepolter beim Rangieren auf den stählernen Planken und die Motoren der LKW durchzusetzen.
Das alles wird noch übertönt vom im Leerlauf dröhnenden Schiffsdiesel; für die restlichen Sinne gibt es die stickige und warme Luft gratis dazu.
Und doch ist es nur eine der vielen Fähren, die dort täglich verkehren, und einfach nur ein Transportmittel wie anderswo die Regionalbahn oder der Linienbus.
Die Fähre legt pünktlich ab, ich döse ein wenig, um den ersten Androstag ausgeruht anzugehen, und gönne mir ein kleines Frühstück aus dem Bordbistro.
Nach zwei Stunden ist Gavrio erreicht, die Schiffsbesatzung scheucht emsig alles von Bord, was nach Andros soll und füllt die Lücken routiniert mit Fahrzeugen auf, die von dort auf eine der anderen Inseln wollen.
Das alles dauert nur wenige Minuten. Als ich mit meinem kleinen Mietwagen den ersten Berg erklimme und sich das Mittelmeer vor meinem Auge ausbreitet, ist die Fähre schon längst wieder weit draußen auf ihrem Kurs Richtung Tinos zu sehen.
Der erste Tag einer solchen Reise dient zunächst dazu, sich einen Überblick zu verschaffen. Wie sieht es an den Futterstellen aus? Hat sich im Ort etwas verändert?
Also – schnell das Gepäck ausgeladen, die Einkäufe in den Kühlschrank gepackt, den größten Kochtopf mit Wasser gefüllt und in die Ecke gestellt, falls mal wieder die Trinkwasserversorgung für mehrere Stunden ausfallen sollte. Das kommt im Sommer durchaus ab und an vor, wie ich 2020 (natürlich unvorbereitet) erfuhr. Weshalb ich damals abends mit Handtuch und Shampooflasche an den Strand ging…
Nun aber auf zur ersten Runde!
Futterstelle 2
Hier gab es ein Wiedersehen mit einigen unserer alten Bekannten.
Tiffy bewacht die Pforte und begrüßt mich freundlich.
Nyota gibt die Sphinx auf der anderen Säule der Pforte, …
… zieht sich nach dem Füttern aber doch gemütlich zurück.
Scotty erwartet mich auch schon.
Eva ist ebenfalls anwesend. Sie ist eine der ersten und ältesten Katzen des Andros-Projekts und wurde bereits 2018 kastriert. Ihre lange Zeit als Streunerin sieht man ihr inzwischen auch an. Die Augen sind trübe, sie ist sehr dünn, hat struppiges Fell und sieht erschöpft aus vom Leben.
Von ihr wird noch ausführlich berichtet werden, jedoch nicht in diesem Kapitel…
Einen schönen Ausblick haben unsere Katzen von ihrer Futterstelle, findet Ihr nicht auch?
Zu S. war es von dort aus nicht weit. Leider war er außer Haus, und seine Katzen hatten sich irgendwo in die Büsche geschlagen. Lediglich Nikita lief vor die Linse.
Dann versuche ich es eben morgen noch einmal und fahre weiter zu den beiden anderen Futterstellen.
Futterstelle 1
Da die Griechen natürlich nur einmal oder je nach Wetter auch nicht täglich füttern können, und das meist morgens, war hier nicht viel los. Unsere Streuner müssen sich erst einmal wieder daran gewöhnen, dass ich wie auf Reisen üblich zweimal am Tag vorbeikomme.
Zu sehen waren daher jetzt nur Platon…
… und Mirion.
Futterstelle 3
Aus dem selben Grund langweilte sich hier nur Grigio.
Da es am Anfang einer Reise meist noch ruhig zugeht und ich als Alleinreisender in den kommenden Tagen sicher weniger Zeit für mich selbst haben werde, beschloss ich den Tag (und nun dieses Kapitel) mit einem Restaurantbesuch.
Jenes Restaurant, dessen Betreiber sein Gemüse täglich frisch aus dem Garten holt, der hinter der Ferienwohnung liegt, die ich immer buche. Und wenn man im knoblauchlastigen Tzatziki die Gurke herausschmeckt, dann kann sie frischer kaum sein!
Kapitel 2: Die Futterstellen füllen sich und ein Reisekater zieht bei mir ein.
Nachdem ich am Anreisetag sozusagen nur einen „Kontrollgang“ an den Futterstellen mit dem Verteilen der ersten Futterdosen verband, war der heutige Tag gut mit den typischen Androsaktivitäten gefüllt.
Zuerst natürlich die morgendliche Fütterung.
An Futterstelle 1 war immer noch nichts weiter los, aber ich ging davon aus, dass das ausgeteilte Futter jetzt und am Abend vorher schon ein deutliches Signal an die dort lebenden Katzen war und ich abends mehr Publikum haben würde – was sich dann auch bewahrheitete.
Futterstelle 3
Hier gesellten sich zu Grigio nun auch Miss Meier und Timos hinzu.
Futterstelle 2
Die gestern schon anwesende Katzengruppe um Tiffy, Eva und Scotty…
… wurde von Data ergänzt.
Ein wenig sputen musste ich mich dann schon, denn ich hatte mich in Vorbereitung auf die Reise mit G. verabredet, einem Einheimischen, bei dem bereits einige von uns kastrierte Katzen leben.
Er bat wieder um Unterstützung bei der Kastration von zwei Katern. Einer tauchte allerdings sowohl jetzt als auch an allen anderen Tagen nicht mehr auf, so dass ich nur eine Box überreicht bekam, darin Kater Frixos, der seinen Namen nach der Kastration behalten hat.
Bei der Tierärztin kam er dann auch sofort dran.
In der Praxis hatte ich gleich die zweite Verabredung des Tages, und zwar mit unserer Griechin A. Sie war wegen einer ihrer Katzen dort, aber wir nutzten die Gelegenheit für die Übergabe eines Katers an mich.
Bereits am zweiten Tag meiner Reise hatte ich somit einen Mitbewohner in meiner Ferienwohnung:
Reisekater Rossato
Ja, richtig gelesen! Der vor einigen Wochen kastrierte Rossato soll nach Deutschland ausreisen.
Wir hatten bereits berichtet, dass er gleich nach seiner Kastration wegen Atemproblemen erneut zur Tierärztin musste und dort leider auch positiv auf FeLV getestet wurde. Mit dieser Diagnose hat er auf Andros keine Chance. Abgesehen von seiner eigenen verkürzten Lebenserwartung als Streuner kann er so natürlich nicht an die Futterstelle zurück. Doch Alternativen dazu gibt es im Grunde nicht; es besteht keinerlei Aussicht, ihn dort zu vermitteln. Und lebenslang in einem Käfig hocken (an eine noch schlimmere Option möchten wir gar nicht denken…)?
So wurde er von A. bis zur Ausreise aufgenommen, gepflegt und rechtzeitig reisefertig gemacht – und ein sanfter, liebenswerter, verschmuster und freundlicher Rotschopf zog bei mir ein (wegen des fehlenden Giardientests zunächst noch im leicht zu reinigenden kleinen Anbau neben der Küche):
Heute traf ich auch S. an, so dass die zweite Fütterrunde des Tages um einiges länger dauerte, zumal auch wie vorhergesagt weitere Gäste erschienen.
Futterstelle 3
Grigio zeigt sich weiterhin von seiner besten Seite, blieb aber all die Tage etwas scheu.
Amelie kam hinzu.
Futterstelle 2
Hier erschienen als neue Gäste:
private Futterstelle bei S.
S. war zu Hause, und so wurde ich in inzwischen vertrauter Weise mit griechischem Kaffee, Gebäck und Saft aus seinem eigenen Orangenhain willkommen geheißen. Immer mit von der Partie ist seine im wahrsten Sinne des Wortes „Haus“katze Omorfoula. Eine schon etwas ältere, eigensinnige Dame – freundlich zu Menschen, aber an Artgenossen überhaupt nicht interessiert.
Das ist natürlich schwierig, wenn man bei jemandem wohnt, der Streunerkatzen auf seinem Grundstück versorgt, und nur machbar, wenn man konsequent ein verwöhntes Prinzessinnendasein in der Wohnung führt. Wobei sie ihre eigenen Ansichten darüber hat, wie ein würdiger Thron aussehen muss (aber immerhin mit fließendem Wasser).
Bevor ich mich unter die Katzen mische, das allen treuen Lesern inzwischen vertraute Wimmelbild:
Portraitieren ließen sich von mir vorerst nur:
Noch ein friedliches Grüppchen zum Schluss.
Futterstelle 1
Diese Futterstelle fuhr ich als letzte an, denn von den Griechen wurde ich gefragt, ob ich jemanden von den drei, vier Neuzugängen zur Kastration einfangen könne.
Das gelang mir an jenem Abend zumindest für den weißen Kater mit den Tigerflecken ganz hinten auf diesem Bild.
Der Kater musste dann noch eine Nacht im Ferienhaus in der Box verbringen. Das ist natürlich nicht so komfortabel, aber er hatte jetzt schon etwas gefressen und ist dann wenigstens auch nüchtern vor der Operation.
Die gestrige, nur aus Platon und Mirion bestehende Minigruppe wurde außer vom künftigen Kastrationskater verstärkt durch:
Wie in jedem Reisebericht möchte ich den Blick nicht nur auf unsere Katzen richten, sondern ebenso über diese zauberhafte Insel schweifen lassen.
Auf dem Weg zur Tierärztin beispielsweise eröffnen sich viele wunderschöne Ausblicke von den Hängen.
Immer noch sehenswert ist der Strand „Paralia tis grias to pidima“ und der Fußpfad dahin, auch wenn der Strand selbst kein Geheimtipp mehr ist.
Kapitel 3: Mal kurz durchatmen, …
… bevor es im nächsten Kapitel wieder auf Fotosafari bei H. & I. geht.
Es ist Freitag, das Wochenende steht bevor und mit den bereits geplanten Kastrationen geht es erst einmal nicht voran, da die Tierärztin aus privaten Gründen diesmal am Samstag nicht arbeitet.
Lediglich der am Abend zuvor von mir an Futterstelle 1 eingefangene Kater stand somit auf dem Plan. So richtig begeistert war er von der bevorstehenden Prozedur jedoch nicht:
So ganz nebenbei darf ich verkünden, dass die in einem Internetforum für uns durchgeführte Taschen-Spendenaktion auch in Griechenland ein voller Erfolg war. Stellvertretend für die auch für unsere griechischen Freunde gespendeten Taschen hier ein Exemplar im rauhen Alltagseinsatz. Die Tierärztin ist begeistert von ihrer Tasche und mag sie gar nicht mehr hergeben!
An diesem Tag atmete ich nicht nur zum Ausruhen etwas durch, sondern auch vor Erleichterung…
Ich bin ein rationaler Mensch und glaube nicht an Übersinnliches oder Göttliches, was für uns nicht erkennbar den Lebensweg bestimmt. Aber heute fragte ich mich doch, ob es wirklich nur Zufall war, dass ich ausgerechnet jetzt auf Andros bin, sich von den unkastrierten Katern an Futterstelle 1 gestern nur Gustav blicken ließ und ich ihn auch einfangen konnte.
Während er vor der Operation gerade am Wegdämmern war, erbrach er etwas, was wie ein Klumpen Würmer aussah. Ist wirklich nicht schön und appetitlich, aber dagegen lässt sich immerhin etwas tun. Eine Wurmtablette bekommen die Katzen an den Futterstellen vorbeugend sowieso alle, wenn wir auf Reisen sind. So gab es das Mittel für ihn nun eben direkt als Spot on, und der Klumpen wanderte in den medizinischen Abfall.
Damit war das Thema erledigt. Dachten die Tierärztin und ich.
Doch zurück in der Ferienwohnung fand ich im Handtuch, das in der Box lag, noch ein Teil dieses Haufens. Neugierig geworden, besah ich mir das genauer, reinigte es und versuchte es auseinanderzuziehen, um mir die Würmer genauer anzusehen.
Doch das waren keine Würmer, sondern irgendeine Zusammenballung von mit Garn umsponnenen Gummifäden, vielleicht ein Stück eines Netzes, dass Gustav am Vortag gefressen haben musste! Und was hier zu sehen ist, war nur rund ein Drittel des Ganzen, was er bei der Tierärztin erbrach.
Nicht auszudenken, was ihm passiert wäre, hätte er diesen Müll nicht bei beziehungsweise vor der Operation wieder herausgewürgt!
Dafür gibt es im Gegensatz dazu Schönes von meinem Reisekater Rossato zu berichten!
Wir halten es auf Reisen ja grundsätzlich so, dass Tiere in der Ferienwohnung in einem pflegeleichten Raum separiert bleiben, solange kein negativer Giardientest vorliegt.
Das tat mir insbesondere für Rossato leid, der zwar erst einen Tag bei mir war, aber trotzdem sichtlich am Alleinsein litt. Aber gerade im Hinblick auf noch weitere geplante Reisekatzen konnte ich ihn nicht einfach durch die Wohnung laufen lassen.
Glücklicherweise arbeitete er beflissen mit und präsentierte ein Häufchen wie aus dem Lehrbuch, dass sich außerdem giardienfrei zeigte. So zog er selbstverständlich sofort um, bezog sein Quartier in einem ähnlichen verglasten Anbau neben dem Schlafzimmer und durfte dieses selbstverständlich auch nutzen!
Von Stund an hatte ich einen Schmusekater, der nicht von meiner Seite wich, wenn ich im Raum war – und er genoss sein kleines Glück sichtlich!
Ob die ständig herausschauende Zungenspitze nur eine niedliche Macke seinerseits ist oder an den Zähnen etwas nicht stimmt, finden wir dann in Deutschland heraus, wenn er eingehend untersucht wird.
Und – hier kann man solche Bilder ja zeigen – auch ich freute mich für ihn, so dass ich seine gewonnene Freiheit mit einem gemeinsamen Dinner feierte (sein Futter ließ ich dann aber doch lieber nebenan stehen…).
Rossato ist ein ruhiger, aber auch etwas ängstlicher Kater. Unbekannte Geräusche beunruhigen ihn. Wenn ich die Klimaanlage einschaltete, machte ihn das Brummen nervös und er suchte meine Nähe.
Hier ein von so vielen neuen Eindrücken und vom Kuscheln erschöpfter Rossato:
Von den Futterstellen gibt es heute nicht viel Neues zu berichten.
An Futterstelle 1 erwartet mich inzwischen ein zuverlässiges Empfangskommitee, dem Platon, Medea, Mirion und Emely angehören. Außerdem ein (noch) unkastrierter, einäugiger und auch nicht scheuer Kater.
An Futterstelle 2 hatte ich die Gelegenheit, Neela in Augenschein zu nehmen. Nur einige Tage vor meiner Reise brachte A. (2) sie mit einem heftigen Abszess am Kopf zur Tierärztin. Inzwischen ist die operierte Stelle bereits sehr gut abgeheilt und unsere Freundin hat weiterhin ein Auge auf die Grande Dame an dieser Futterstelle.
Gustav blieb noch bei mir im Ferienhaus, denn wir behalten die kastrierten Katzen gern noch eine Nacht bei uns, um zu schauen, ob sie unbeschadet wieder erwachen und fit genug sind, um wieder freigelassen zu werden.
Bei ihm sah das alles gut aus, so dass ich ihn tags darauf zurück an seine Futterstelle brachte.
Erwartungsvoll schaut er in die Morgensonne und macht sich aus dem Staub, nachdem Platon ihn willkommen hieß.
Heute nun ließ sich auch das kätzische Urgestein Marie blicken, hielt jedoch sicheren Abstand, scheu wie immer.
An Futterstelle 3 mimt Data heute die „Sphinx des Tages“ an der Pforte.
Nikolas ist ein eher seltener Gast an dieser Futterstelle. Dass ich ihn gestern und heute sah, ist schon bemerkenswert. Aber wo auch immer er sich herumtreibt – es scheint ihm gut zu gehen.
Der arbeitsfreie Samstag der Tierärztin bescherte mir dann auch noch ein paar Stündchen Freizeit, so dass ich zu einem Ziel aufbrach, dass ich schon lange ins Auge gefasst hatte.
Als wir 2020 unseren Familienurlaub auf Andros verbrachten, fuhren wir auch einmal quer über die Insel und stießen inmitten der steilen Serpentinen auf ein Kloster, das wir damals jedoch links liegen ließen. Heute nun wollte ich mir das genauer ansehen und fand hinter trutzigen Mauern ein wahres Kleinod mit fantastischer Aussicht auf die Bucht von Chora vor – das Kloster Panachrantos.
Auf dem nicht minder eindrucksvollen Rückweg sieht man oben an einem Berghang eine einsame Kirche thronen – die Theotokos-Kirche mit ebenfalls grandiosem Ausblick auf die Landschaft.
Fast schon bescheiden winzig nehmen sich dagegen die vielen Kapellen am Straßenrand aus:
Nach so viel Berg wurde es dann aber auch Zeit für Meer. Ein angenehm warmes, aber dennoch erfrischendes Bad an einem menschenleeren Strand ließ den Tag gut ausklingen, bevor es morgen bei H. & I. richtig zur Sache geht!
Kapitel 4: Fotosafari bei H. & I.
Nachdem mir H. & I. im vergangenen Herbst die Freude bereiteten, fast sechs Stunden mit dem Auto viele ihrer Futterstellen anzufahren und mit mir nach unseren Katzen zu schauen, bat ich um eine Wiederholung dieses Abenteuers. Denn das war zwar ziemlich anstrengend, aber auch sehr lohnenswert – einfach um auch selbst zu wissen, wo alle diese Katzen leben.
Diesmal wurde es keine motorisierte Tour über Stock und Stein mit den beiden. Sie leben vom Tourismus, und jetzt ist Hochsaison, so dass ich auf H.s flotten Fahrstil verzichten musste. Stattdessen wurde es ein mehrstündiger Fußmarsch mit I. durch ihren Ort, ich in der Rolle als Fotograf und Futterträger.
Daher handelt dieses Kapitel auch nur von dieser Wanderung. Alles, was sonst noch von diesem Tag zu berichten ist, muss auf den nächsten Teil warten.
Zur Einstimmung aber erst einmal ein paar Bilder, die ich auf der Fahrt zu H. & I. aufnahm. Ich hatte mir dafür extra Zeit eingeplant, um nicht quer über die Insel hetzen zu müssen.
Bei H. & I. angekommen, wurde ich wie immer herzlich begrüßt, aber lange hielten wir uns damit nicht auf.
Nach einer Runde durch das Haus, um die dort lebenden Katzen zu sehen, fand uns der Morgen schon bald treppauf und treppab durch den Ort laufen.
Phänomenal dabei war wieder einmal I.s Gedächtnis bezüglich unserer Katzen und deren Namen, zumal nicht wenige doch anders heißen als bei ihnen selbst und es auch noch viele andere nicht mit uns kastrierte Katzen an den Futterstellen gibt.
Ein Hilfsmittel hat I. dabei: im Herbst zeigte sie mir ein kleines DIN A5-Büchlein, vollgeschrieben mit Futterstellen, Namen und Aussehen der Katzen.
Auf dieser Tour, während einer kleinen Erfrischungspause in einem der schönen Cafés dort, grinste sie plötzlich, öffnete ihre Umhängetasche, sprach beiläufig: „Übrigens brauche ich inzwischen ein größeres Buch“, und ließ dabei eine handfeste Kladde im DIN A4-Format sehen.
Aber weder im Herbst noch jetzt musste I. darin spicken, sie wusste alles auswendig! Immer wieder bekam ich zu hören: „Nein, das ist keine von Euch.“ oder „Das ist xyz von Euch.“ Ich brauchte nur knipsen und die Namen mitschreiben, und was soll ich sagen – beim nachträglichen Bearbeiten der Bilder haben alle Namen gestimmt!
Und das sind nun alle diese Katzen, die mir begegneten:
Galany Ble Mati lebt eigentlich auf dem Grundstück einer Bekannten hoch oben in den Bergen. Da es dort aber kaum Schattenplätze gibt und Galany Ble Mati wie alle weißen Katzen anfällig für Ohrenkrebs durch die Sonne ist, holen H. & I. sie in der heißen Jahreszeit zu sich nach Hause.
Zur Blindchen-Truppe, die einen eigenen Bereich im Haus haben, gehören:
Von Jolanda und einem Versprechen, das ich für sie einlösen konnte, wird in einem späteren Kapitel mehr zu lesen sein.
Der im Juni kastrierte Bitoulis hält sich derzeit auch dort im Haus auf.
Auf unserem Walk of Fame… äh… Food kamen wir als erstes an einer der sichersten und besten Futterstellen überhaupt vorbei.
H. & I. haben sich über viele Jahre ein sehr gutes Netzwerk an Unterstützern aufgebaut. Dazu gehören beispielsweise Menschen, die im Sommer auf Andros leben, dann auch selbst füttern und im Winter den beiden gestatten, die Katzen auf ihren Grundstücken zu versorgen und ihnen angenehme, wettergeschützte Quartiere mit Boxen und Decken einzurichten. Wenn dann diese Leute noch Verwandtschaft der beiden sind, ist das das Sahnehäubchen obendrauf.
So ein Platz ist derjenige, den wir zuerst aufsuchten.
Jack geht gleich mal voran, um dem Besucher die aufzufüllenden Futternäpfe zu zeigen.
Senior Pappous, den H. & I. im Juni wegen Zahnproblemen zur Tierärztin brachten, hat hier sein Altenteil gefunden.
Ein entspanntes Gruppenfoto nach einem ausgiebigen Frühstück.
Aber auch die anderen Futterstellen befinden sich an ruhigen und relativ sicheren Plätzen.
Hier die schwarz-weiße Ainslie neben einer „this isn´t one of your cats“ sowie Artemis:
An dieser Stelle lebt auch Frances, die sich leider nicht blicken ließ, der es aber nach I.s Auskunft sehr gut geht.
In der Nähe hatte Kallisti ihren Platz, von der wir jedoch künftig keine Fotos mehr sehen werden – allerdings aus einem für sie erfreulichen Grund!
Ihr erinnert Euch sicherlich an das „schmale Hemd“ – hier ein Bild vom Herbst 2020:
Nahe ihrer Futterstelle hat ein Athener Ehepaar seinen Sommersitz. Auch sie fütterten die Katzen dort, verliebten sich in das zarte Wesen und adoptierten sie im vergangenen Herbst. Kallisti hat somit ihr Für-Immer-Zuhause gefunden!
Auf dem Anwesen eines anderen befreundeten Ehepaars leben Marina, Faya und Jinx, wenn Letztere nicht wie jetzt gerade wieder wegen Zahnproblemen von H. & I. betreut wird.
Einäuglein Arni mit ihrer interessanten Fellzeichnung:
In der Nähe leben auch Negra und Ghost, der seinem Namen allerdings alle Ehre machte, so dass ich selbst leider kein Foto von ihm beisteuern kann. Doch H. & I. reichten eins nach.
Der im Januar diesen Jahres als Notfall aufgelesene Aberforth hat sich zu einem Prachtkater gemausert!
Mit ihm zusammen leben Giasou, Nephele, Nia und Allat. Nephele und Nia sind ein unzertrennliches Paar, das man nur an Nias etwas buschigerem Schwanz auseinanderhalten kann.
Am anderen Ende des Ortes finden wir Cara, Kiarga und Hellmuth.
H. & I. baten mich außerdem darum, dass ich ein paar Katzen mitnehme und für die Kastration zur Tierärztin bringe, da sie aufgrund ihrer Saisonarbeit jetzt nicht dazu kämen. Sie müssten die Katzen aber noch fangen und würden mir dann am späten Nachmittag Bescheid geben, wann ich zur Abholung wiederkommen könnte.
Die Zeit bis dahin nutzte ich, um einen anderen Einheimischen zu besuchen, der in einem Nachbarort lebt und einige Katzen von uns kastrieren ließ sowie auch selbst Katzen zur Tierärztin brachte. Davon und von seiner Bekannten berichte ich im nächsten Kapitel.
Während I. die von mir mitzunehmende „Katzensammlung“ vorbereitete, sah ich noch ein paar weitere Katzen in ihrem Haus:
Yve, der es zu diesem Zeitpunkt wieder etwas besser ging, aber leider knapp drei Wochen später von uns gehen musste…
Im und am Haus leben außerdem:
Nasos muss nach seiner aufwendigen und langwierigen Augenbehandlung sicherheitshalber noch ab und an einen Kragen tragen. In der Box sitzt er nur, damit ich ihn sehen konnte; er selbst hatte dazu eher keine Lust.
Mehr oder weniger freiwillig zeigt Alina ihre Bikinifigur.
Zum Ende dieses Abschnitts noch ein paar von H. & I. nachgereichte Fotos von Katzen, die wir auf unserem Rundgang nicht sahen, da sie an weiter entfernten Orten ihr Zuhause haben:
Mit sechs Katzen im Gepäck, die am nächsten Tag gleich morgens zur Tierärztin reisen sollen, begab ich mich am Abend auf den Heimweg, voll mit vielen Eindrücken von sehr gut versorgten Streunern und zwei über die Maßen engagierten Tierschützerinnen.
Kapitel 5: Gemischte Gefühle, ein neuer König und der zweite Reisekater.
Hier springe ich im Rückblick zwischen gestern, heute und morgen hin und her. Einerseits gab es zwischen gestriger Fotosafari und Katzentransport noch einen weiteren Besuch, andererseits hatte beides noch Auswirkungen auf den heutigen und auch den morgigen Tag.
Bereits bei der Reiseplanung verabredete ich mich mit dem Einheimischen „G. III“, um zu schauen, wie es seinen Katzen geht, von denen einige durch uns kastriert wurden.
Da ich zwischen der Fotosafari und der Abholung der zu kastrierenden Katzen noch reichlich Zeit hatte, und G. III nicht weit von H. & I. entfernt wohnt, war das der geeignete Zeitpunkt. Und ja, ich spekulierte mit einer Besuchszeit am frühen Nachmittag auch darauf, wieder von ihm und seinen Eltern zum Mittagstisch eingeladen zu werden…
Was soll ich sagen – die Rechnung ging sehr lecker auf!
Am Ende verbrachte ich geschlagene drei Stunden bei dieser gastfreundlichen Familie, wir plauderten buchstäblich über Gott und die Welt, und ich lernte einiges über die Lebensverhältnisse und Ansichten der Griechen. Wir ließen sogar eher heikle Themen wie die Finanzkrise 2009, den damaligen Einfluss der Troika und die Rolle Deutschlands dabei nicht aus! Bemerkenswert dabei ist, dass die damaligen Einschnitte, die Griechenland „von außen“ zugemutet wurden, heute in ihren Ergebnissen mehrheitlich positiv gesehen werden.
Andere interessante Themen (neben den Katzen natürlich) waren Verhinderung von Geldwäsche, mediterrane Pflanzen, Einkommensteuer und Finanzämter, das griechische Tierschutzgesetz, unsere Außenministerin, die in Griechenland sehr beliebt ist, seitdem sie dem türkischen Präsidenten gegenüber ziemlich deutlich wurde und einiges mehr – eine bunte Mischung aus dem täglichen Leben in unseren Ländern.
Vor die Kamera bekam ich von unseren Katzen nur diese zu sehen:
G. III lässt aber ausrichten, dass es Chico, Felis, Georgi, Helia, Holly, Nele, Refur und Rico gut geht. Im Sommer sind auch dort einige Häuser mehr bewohnt, und da strolchen alle gern mal woanders herum.
Bei meinem Besuch kamen wir auf seine Bekannte zu sprechen, die uns vor einiger Zeit kontaktierte und um Hilfe bei Kastrationen bat. Hier muss ich etwas weiter ausholen, da es damals noch Informationen gab, die wir erst einmal für uns verarbeiten mussten und jetzt mit G. IIIs Hilfe klären konnten.
Wir bekamen nach der Kastrationsaktion noch eine Weile Fotos, die wir damals in den Foren zeigten. Dann jedoch schrieb sie, dass es Johnny und Radscha sehr schlecht ging, sie beide zur Tierärztin brachte, ihnen jedoch nicht mehr geholfen werden konnte, sondern dass beide unmittelbar darauf verstarben.
Das war für uns alle ein Schock, und wir versuchten Näheres in Erfahrung zu bringen. Es bestand der Verdacht, dass bei ihr Katzenseuche umging. Genau wissen wir es leider nicht, die Tierärztin äußerte die Diagnose nur anhand der Symptome. Labortests wurden zur Bestätigung nicht durchgeführt.
Dennoch schrieben wir ihr zurück, was nach unserer Meinung nun sicherheitshalber zu tun wäre. Unter anderem natürlich, dass sie ihre Katzen schnellstmöglich separieren, sie bei der Tierärztin untersuchen und die gesunden gegen Seuche impfen lassen soll. Sie bedankte sich für die Informationen und versprach, sich zu kümmern.
Dann riss der Kontakt ab. Wir schrieben in den Foren bisher nicht darüber, da wir hofften, noch etwas darüber zu hören, was sie unternahm und wie es den Katzen inzwischen geht.
Da wir nichts mehr erfuhren, fragte ich G. III natürlich nach seiner Bekannten und ihren Katzen. Er wusste leider auch nichts Neues, aber versuchte sofort, Kontakt mit ihr aufzunehmen.
Am darauffolgenden Tag meldete sie sich bei mir. Mit einer recht knappen Antwort, dass seitdem keine ihrer verbliebenen 21 Katzen verstarb, und sie sie nicht impfen ließ. Auch war sie jetzt mehrere Monate in Athen, die Katzen werden aber von Familienangehörigen versorgt.
Es ist manchmal frustrierend für uns, so schleppend und so wenig Information zu bekommen, weil wir dadurch einfach auch nicht wirklich helfen konnten und können. Dass keine weitere Katze gestorben ist, freut uns natürlich sehr, spricht aber dann eher gegen die sehr ansteckende Katzenseuche. Doch was war es dann? Und wieso wurde nicht geimpft, wie von uns empfohlen und angeboten?
Die gesamte Kommunikation beziehungsweise den Informationsfluss, der mit anderen Einheimischen gut funktioniert, hätten wir uns in dem Fall besser gewünscht.
Warum das alles so lief, ist schwierig zu beurteilen (und wir wollen es auch nicht verurteilen). Wir dürfen nicht vergessen, dass die Ansprüche und die Kenntnisse, die im Tierschutz vorhanden sind, in der Allgemeinheit bei weitem nicht so verbreitet sind. Immerhin war sie schon so weit, dass sie ihre Tiere kastrieren ließ. Trotzdem, ein ungutes Gefühl bleibt zurück.
Wenigstens können wir uns an aktuellen Fotos der verbliebenen kastrierten Katzen erfreuen:
Johnny und Radscha bleiben in unserer Erinnerung.
Nach meinem Besuch bei G III. hatte ich noch etwas Zeit bis zur Abholung der Kastrationskatzen bei H. & I. Ich beschloss, kurz in die Hafenstadt zu fahren und zu schauen, ob ich hier und dort an den mir bekannten Futterstellen jemanden antreffen würde.
Doch zunächst suchte ich nach etwas anderem.
Ihr erinnert Euch vielleicht, dass G III. derjenige war, der zusammen mit einem Lehrer und seinen Schülern Katzenhäuschen als Unterschlupf baute und im Städtchen aufstellte.
Ich fragte ihn natürlich auch danach. Ja, sie existieren noch, aber werden nur in der kalten Jahreszeit aufgestellt. Lediglich ein Häuschen steht ständig direkt an einem zentralen Punkt, und so sieht es aus, wenn Kinder es Katzen gemütlich machen wollen – ein kleines, buntes Zeichen der Hoffnung, dass die Jugend einen anderen Blick auf Tiere haben wird als die Generationen vor ihnen.
Auf dem Weg zu einer der versteckten Futterplätze, die H. & I. dort betreuen, kam ich an der zweiten offiziellen Stelle in der Stadt mit dem von uns initiierten Schild vorbei. Die andere befindet sich unmittelbar beim eben gezeigten Katzenhäuschen.
Es war noch zu früh, als dass sich die Katzen an den Restaurants oder öffentlichen Plätzen zeigten, daher suchte ich mit Absicht eine weniger frequentierte Futterstelle auf und wurde fündig. Schmuddelkatz und zwei ihrer Freunde ließen sich mit Futterdosengeklapper anlocken.
Trotz der anstrengenden Fotosafari drehte ich natürlich auch meine Runde an unseren angestammten Futterstellen:
Futterstelle 3
Hier bestätigte sich etwas, das sich in den ersten Tagen andeutete.
An dieser Futterstelle war seit seinem Auftauchen irgendwann in 2018 Kater Sokrates der König. Zwar seinen Untertanen sehr gütig zugetan, aber er bestand darauf, als erster zu fressen. Und wenn eine vorwitzige Fellnase meinte, sich zu früh dazugesellen zu wollen, gab es eins hinter die Ohren. Meist erwischte es Timos
Sokrates war auch derjenige, der mir auf jeder Reise spätestens ab dem zweiten Tag immer entgegenkam, mich (oder besser: die Futterdosen) begrüßte und zum Futterplatz geleitete, damit ich mich auf diesen fünf Metern nicht verlaufe und etwa ohne Futtergabe wieder verschwinde!
Tja, Sokrates ist seit April in Deutschland und sein Königsthron stand leer.
Doch nur kurz, und seitdem regiert König Timos I. seine Futterstelle.
Timos holt mich nun am Auto ab:
Timos frisst als erster und gestattet Amelie, an seiner Seite zu sein:
Miss Meier und Grigio speisen etwas abseits vom König.
Was mich besonders berührt – die im Sommer 2020 dort aufgetauchte und bis zur letzten Reise so scheue Amelie lässt sich streicheln!
Futterstelle 1
Hier ist die Gruppe über die Tage wieder größer geworden. Unter ihnen zwei unkastrierte Kater (ganz links und unten an der Mauer liegend), die ich zum krönenden Abschluss eines langen Tages noch fangen konnte. Der zweite lag mir besonders am Herzen, seit ich ihn sah – er muss unbedingt am rechten Auge operiert werden!
So sah es dann also abends an meiner Ferienwohnung aus. Wie ich 5 große Boxen und eine lange Falle in einem winzigen Toyota Aygo unterbringen würde, darüber wollte ich mir erst morgen früh Gedanken machen.
Nun wieder einer der kleinen Zeitsprünge dieses Kapitels – zum Tag darauf:
Der erste Weg führte, nach dem Füttern natürlich, direkt zur Tierärztin (ja, irgendwie habe ich Boxen und Falle untergebracht und passte selbst auch noch ins Wägelchen).
Kastriert wurden die beiden von mir eingefangenen Kater, die jetzt Kalinero und Ileas heißen. Ileas´ rechtes Auge beziehungsweise das, was davon noch übrig war, wurde entfernt und die Augenhöhle vernäht.
Von den vier Katzen, die H. & I mir mitgaben, wurden drei kastriert: Kater Yuugi und die beiden Mädels Berlina und Gardi. Einäuglein Pirry, die vierte, wurde bereits im Sommer 2020 kastriert. Sie kam wegen Zahnproblemen mit zur Tierärztin.
Ileas ließ ich zur Beobachtung noch bei der Tierärztin. Auch wenn wir die frisch kastrierten Katzen erst am nächsten Tag wieder freilassen, war mir das für einen Kater, dem ein Auge entfernt wurde, zu riskant. Es ist ja oft so, dass sich die kastrierten Katzen erst einmal für eine Weile nicht blicken lassen, und wenn das Auge nicht problemlos abheilt, bekomme ich das nicht mit und Ileas nicht eingefangen.
Ich werde zwar in drei Tagen abreisen, aber A. (2) sagte mir zu, Ileas bei der Tierärztin abzuholen. So bezog Ileas also ein Edelstahlappartement und ich konnte ruhigen Gewissens ohne ihn von dannen ziehen.
Ich fuhr gleich wieder zurück zu H. & I., um die vier frisch Behandelten gegen einen Reisekater einzutauschen.
Dieser Kater wäre sicherlich früher oder später auf unserer Reiseanwärterliste gelandet, da er von Geburt an blind ist und auch noch schlimm an den Augen litt. Er hatte aber das große Glück, dass er bereits Adoptanten fand und somit bei einer Ausreise nach Deutschland keine unserer Pflegestellen für andere Notfälle belegen würde.
Ich konnte also frohen Herzens dem kleinen Sonnenschein Gioiello erst einen Aufenthalt im Ferienhaus und danach eine Reise nach Deutschland gönnen!
So sah er noch Ende Juni aus:
Dank der liebevollen Pflege durch H. & I. sind seine Augen inzwischen komplett abgeschwollen, so dass er reisen und sich ein Tierarzt in Deutschland um alles Weitere kümmern kann.
Aber erstmal erkundet er alles neugierig, und wie mir H. & I. lachend mitteilten, liebt Gioiello Hühnchen über alles.
Feine Sache, wenn der Reisende zur Stärkung ein kleines Menü mit einer Hähnchenkeule serviert bekommt!
Der Kleine bezog dann sein Quartier im Bad. Nicht besonders gemütlich, aber wegen des noch fehlenden Giardientests auch hier eine reine Vorsichtsmaßnahme, denn der Raum neben der Küche war schon wieder belegt – doch davon mehr in einem der nächsten Kapitel.
Zum Abschluss zeige ich diesmal keine Landschaftsbilder, sondern etwas aus der Serie „Warum Männer früher sterben.“ – und zwar die Folge „Versuche das Sofa festzuhalten, während es mit einem Hochregalstapler aus der dritten Etage geholt wird.“
Kapitel 6: Das Ferienhaus füllt sich – die dritte Reisekatze zieht ein.
Genug der Zeitsprünge des letzten Kapitels, ich berichte nun chronologisch weiter.
Auf dem heutigen Tagesplan standen 3 Kastrationskatzen von unserem Freund S. und der Einzug der dritten Reisekatze in meinem Reisedomizil.
Wie immer wird jedoch zuerst das Frühstück für unsere felligen Schützlinge serviert.
Futterstelle 1
Auch hier wartet man wie Timos an der anderen Futterstelle nicht mehr vorsichtig ab, sondern hat sich längst an den Reisenden gewöhnt. Emely Medea und Atum belagern mich sofort nach meiner Ankunft.
An der Frühstückstafel versammeln sich Medea, Atum, ein schwarzer Neuzugang, Platon und Emely. Marie kommt dann irgendwann auch dazu.
Ein kleiner, aber gut im Futter stehender Neuling bekommt seine Mahlzeit von mir gesondert serviert, damit er in Ruhe vor den Großen fressen kann.
Da er seine gestrige Kastration gut weggesteckt hat, lasse ich Kalinero nun auch frei. Ich muss ihn gar nicht lange bitten, sondern er nimmt sofort die Beine in die Pfoten und sucht erst einmal das Weite.
Futterstelle 3
Timos nimmt seinen königlichen Aufgaben ernst und kommt mir selbstverständlich entgegen, damit sein kleines Volk gelabt wird. Das Volk, also Miss Meier und Grigio vertreibt sich die Zeit derweil mit liebevoller Tändelei oder posiert.
Amelie ist fellgewordene Zufriedenheit – satt und entspannt wird sie den Tag nun irgendwo verdösen.
Ich hatte zum Dösen keine Zeit, sondern fuhr zu S., um die versprochenen Kastrakatzen abzuholen.
Kalea und Yuki waren mit dem Frühstück schon fertig und genossen mit mir die schöne Aussicht, die man von dort hat. Tebetan bewachte derweil die schon auf mich wartenden Fahrgäste.
In ein ruhigeres, von ständigen Kittenwürfen befreites Leben können nun diese drei Katzen blicken:
Am späten Nachmittag war ich mit A. (2) an Futterstelle 2 verabredet, um die dritte Reisekatze abzuholen. Zuvor aber die übliche Füttertour mit den inzwischen gewohnten Bildern.
An Futterstelle 1 ein Gruppenbild mit Atum, Medea, Emely, Mirion sowie dem neuen schwarzen Kater. Dazu das Kleine, dem ich wieder einen Extraplatz zum Fressen reservierte.
Futterstelle 3
Ein König muss nicht immer einen Purpurmantel tragen, ein glänzendes Schwarz ist mindestens genauso würdevoll!
In der Nähe befindet sich die Stelle, an der Gretel lebt.
Doch nun weiter zu Futterstelle 2!
Hier begrüßten mich Tiffy und Scotty. Die an Futterstelle 1 mit einem gebrochenen und schief zusammengewachsenen Bein aufgelesene Lady, die in Athen operiert wurde, hat nun vorerst bei A. (2) im Haus eine ruhige Bleibe gefunden und erholt sich prächtig!
Eva war ebenfalls da.
Auch hier sieht man ihr wie schon auf dem Foto im ersten Kapitel die Jahre des Streunerlebens deutlich an. Und genau das war der Grund für meine Verabredung mit A. (2). Eva ist zwar eine ruhige und freundliche Katze, aber noch ein Mensch mehr, den sie kennt und dem sie vertraut, ist sehr hilfreich, wenn es darum geht, eine Reisekatze in ihre Box zu setzen.
Ja, so ist es! Eva soll nach Deutschland ausreisen! Wir dachten immer wieder daran, Eva noch ein ruhiges Leben in einem richtigen Zuhause zu ermöglichen. Sie ist von ewigem Katzenschnupfen geplagt, den wir auf jeder Reise mit Antibiotikum zwar eindämmen konnten, der aber immer wieder und immer etwas stärker zurückkam. Doch jedesmal gab es größere Notfälle, die ihr Flugticket bekommen mussten, und wir bangten jedesmal aufs Neue, ob wir sie wiedersehen.
Nun war endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem wir ihr diese Chance bieten können!
In der Ferienwohnung bezog sie das sonst von mir nicht genutzte Kinderzimmer. Sie scheint ihre große Reise kaum erwarten zu können und geht deshalb lieber zu früh als zu spät in die Box!
Ein Blick, der Bände eines langen, entbehrungsreichen Streunerlebens spricht …
Eva war in den wenigen Tagen bei mir zwar stets vorsichtig, aber sie kam von selbst auf mich zu, suchte Nähe und Zuwendung und ließ sich problemlos in die Box setzen.
Die beiden anderen Reisekandidaten waren ebenso friedliche Mitbewohner.
Rossato genießt einfach seine Ruhe, die er nun endlich hat.
Gioiello ist natürlich wesentlich neugieriger und einfach ein Sonnenschein!
Nun aber doch noch einmal ein kleiner Zeitsprung rückwärts.
Im fünften Kapitel erwähnte ich so nebenbei, dass Gioiello wegen des fehlenden Giardientests von mir im Bad einquartiert wurde, da der sonst dafür vorgesehene Raum neben der Küche bereits belegt war.
Da saß seit knapp zwei Tagen Hedwig.
Ende April zeigten wir das nachfolgende Foto und schrieben: „Diese schneeweiße Piratin stammt von Futterstelle 3. Das Auge ist zur Zeit nicht behandlungsbedürftig, aber unsere Helfer vor Ort haben natürlich einen Blick darauf.“
Leider verschlechterte sich ihr Zustand an den Augen massiv, so dass sie dringend behandelt werden muss.
Sie erschien seit damals nicht täglich, und alle Versuche der Griechen, ihrer habhaft zu werden, blieben bisher erfolglos. Während meiner Reise kam sie jedoch wieder öfter vorbei. Zweimal Futter täglich ist wohl doch zu verlockend.
A. (2) und ich versuchten, sie an einem Abend einzufangen. Unglücklicherweise ist Hedwig überaus scheu und vorsichtig. Sie in eine Box oder Falle zu locken, war aussichtslos. Ich schnappte mir daher meinen Kescher, der mir bereits mehrfach, zuletzt auf Rhodos beim Admiral, gute Dienste leistete.
Dennoch gestaltete sich das Vorhaben extrem schwierig. Hedwig musste irgendwie auf die Mauer zum Futter kommen, damit sie einigermaßen frei sitzt. Leider war es ziemlich windig, die Mülltonnendeckel klapperten daher laut, und der Auto- und Mopedverkehr tat sein Übriges, so dass sie immer wieder genervt ins Gebüsch sprang. Ich musste dann jedesmal über die Mauer klettern, mich zwischen Dickicht und verstreutem Müll durchkämpfen, um Hedwig in weitem Bogen zu umgehen und sie dann wieder auf die Mauer zu treiben.
Saß sie dann erneut oben, musste ich die Strecke wieder retour stolpern und versuchen, mich leise zwischen den Mülltonnen an sie heranzuschleichen. A. (2) gab derweil ihr Bestes, um Hedwig mit Leckerliewerfen und „pspsps“-Säuseln abzulenken.
Fast hatten wir es geschafft, der Kescher schwebte nur eine Schnurrhaaresbreite über Hedwig, sie schaute abgelenkt zu A. (2), …
… da raste ein Auto an uns vorbei, und die darin sitzende Dorfjugend johlte genau in dem Moment aus den geöffneten Fenstern, als sie direkt neben mir waren.
Hedwig schoss mit Lichtgeschwindigkeit ins Gestrüpp. Eine Stunde in der prallen Sonne lauern, anschleichen, still stehen, Katze locken und vor mir her scheuchen war umsonst verstrichen! Und ich wurde Ohrenzeuge einer minutenlangen Schimpfkanonade, mit der A. (2) mit südländischem Temperament und wie ein Bierkutscher fluchend dem davonbrausenden Auto heftigste Verwünschungen hinterherschrie.
Bis auf einen winzigen Grundwortschatz spreche ich kein Griechisch. Aber das habe ich fließend verstanden und meinen geringen Sprachkenntnissen das überaus populäre Wort Malákas hinzugefügt. Wer es nicht kennt, möge bitte selbst dessen Bedeutung herausfinden.
Doch alles Schimpfen half nicht, für heute war jede Chance vertan, denn Hedwig blieb verschwunden, und ob sie an den Folgetagen noch einmal auftauchen würde, schien fraglich.
Allerdings war das tägliche Futter wohl immer noch attraktiv, denn am nächsten Abend kam Hedwig wieder pünktlich zu Tisch, es war nicht mehr windig und aufgrund des beginnenden Wochenendes weniger Verkehr. Um es kurz zu machen – nach nicht mal zehn Minuten fand sich Hedwig in einer Box wieder und kurz darauf in der Ferienwohnung im besagten Raum:
Ihre Augen waren inzwischen fast komplett zugeschwollen. Eine einfache Augenbehandlung oder auch eine Augenentfernung aus einer ansonsten gesunden und trockenen Augenhöhle wie bei Ileas wäre bei der Inseltierärztin durchaus machbar. Doch hier waren die Verhältnisse weitaus schlimmer.
Normalerweise wäre so eine Katze eine Reisekandidatin. Doch sie rechtzeitig reisefertig machen, war nicht möglich. Es stellte sich heraus, dass Hedwig nicht nur scheu und vorsichtig war.
In der Ferienwohnung konnte ich sie zwar behutsam streicheln, aber dabei war jede Faser ihres Körpers angespannt und abwehrbereit.
Alle Versuche, sie mit den üblichen Tricks in eine Box zu bekommen oder sie gar mit Handschuhen festhalten zu wollen, endeten mit einem verzweifelten Fluchtversuch oder Angriff ihrerseits. So würde ich sie vielleicht noch einmal in eine Box bekommen, aber bei der Sicherheitskontrolle im Flughafen wäre sie nicht zu bändigen. Außerdem hätte sie vorher noch zur nicht ganz unaufwendigen Reisevorbereitung bei der Tierärztin vorsprechen müssen.
An eine Ausreise nach Deutschland war für sie somit nicht zu denken.
Nebenbei lernte ich, dass Murphys Gesetz auch in Griechenland gilt – was schiefgehen kann, geht auch dort schief. Oder anders: wenn´s läuft, dann läuft´s! Das durfte ich buchstäblich erleben.
Bei einem der Versuche, zu sehen, wie sich Hedwig verhält, biss sie mir herzhaft in den Finger. Zum Glück nicht in die Sehnen oder ein Gelenk, sondern nur in die Fingerkuppe.
Und, man muss sagen auch zum Glück, blutete es heftig. Daher konnte ich die Keime, die Katzenbisse so gefährlich machen, sofort gut ausspülen. Antibiotika, Ibuprofen und Desinfektionsmittel habe ich sowieso immer dabei. Ich konnte deshalb gleich mit der Behandlung beginnen. Wäre der Finger in den nächsten Stunden dick geworden, hätte ich mich dann noch auf den Weg in die Inselhauptstadt gemacht. Dort gibt es das einzige größere Gesundheitszentrum. Das war dann aber doch nicht erforderlich, es zeigten sich keine der für Katzenbisse typischen Symptome.
Nun aber zu Murphy.
Nachdem ich mich verarztet hatte, wollte ich eigentlich duschen (das Ganze passierte nämlich gleich nach dem Aufstehen beim Frühstückskontrollblick in den Katzenraum).
Als ich ins Bad kam, beschwerte sich Gioiello lautstark über den feuchten Fußboden – und das mit Recht!
Es tropfte aus der Deckenlampe.
Zum Glück nicht direkt auf den Boden, sondern ins Waschbecken. Aber einige Spritzer schafften es doch über den Rand (Gioiello wäre nichts passiert, im Fußboden gibt es einen Abfluss).
Da ich schon oft in dieser Ferienwohnung zu Gast war, wusste ich, dass sich direkt über dem Bad eine kleine Kammer befindet, in der der Warmwasserspeicher seinen Platz hat.
Also flugs mangels Leiter ein etwas wackeliges Regal herangeschoben, draufgeklettert, das Türchen zur Kammer geöffnet und hineingeschaut.
Schon beim ersten Blick war die Ursache klar: der Zulaufschlauch war geplatzt, das Wasser sprudelte fröhlich aus dem Riss, überflutete den Boden der Kammer und sickerte nach und nach durch die Decke.
Glücklicherweise erst hinter dem Absperrventil, so dass ich in das Kämmerchen kroch und das Wasser wenigstens abstellen konnte.
Und nun stand ich da – verschwitzt, dreckig und blutbeschmiert. Ohne Wasser. Morgens um sieben in Griechenland.
Nach einem kurzen Moment der Verwirrung fiel mir aber ein, dass das ja nur das warme Wasser war. Das kalte sollte doch eigentlich direkt durchlaufen? So war es dann auch, und wer Griechenland und die im sonnigen Freien verlaufenden Hauptwasserleitungen kennt, kann sich denken, dass das kalte Wasser eher wohltemperiert war.
Also schnell der Vermieterin Bescheid sagen und eben bis auf Weiteres „kalt“ duschen. (Der Schlauch wurde übrigens noch am selben Tag ausgetauscht.)
Doch zurück zu Hedwig.
Wikipedia meint übrigens, dass der Name aus dem Althochdeutschen (Haduwig) kommt und sich aus hadu, „der Kampf, die Schlacht“ und wig, „ringen, der Kampf, der Krieg“ zusammensetzt.
Nomen est omen…
Lavinia und ich beratschlagten lange, wie wir Hedwig trotzdem helfen könnten. Eine Ausreise war unrealistisch, die Möglichkeiten der Inseltierärztin für eine Behandlung wären zu begrenzt. Doch sie einfach wieder an der Futterstelle auszusetzen, wäre für sie in ihrem Zustand über kurz oder lang ihr Ende.
Aber wir hatten mit H. & I. doch immer zwei Asse im Ärmel!
Wir beschlossen, dass Hedwig die Tage bis zur Abreise in Ruhe in diesem Raum absitzen kann. Dann sollte ich sie irgendwie noch einmal möglichst unblutig in die Box bekommen und mit auf die Fähre nach Rafina nehmen. Dort könnte der Taxifahrer auf mich warten und Hedwig zur Athener Tierärztin bringen, wie H. & I. das sonst mit ihren Katzen handhaben.
H. &I. wurden in das Vorhaben eingeweiht, sie fanden den Plan gut, reservierten das Taxi vorsorglich vorab und borgten mir eine ihrer Athen-erprobten Katzenboxen. Die Tierärztin informierte ich ebenfalls noch, und sie versprach, sich unverzüglich um Hedwig zu kümmern.
Zum Schluss noch eine weitere Folge aus: „Warum Männer früher sterben.“
(Nein, mein eben geschildertes Erlebnis gehört nicht dazu!)
Die heutige Folge lautet: „Den Gabelhubwagen einfach mit der Ladebordwand festklemmen und hoffen, dass er einem beim Öffnen der Bordwand nicht auf den Kopf fällt.“
Kapitel 7: Ein altes Versprechen wird eingelöst.
Das nun folgende und letzte Kapitel des Reiseberichts wird noch einmal gut gefüllt sein mit Fotos sowie mit einem lange schon gegebenen Versprechen, dass wir endlich einlösen konnten.
Die Reise nähert sich ihrem Ende, es stehen die Reisevorbereitungen und die letzten Besuche an den Futterstellen an.
Gioiello durfte den Flur vor dem Badezimmer erkunden, denn sein Giardientest war (wie übrigens auch Evas Test) negativ. So hatte er noch etwas mehr Bewegungsfreiheit, bevor er bald in die Reisetasche einsteigt, denn für ihn hatte ich im Flugzeug einen Kabinenplatz gebucht.
Ich traf mich mit dem Einheimischen G. für einen Abschiedsplausch in einem Café direkt am Meer.
Er bekannte sehr freimütig, dass er früher der Fraktion der Kastrationsgegner angehörte, aber ebenso das Elend sah, das daraus resultierte. Wie wir wissen, hat er seine Meinung schon vor einiger Zeit geändert. Aber nicht nur das. Er versucht auch, seine Nachbarn und Bekannten vom Sinn der Kastrationen zu überzeugen. Wieder ein schöner Beweis dafür, was kontinuierliche Tierschutzarbeit bewirken kann!
Er sandte mir dann noch aktuelle Fotos von Frixos, dem ersten Kastrationskater dieser Reise.
Doch nun wurde es auch diesmal Zeit für eine letzte Rundfahrt an die Futterstellen…
Futterstelle 1
Medea und Platon.
Satt und faul liegen unsere Androskatzen herum und blinzeln mir ein „Auf Wiedersehen“ zu.
Medea und Mirion.
Auf der Mauer Emely und der schwarze Neue, in der Wiese Atum, Medea, Mirion und ganz hinten Platon.
Auf Wiedersehen… Doch irgendwann bleiben alte Bekannte fort. Beispielsweise sah ich Lars-Ole nicht, jedoch meinte A. (2), dass er nicht immer da und durchaus länger abwesend ist. Ich hoffe, dass sie recht behält. Thorin vermissen wir seit ungefähr einem Jahr, Hyazinth sah ich zuletzt auf meiner vorherigen Reise im Oktober 2021.
Wir wissen in den allermeisten Fällen nicht, was aus ihnen wurde. Doch wir wissen, dass sie, solange sie da sind, zu den wenigen glücklichen Streunern gehören, die beobachtet, dank Eurer Spenden gut versorgt und im Notfall auch medizinisch betreut werden können!
Ich selbst halte mich an einer winzigen Hoffnung fest, die ich bei Hyazinth hege und die vielleicht auch auf andere zutrifft.
Wie gesagt, ich sah ihn im vergangenen Oktober. Aber unser Zusammentreffen war sehr merkwürdig. Bis dahin war er ständiger Gast an der Futterstelle und immer mittendrin. Doch damals lief er mir abseits über den Weg. Er sah sehr gut aus und schien nicht sonderlich interessiert daran zu sein, mir zu folgen, um Futter zu bekommen. Er kam dann in den Tagen darauf zwar öfter vorbei, aber ich hatte den Eindruck, dass die Futterstelle nicht mehr der Mittelpunkt seines Lebens war.
Was mir auf dieser Reise im Gegensatz zu den vorherigen außerdem auffiel: im Ort leben natürlich nicht nur Katzen an den Futterstellen, sondern auch bei den Einheimischen selbst. Doch sie sehen besser aus als früher, und es stehen hier und dort Futterteller, wo ich vorher keine sah.
Vielleicht hat Hyazinth im vergangenen Herbst irgendwo ein Zuhause gesucht und irgendjemand fand Gefallen an diesem hübschen und freundlichen Kater. Und vielleicht fand auch Thorin ein ruhiges Plätzchen. Möglicherweise nur ein kleiner törichter Wunsch meinerseits, aber er macht diese Ungewissheit ein wenig erträglicher.
Futterstelle 2
Hier kam ich zur unpassenden Zeit an und sah deshalb nur Amy I und Scotty.
private Futterstelle bei S.
Dafür gab es bei S. einen größeren Auflauf und einige bisher nicht abgelichtete Katzen.
Gleich zu Beginn zwei der bei Euch so beliebten Wimmelbilder. Diesmal spare ich mir die Beschriftung – es kommen alle noch einzeln ins Bild.
Und nun „en détail“:
Rubini ist irgendwie sehr präsent…
Zum Schluss noch die drei Kastrationskatzen bei S., deren OP-Narben allesamt gut verheilen:
Und noch ein kleines Wimmelbildchen mit Athina, Rubini, Mina und Luzifer.
Futterstelle 3
Miss Meier und Grigio.
König Timos begleitet mich noch ein kleines Stück auf der Mauer entlang.
Dann heißt es erneut Abschied von unseren liebenswerten Streunern zu nehmen, so lange ich diesen Moment auch hinauszögern möchte.
Doch viel Zeit zum Grübeln habe ich nicht. Koffer und Rucksack sind zu packen, die Ferienwohnung möchte ich in einem ordentliche Zustand übergeben, …
… Rossato nimmt noch einen Schluck, …
… und es gelingt mir, Hedwig ohne Verletzungen bei beiden Beteiligten in die Box zu komplimentieren.
Schließlich sind die Vorbereitungen für die Rückfahrt abgeschlossen und alle Reisekatzen sitzen in ihren Boxen.
Alle Reisekatzen?
Nein!
Im vierten Kapitel zeigte ich Euch ein Foto der blinden Jolanda, die bei H. & I. lebt.
Von ihr handelt unser lange gegebenes Versprechen.
Jolanda verbrachte all ihre Zeit im „Blindenzimmer“, dass die beiden eingerichtet hatten. Eine eher ruhige und zurückhaltende Katze. H. & I. fragten uns bereits damals, ob wir Jolanda eine Zukunft in Deutschland bieten könnten.
Das konnten wir freilich zusichern, aber nicht sagen, wann das sein wird. Immer wieder kam sie auf unsere Reiseliste, doch immer wieder musste sie ihren Platz für größere Notfälle räumen. Was uns dabei sehr bedrückte, war der Umstand, dass coronabedingt kaum Plätze für Tiere im Flugzeug frei waren, obwohl ich Monate im Voraus meine Flüge buchte und immer wieder versuchte, ein Ticket nachzubuchen, auch noch während der Reisen. Allein dadurch konnten wir unsere Kapazitäten nicht voll ausschöpfen und Jolandas Ausreise rückte immer weiter in die Ferne.
Jolanda war längst auf eine Reise mit Chip, Impfung und Tests vorbereitet. Sie saß gewissermaßen schon die ganze Zeit auf gepackten Koffern.
Diesmal jedoch war uns das Glück hold. Ich konnte ein viertes Katzen-Flugticket ergattern, kaufte noch am vorletzten Tag eine flugtaugliche Box und überfiel H. & I. mit der freudigen Nachricht, dass ich bei meiner Abreise am kommenden Tag bei ihnen kurz anhalten würde. Nicht nur, um mich nochmals von ihnen zu verabschieden, sondern um Jolanda endlich mitzunehmen.
Ihr könnt Euch die Überraschung und Freude der beiden sicher vorstellen! Bei der Fotosafari wenige Tage vorher wusste ich ja selbst noch nicht, dass unser Versprechen nun wahr werden würde!
Es war natürlich ein Wagnis, eine Katze mitzunehmen, ohne dass ich sie ein paar Tage in der Ferienwohnung beobachten und kennenlernen konnte. Aber ich habe sie bei meinen Besuchen immer gesehen, und sie ließ es auch ohne Weiteres zu, dass ich sie anfasste.
Lavinia und ich waren uns daher einig, dass Jolandas Zukunftsaussichten dieses Wagnis wert sind. Somit stand nun auch die vierte Reisekatze fest.
H. & I. waren überglücklich und schrieben uns Jolandas Geschichte auf:
„Im Januar 2021 hatte ein Einheimischer und Facebook-Freund von H. dieses Foto gepostet und als Kommentar geschrieben, dass seine blinde Katze Vögel jagt.
H. bot an, dass wir unterstützen könnten, falls er Hilfe mit der blinden Katze bräuchte. Sie bekam nie eine Antwort.
Ein paar Wochen später, an einem regnerischen Nachmittag, sahen wir auf dem Rückweg von den Futterstellen eine Katze am Rand der Hauptstraße. Aus der Art, wie sie ging und den Kopf hielt, schlossen wir, dass das Tier blind war. Wir hielten an und nahmen die Katze mit ins Auto, um sie nach Hause zu bringen.
Sie war völlig unterernährt und mit Flöhen übersät. Dann erkannten wir, dass es jene war, die wir auf Facebook gesehen hatten. Wir haben alles Notwendige getan und innerhalb von 10 Tagen war die Katze ein völlig anderes Tier. Als sie kastriert wurde, habt Ihr ihr den Namen ‚Jolanda‘ gegeben.
Wir haben sie das erste Mal gerettet und jetzt werdet Ihr es ein zweites Mal tun!“
Nun war das kleine Auto endgültig bis unters Dach voll mit Koffer, Rucksack, fünf Katzen und mir. Aber auf den letzten Kilometern bis zur Fähre kamen dann wirklich keine weiteren Katzen oder andere Überraschungen hinzu.
Die Fähre traf pünktlich ein.
Es war dieselbe wie auf der Hinreise. Da war zwar das Rangieren, bis alle Fahrzeuge von Mofa bis 40-Tonner ihren Platz fanden, eine lärmende und stinkende Sache. Aber das Deck selbst hatte auf der Ebene, wo Autos parkten, die auf dem Foto über dem Schriftzug ersichtlichen großzügigen Öffnungen in der Bordwand, so dass die Überfahrt eher ruhig und luftig vonstatten ging.
Ich hätte da eigentlich die Boxen bei geöffneten Fenstern im Auto lassen können.
Hätte es da nicht noch ein Fahrzeugdeck gegeben, das sich nicht über, sondern eine Etage tiefer hinter dem Schriftzug versteckte. Ohne Öffnungen oder irgendeine andere Belüftung außer in den wenigen Minuten, wo die Ladeklappe offensteht. Und genau da wurden alle hineingestopft, die von Andros ablegten.
Zum Glück parkte ich ganz vorn und nicht mittendrin, und die Fährleute waren so nett, mich noch zwei Meter vorwärts fahren zu lassen. So bekam ich die Türen weit genug auf, um die Boxen herauszuholen. Dann zweimal von ganz unten nach ganz oben durchs Schiff laufen und endlich, endlich konnten wir alle unsere Beine ausstrecken und eine ruhige Überfahrt genießen!
Als die Fähre in Rafina anlegte, musste ich nur noch mit fünf Katzen vom Passagier- hinunter aufs Fahrzeugdeck kommen. Also erneut zweimal den Weg durchs Schiff gehen. Doch Rafina ist der letzte Hafen, den die Fähre ansteuerte, nachdem sie vorher auf Mykonos, Tinos und Andros Fahrgäste aufsammelte. Das Schiff war also knackevoll und alle standen Schlange an der einen Treppe.
Wie hätte ich beim zweiten Mal gegen diesen Strom anschwimmen sollen?
Gar nicht!
Die Fährleute waren wieder so rücksichtsvoll, dass ich die Minuten nutzen durfte, in denen die Rolltreppe zuerst nur für gebrechliche oder gehbehinderte Passagiere geöffnet wurde. Erst nachdem alle Sonderfälle einschließlich mir und meiner Reisegruppe unfallfrei das Passagierdeck verlassen hatten, öffnete die Fährmannschaft die Schleusen für die andrängenden Menschenmassen.
Der Taxifahrer für Hedwig wartete bereits am Kai. Ihn kannte ich bereits von einer vorherigen Überfahrt, so dass Hedwig routiniert umsteigen und zur Tierärztin weiterreisen konnte.
Ich machte mich mit meinen Reisekatzen auf den nur noch kurzen Weg in die auf der Hinreise schon gebuchte Unterkunft und genoss die abendliche Aussicht auf griechischem Festland.
Alle vier durften nacheinander für eine Weile aus ihren Boxen, um ein paar Häppchen zu futtern und sich wenigstens etwas durchkraulen zu lassen. Jolanda gab ich dafür ein wenig mehr Zeit, denn sie kam ja buchstäblich vom Regen in die Traufe und wusste so gar nicht, was mit ihr geschieht. Aber sie hat es in großer Ruhe über sich ergehen lassen!
Die Nacht war dementsprechend kurz und ich nach nur wenigen Stunden mit meinen Reisegefährten wieder unterwegs zum Flughafen. Aber auch da lief alles reibungslos ab. Der Flug war pünktlich und das Chaos auf dem Berliner Flughafen weniger schlimm als befürchtet, so dass sich meine Athener Reisegesellschaft unbeschadet auf einem Berliner Gepäckwagen wiederfand.
Die Insassen selbst fanden es allerdings eher nur mittelprächtig.
Am Flughafen warteten bereits Gioiellos Adoptanten. Er kam gleich in sein neues Zuhause. Mit ihm reisten Eva und Jolanda, da deren Pflegestellen auf dem Weg lagen, und Rossato wurde von mir zu seiner Pflegestelle gefahren.
Dann endlich war auch ich wieder zu Hause. Dreieinhalb Wochen Griechenland lagen hinter mir – mit unerwarteten Katzenabenteuern im Familienurlaub auf Rhodos sowie bekannten Plätzen und Gesichtern sowie vielen neuen Eindrücken auf Andros.
Eine bunte, aufregende, auch emotional anstrengende Mischung aus schönen, hoffnungsvollen, aber auch nachdenklich stimmenden Erlebnissen, die in dicht gedrängter Folge in kurzer Zeit auf mich einstürmten.
Also eigentlich eine ganz normale Andros-Reise…
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