12. Oktober 2020
Immer noch hält uns alle die Pandemie in Atem.
Immer noch hatten wir vor, im Herbst noch einmal nach „unseren“ Andros-Katzen zu schauen, um ihnen den Start in die Wintersaison zu erleichtern. Diesmal ist Jörg wieder unterwegs, wie im Oktober letzten Jahres als „One-Man-Show“.
Immer noch blieb es bis zum Schluss spannend, ob und wie die Reisevorbereitungen verlaufen, von geänderten Fährverbindungen bis zum beruflich angeratenen, aber negativen Corona-Test in der Familie. Skurril muten die aktuellen Reisebeschränkungen an: Berliner dürfen keinen Urlaub im angrenzenden Umland verbringen, jedoch im europäischen Ausland. Über 30 Jahre nach dem Mauerfall fühlt sich Jörg wie ein alter Westberliner: eingekesselt in der eigenen Stadt, die weite Welt nur über Transitstrecken errreichbar.
Und immer noch steht am Anfang jeder Reise das Packen des „Androskoffers“. Man sieht, wie wir Prioritäten setzen – der große ist der Androskoffer, das kleine Gepäck steht dem Reisenden zu.
Auch diesmal verlief die Anreise problemlos, so dass genügend Zeit blieb, in altbewährter Weise über die Supermärkte herzufallen.
Diesmal mussten doch tatsächlich zwei Lidl angefahren werden, um die benötigte Menge zu ergattern.
Um nicht anderthalb Tage für die Anreise zu vertun, hatte Jörg diesmal den ersten Flug früh und die letzte (und „dank“ Pandemie auch einzige) Abendfähre gebucht. Vor ziemlich genau einem Jahr fuhr er in den Sonnenaufgang gen Andros, diesmal schwelgte er im Sonnenuntergang über dem Festland und kam in rabenschwarzer Nacht in Gavrio an.
13. Oktober 2020
Futterstelle 1
Aufgrund der nächtlichen Ankunft wurden die Futterstellen erst heute aufgesucht. Richtig viel los war nicht, da es heute morgen windig und regnerisch war (sogar mit einem fünfminütigen Wolkenbruch). Aber typisch Küstenwetter – ab Mittag wieder Sonnenschein.
Futterstelle 2
Am Nachmittag bot sich an Futterstelle 2 dieses schöne Bild
Im Einzelnen präsentierten sich dann:
Futterstelle 3
Von vorn nach hinten: Miss Meier, Timos, Sokrates, ein auf die Schnelle nicht erkannter Tiger und ein unkastrierter Roter.
Sokrates ist immer noch die Oberschmusebacke an dieser Futterstelle!
private Futterstelle bei S.
Unser Freund S. wurde heute vormittag zum einen sowieso aufgesucht, weil sich das unter Freunden einfach so gehört, und zum anderen, um dort drei kleine Katzen zur Kastration abzuholen. Eine der drei ist schon bekannt:
Dieser schwarz-weiße Kater wurde vor einiger Zeit von unserer Freundin A. aufgesammelt, zu S. gebracht und schon im Voraus auf den Namen „Tuppes“ gebucht.
Heute nun hat er seinen Kastrationsgutschein eingelöst!
Bevor wir zu den beiden anderen Kastrakandidaten kommen, wieder eine bei S. übliche Bilderflut:
Aber nun zu den beiden Kastrationskandidaten. Diese Kleinen wurden Lavinia während ihrer Augustreise von einer älteren Dame an einer Futterstelle im Ort in die Arme gedrückt mit der Bitte, sich darum zu kümmern. Sie fanden daher Aufnahme bei S. und suchten nun ihre Kastrationspatenschaften.
Ein buntes Mädel, von nun an Thea genannt.
Tigerkater Mageía (vorn noch einmal Thea).
Da die Tierärztin selbst kurz zur Zahnärztin musste, war diesmal die Wartezeit auf die kastrierten Katzen etwas länger, so dass Jörg die Gelegenheit nutzte, um Chora, die „Hauptstadt“ von Andros, ein wenig zu erkunden.
An der Spitze der Landzunge, auf der der Ort liegt, befindet sich eine Festung von 1207, die bis 1943 recht gut erhalten war, aber durch deutsche Bombenangriffe zerstört wurde. Im Meer davor steht der Tourlitis-Leuchtturm, ein 1990 originalgetreu errichteter Nachbau des ebenfalls 1943 zerstörten ursprünglichen Turms.
14. Oktober 2020
Der heutige Tagesbericht wird etwas textlastiger, denn zu den sechs Kastrationskandidaten muss die erfreuliche Vorgeschichte erzählt werden, die davon kündet, dass es einerseits Einwohner gibt, die auf ihre Tiere achten und wir andererseits inselweit wahrgenommen und angesprochen werden.
Kurz vor dieser Reise erreichte uns ein E-Mail von deutschen Touristen. Sie schrieben unter anderem, dass es an ihrem Ferienhaus viele unkastrierte Katzen gibt und fragten, ob man da helfen könne; der Vermieter wäre offen dafür.
Der Kontakt mit dem Vermieter wurde dann auch schnell per WhatsApp hergestellt. Er scheint tatsächlich einer der achtsamen Einwohner zu sein. Jedenfalls füttert er die Katzen, die auf sein Grundstück kommen. Logisch, dass sich das unter den Fellnasen herumspricht.
Wir haben ihm also zugesagt, uns auf dieser Reise erstens kennenzulernen und zweitens natürlich zu helfen, wo es uns möglich ist.
Ihr kennt alle das Sprichwort vom angebotenen kleinen Finger und der ganzen genommenen Hand! Als er sich unserer Hilfe sicher war, erwähnte er eine Bekannte ein paar Orte weiter, die auch unkastrierte Katzen hat und ob man da nicht vielleicht auch…
Gesagt, getan – heute vormittag warteten von ihm und seiner Bekannten jeweils 3 Katzen auf die Reise zur Tierärztin. Sie wurden tags darauf wieder abgeholt; der besseren Übersicht halber stellen wir diese Kastrationskandidaten deshalb erst am Ende des Berichts vom 15. Oktober vor.
Der Besuch bei diesem Einwohner war ein sehr herzlicher! Man dankte uns sehr für das, was wir auf der Insel so treiben. Jörg konnte diesen Dank leichten Herzens zurückgeben; wir sind über jeden Menschen froh, der seine eigenen oder zugelaufene Tiere nicht unversorgt lässt.
Und es ist nicht ausgeschlossen, dass künftig hier genau das passiert, was eines unserer Ziele ist – dass die Einwohner ihre Tiere selbst zur Tierärztin bringen und nicht auf die wenigen Reisen unsererseits warten.
Nun aber genug davon, denn der Tag startete natürlich erst einmal an den Futterstellen.
An Futterstelle 1 ließ sich Thorin blicken. Man sieht, dass es ihm geschmeckt hat!
An Futterstelle 3 tauchte die unkastrierte grau-weiße Katze auf.
Abgesehen von der größeren Kennenlern- und Kastrationsaktion am Vormittag stand dann noch ein Wiedersehen mit Freunden an. Unsere beiden A.´s luden den Reisenden zu einem Essen an der Hafenpromenade ein. Wie zu erwarten stellten sich weitere Gäste ein, die speziell an den servierten Fischen Interesse zeigten.
Eine der Gäste war Elli, die Ende 2017 kastriert und erst im Februar 2020 von Lavinia wiedergesehen wurde, da sie sich meist direkt im Ort aufhält. Dazu gesellten sich noch weitere „Mitesser“. Die weiße Katze könnte die schon lange kastrierte Christa II sein, die Lavinia im Februar ebenfalls im Ort traf.
So schön das Treffen mit unseren Freundinnen begann, so traurig endete es dann leider auch.
Zuerst erfuhr Jörg von A., dass er seinen Paten- und Herzenskater Wasilios wohl nicht mehr wiedersehen wird. Im zeitigen Frühjahr 2020 wurde er das letzte Mal gesichtet. Seit der schrecklichen Nachricht Ende April, dass an Futterstelle 1 vergiftete Katzen (unter anderem unser Calzifer) gefunden wurden, gilt auch Wasilios als vermisst.
Dann wurde vor den Augen der Gäste und Passanten auf der Straße eine Katze überfahren. Sie rannte quer über die Straße; ob der Fahrer nicht mehr bremsen konnte oder wollte – wir wissen es nicht. Nicht die weiße, die mit uns zu Tisch saß, sondern eine andere weiße mit einem grünen und blauen Auge, die wir kurz zuvor noch fotografierten, weil A. meinte, sie würde von einer Anwohnerin vermisst.
Was unsere drei außerdem entsetzte, war die Gleichgültigkeit derjenigen, die das Unglück mit ansahen. Außer ihnen selbst nahm kaum jemand Notiz davon; wahrscheinlich würde die Katze immer noch auf der Straße liegen. Da alles so schnell ging, hatte sich auch keiner das Nummernschild merken können. Und selbst wenn, was würde das die Polizei interessieren…
Diese wunderschöne weiße Katze trägt nun den Namen Sýnnefo (Wolke) und ruht nun neben der im Juli gefundenen Katze Tetarti in dem verlassenen Unterstand außerhalb des Ortes.
Inzwischen war es bereits Nacht geworden, von den Futterstellen gibt es daher keine abendlichen Neuigkeiten.
Hoffen wir auf schönere Nachrichten morgen und zünden ein Licht für „Wolke“ an!
15. Oktober 2020
Und es kann doch nicht alles schlecht und traurig sein! Dieser Tag gab tatsächlich wieder Hoffnung und ein wenig Trost. Natürlich gehen einem die gestrigen Bilder nicht aus dem Kopf, wenn man eine sterbende Katze in seinem Armen hielt. Aber es lindert den Schmerz, wenn man zusammen mit Freunden und anderen Einheimischen etwas Gutes bewirken kann!
Als erstes besuchte Jörg die Futterstelle 2, an der auch altbekannte, aber auf dieser Reise noch neue Gesichter zu sehen sind.
Mittendrin im Trubel spielt nämlich Data die Hauptrolle.
Hier zwei bisher nicht genannte Katzen:
Eva – ihre „Flecken“ am Auge scheinen Überbleibsel eines Katzenschnupfens zu sein, denn sie verändern sich mit oder ohne Antibiotikagabe nicht mehr.
Ein Bild gespannter, aber friedlicher Aufmerksamkeit – so in etwa könnte man sich die Wächterkatzen aus der Reihe „Warrior Cats“ vorstellen.
Oben sitzen Data und dahinter Zora. Unten wachen Amy II und Nikolas.
Mit S. war Katzenfangen an Futterstelle 3 angesagt und sich deshalb vorher zum Einsammeln von Boxen bei ihm zu Hause verabredet. Eine Gelegenheit, auch hier noch nicht gesehene Katzen abzulichten oder schon gezeigte noch besser in den Fokus zu holen.
Shari und Tayo, die im August kastrierten Supermarktkitten, sehen sich im Gesicht sehr ähnlich. Aber nun sieht man sehr schön die Unterschiede am Körper selbst:
Amelie
Den am Dienstag kastrierten Kitten geht’s prächtig. Sie sind so wuselig, dass an scharfe Bilder nicht zu denken ist:
So sieht totale Entspannung aus! Leider bekommen das nur Katzen wie Phönix so richtig hin.
Mit S. gab es folgenden Plan: Zuerst an Futterstelle 3 Katzen fangen und dann im Ort eine Katze von der Anwohnerin einsammeln, die Lavinia die weiter oben genannten Kitten übergab. Denn Lavinia packte im August die Gelegenheit clever beim Schopf und machte zur Bedingung, dass S. die Kitten nur aufnimmt, wenn die Mutterkatze auch kastriert wird!
An Futterstelle 3 konnten binnen kürzester Zeit zwei schon lange dort ansässige Kater eingefangen werden:
Weiter ging es dann wie verabredet zur Anwohnerin im Ort, die die Mutterkatze auch schon parat hielt. Während des kurzen Plauschs bei der Übergabe lief gemächlich eine andere Katze über die Straße, die die Schwester der Mutterkatze ist.
Die Frage der Dame, ob wir diese eventuell auch kastrieren lassen würden, wenn sie denn schon mal hier herumläuft, wurde seitens Jörg mit einem kurzen „ja“ beantwortet, was dieser Katze eine unerwartete Zwangshaft in einer Transportbox bescherte.
Hier nun die beiden „Ortskatzen“:
Mit vier Katzen machte sich Jörg dann auf zur Tierärztin, wo er überraschenderweise unsere Partnerin A. und H. & I. von der „anderen Inselseite“ antraf.
A. ließ das schon öfter gezeigte graue Kitten untersuchen und testen – erfreulicherweise alles i.O., aber doch noch zum klein für eine Kastration, die „Patin in spe“ muss sich also noch etwas gedulden.
H. & I. brachten zwei schwarze Katzen zur Kastration, bei der wir sie wieder gern unterstützen möchten und somit Paten suchten (und fanden).
Nachmittags stand dann noch ein Besuch bei dem Einheimischen G. an, den Lavinia im August das erste Mal aufsuchte. Auch er ist sich der Situation bewusst, dass Katzen füttern natürlich richtig, aber ohne Kastration ein hoffnungsloses Unterfangen ist.
Von ihm wurden drei Katzen zur Kastration bei der Tierärztin zwischengeparkt. Wir berichten also erst morgen darüber.
Aber wenigstens ein Bild der im August kastrierten Filomila möchten wir schon zeigen (Jasmina ließ sich nicht blicken).
Vom Ort, in dem G. lebt, hat man übrigens eine wunderschöne Aussicht auf eine der vielen Buchten von Andros.
Der Tag wurde dann mit dem Besuch der Futterstellen 1 und 3 sowie der Freilassung von Samuel und Tiger beendet.
Hier nun die sechs Katzen, die am 14. Oktober von den beiden „neuen“ Einheimischen abgeholt und kastriert wurden:
16. Oktober 2020
Heute wurden die im letzten Bericht schon erwähnten 3 Katzen von G. frisch kastriert bei der Tierärztin abgeholt und am Nachmittag wieder in ihr Zuhause gebracht, wo sie sich erst einmal im Haus ausruhen können und G. ein Auge auf sie hat.
Gestern schrieben wir, dass sich Jasmina, die bei G. im August zusammen mit Filomila kastrierte Katze, nicht blicken ließ. Heute können wir vermelden, dass es ihr gut geht. Sie war zu sehen, aber für ein Foto zu weit weg und zu scheu.
Hier nun die drei frisch kastrierten Katzen von G.:
Von den sechs Katzen des Einwohners und seiner Bekannten aus dem Bericht vom 14. Oktober haben wir auch schon Nachricht erhalten. Den drei Katzen seiner Bekannten geht es gut, Fotos gibt´s jetzt leider keine. Seine eigenen Katzen fühlen sich ebenfalls wohl:
Vor der Reise nahmen wir auch Kontakt mit der Einheimischen V. auf, die uns als allererste um Hilfe bat. Bei ihr gibt es zwar gerade keine Katzen zu kastrieren, aber für einen Besuch muss auch dafür Zeit sein, um den Kontakt zu halten. Es waren zwar um die Mittagszeit wie üblich kaum Katzen zu sehen, aber ergänzt mit aktuellen Fotos von V. kommen wir auf diese kleine Bildergalerie:
An den Futterstellen ging es heute unspektakulär zu.
Hier der Neue nochmal im Profil. Im ersten Moment verursachte er Verunsicherung bei Jörg.
Ist das Robin? Nein, der steht ja auf der Mauer.
Thorin? Nein, der hat längeres Fell.
Eine schon lang vermisste Katze wie Sunny? Nein.
Am Ende war es der Blick auf das linke Ohr – keine Kerbe, keine gekappte Spitze. Und der zweite Blick ans Katerheck zeigt Eindeutiges….
17. Oktober 2020
Der Tag begann wieder mit der Versorgung der drei Futterstellen mit Bildern von den Stellen 1 und 2.
Futterstelle 1
Thorin und Robin diskutieren über den Speiseplan.Wohl nicht einig geworden?
Robin und Medea diskutieren gar nicht erst herum, sondern langen gleich zu.
Futterstelle 2
Ein schönes Portrait von Nikolas.
An der Futterstelle hat sich gestern auch Nigel wieder eingefunden. Seine Ohren sehen immer noch schlimm aus – das Schicksal so vieler weißer Katzen.
Aber es gelang, ihm Spot on aufzutragen und eine Wurmtablette zu servieren, so dass er wenigstens da erst einmal Ruhe hat.
Zu sehen sind von vorn weiterhin: Scotty, Eva, Data und Zora.
Heute stand ein weiterer Besuch zur Kontaktpflege auf dem Programm, nämlich bei H. & I., die auf der anderen Inselseite Erstaunliches leisten! Sie haben in ihrem Ort und im schon nicht mehr engeren Umkreis zahlreiche Futterstellen. Außerdem betreuen sie an mehreren Häusern Katzen mit Erlaubnis der Eigentümer, die nur im Sommer dort wohnen. Das sind wunderbar sichere, trockene Plätze, zum Großteil mit extra Unterständen. Sie haben sich in den über 20 Jahren, in denen sie Katzen versorgen, außerdem ein ordentliches Netzwerk von Freunden aufgebaut, die in den Orten ein Auge auf die Streuner haben und bei (vorsichtig ausgedrückt) Unregelmäßigkeiten die beiden sofort informieren.
Dank Eurer Spenden können wir es uns diesmal auch leisten, ihnen die auf dieser Reise nicht mehr benötigten Wurmtabletten und Spot ons zu überlassen. Die Katzen haben solche Behandlungen bitter nötig, und die Freude bei H. & I. über dieses Mitbringsel war dementsprechend groß.
Aber genug der vielen Worte! Bei H. & I. daheim und auf einer Rundreise, die wirklich nur mit Auto zu bewältigen war, konnte Jörg einige „unserer“ Katzen aufs Bild bannen, die dank vielfacher Unterstützung kastriert werden konnten. Ganz herzlichen Dank an dieser Stelle an alle, die mit ihren Spenden zu diesem Ergebnis beitragen!
18. bis 20. Oktober 2020
Nun ist es schon wieder soweit und der Abschlussbericht steht auf der Tagesordnung.
Bereits vor Beginn der Reise stand eine Reisekatze fest! Unsere Freundinnen H. & I. hatten eine Katze eingefangen, die sich irgendwann einmal das linke Vorderbein brach und das so unglücklich verheilte und nun steif ist, dass sie damit sozusagen nur „auf dem Knie“ laufen kann. Diese Stelle ist demzufolge ständig offen und wund. So konnte sie natürlich nicht wieder an eine Futterstelle zurück. Auf Andros selbst kann das auch nicht operiert werden. Die Ärmste wurde daher bereits bei der Tierärztin untergebracht und reist nun mit nach Deutschland. Im Zuge dieser Vorbereitungen erhielt sie übrigens schon den Namen „Alissa“.
Sie ist allerdings sehr scheu und ängstlich. Sie ließ sich zwar anfassen und auch streicheln, aber das war wohl nur dem Umstand geschuldet, dass sie in ihrer Angst gefangen war. Richtig entspannen konnte sie dabei leider nicht. Sie wird viel, viel Zeit brauchen, um Vertrauen zu fassen. Man mag sich nicht vorstellen, was sie erlebt haben muss.
Die zweite Reisekatze stammt ebenfalls von H. & I., auf der Straße aufgelesen wie Alissa. Ein junger Kater, dem das linke Auge komplett fehlt. Die Augenhöhle wird in Deutschland versorgt werden, auf Andros fehlen einfach die Möglichkeiten dafür. Auch dieser Kater wurde für die Reise vorbereitet und bekam von H. & I. den Namen „Silas“.
Silas ist ein kleiner neugieriger Fratz, der ständig am Herumwuseln ist. Und erstaunlich, was für ein lautes Schnurren aus einem winzigen 2-Kilo-Kater herauskommt!
Die Schnelltests ergaben, dass beide FIV und FeLV negativ sind. Aber sie verbringen die Zeit hier trotzdem separiert; eine Angstkatze und einen Duracellkater muss man nicht unbedingt aufeinander loslassen.
Am Sonntagabend lud S. wieder alle zu sich nach Hause zum Essen und Beisammensein ein. Nachmittags wurde jedoch noch spontan eine Rettungsaktion durchgeführt. Neben Nigel tauchte an Futterstelle 2 auch eine weiße Katze auf, die im Juni 2020 das erste Mal erschien und ebenfalls schwere Probleme mit den Ohren hat.
Da A. (2), die sich während ihrer Anwesenheit darum kümmern könnte, nun aber auch wieder abreist, wurden kurzfristig H. & I. um Hilfe gebeten. Und sie erklärten sich bereit, beide Katzen bis zur nächsten Reise bei sich aufzunehmen!
Leider konnte nur die weiße Katze gefangen werden, Nigel war inzwischen wieder abwesend. Sie wurde dann von Jörg noch schnell zu H. & I. gebracht.
Um Nigel noch eine Chance zu geben, verabredeten Jörg und A. (2), bei der montäglichen Abschiedsrunde an den Futterstellen noch einen Fangversuch zu wagen. Und das Glück war auf ihrer Seite! Noch bevor Jörg dort ankam, hatte A. (2) den Kater schon in der Box! Und es war auch nötig!
Eigentlich sollte Nigel dann am Nachmittag auf dem Weg zur Fähre bei H. & I. abgeliefert werden. Aber da die beiden wegen eines anderen Notfalles sowieso zur Tierärztin fuhren, nahmen sie die weiße Katze gleich mit und Jörg fuhr mit Nigel kurzerhand auch dorthin.
Bei Nigel ist der Krebs, weshalb schon ein Teil des Ohres amputiert wurde, leider sehr schnell weitergewachsen. Nun hilft nur eine komplette Amputation einschließlich des Innenohres.
Da bei der Inseltierärztin eine solche doch schwierige Operation nicht optimal möglich ist, beschlossen H. & I. Nigel zu einer Athener Tierärztin zu bringen, mit der sie in solchen Fällen zusammenarbeiten. Und wenn Nigel schon reist, kann die weiße Katze auch gleich nach Athen fahren. Sie baten also Jörg, die Katze und Nigel bei seiner Abreise mit auf das Festland zu nehmen und organisierten über einen Bekannten den Transfer vom Fährhafen Rafina zur Tierärztin. Diese spontane Aktion – nur wenige Stunden vor dem Ablegen der Fähre – hat problemlos funktioniert.
Bereits am Dienstag wurde die Katze am Ohr operiert und auch kastriert – und erhielt somit auch ihren Namen „Hanni“.
Hier ein Bild von Juni 2020, als sie erstmalig zu sehen war.
Bei Nigel ist es etwas komplizierter. Er soll einen Tag später operiert werden. Bis zur Rückreise lagen daher noch keine Informationen vor.
Der erwähnte Notfall ist Hermine, die plötzlich keinen Urin mehr absetzen konnte. Drücken wir die Daumen, dass es ihr schnell wieder besser geht!
Zum Abschluss der Reise noch ein letzter Blick auf die Futterstellen:
Futterstelle 1
Dimitri wurde von weitem gesehen, für ein Foto reichte es leider nicht.
Futterstelle 2
Futterstelle 3
Eine traurige Nachricht gibt es allerdings. Auf dem Treffen bei S. berichtete A. (2), dass sie die im Juli kastrierte Hypatia bereits im August tot am Supermarkt, unweit ihrer Futterstelle, auffand. Wohl auch wieder ein Opfer des Straßenverkehrs. Leb wohl, Hypatia!
Wir verlassen Andros nun wieder mit ein paar Eindrücken von dieser Insel:
Der Rückflug erfolgte tags darauf, so dass noch eine Übernachtung auf dem Festland eingelegt wurde, bei der Reisekater Silas offensichtlich sehr viel Spaß hatte.
„Wer? Ich? Das war ich nicht! Die Toilettenpapierrolle ist ganz von allein explodiert. Ischwör, Alder!“
Von Alissa gibt es kein weiteres Reisefoto. Die Ärmste war so in ihrer Angst gefangen, dass Jörg sie so gut es ging in Ruhe ließ. Die Reise haben aber beide Katzen sehr gut überstanden und betraten am 21. Oktober 2020 nachmittags deutschen Boden. Willkommen in Eurer neuen Heimat!
Wie immer das Fazit am Ende der Reise:
- Mit der spontanen Rettungsaktion am Ende der Reise wurden 19 Katzen kastriert.
- Nigel und die letzte Kastrationskatze wurden schnellstmöglich zur Behandlung nach Athen gebracht.
- An den Futterstellen wurden die Katzen wieder mit Parasiten- und Wurmmitteln versorgt.
- Mit einem weiteren Einheimischen wurde Bekanntschaft geschlossen, der seine und Katzen seiner Bekannten kastrieren ließ.
- Sýnnefo bleibt in unseren Herzen.
- Ebenso wird Hypatia nicht vergessen sein.
Nachtrag
Zu dieser Reise gibt es noch einen Nachtrag mit guten und schlechten Nachrichten:
Hermines Zustand ist durchwachsen. Ihr ging es zunächst besser, aber sie schien eine Blasenentzündung zu haben und musste diesbezüglich weiter behandelt werden.
Inzwischen wurde sie auch nach Athen verlegt und wegen Harnsteinen operiert. Wir hoffen weiter auf ihre Genesung!
Hanni wurde an den Ohren operiert, beide Ohrenspitzen mussten großflächig entfernt werden. Ihr geht es den Umständen entsprechend inzwischen sehr gut.
Bei Nigel musste das komplette Ohr einschließlich des Innenohres amputiert werden. Sein rechtes Auge hätte in einer späteren Operation auch noch versorgt werden müssen.
Nach der OP fing er auch wieder an, gut zu fressen und sogar zu spielen. Am Montag, den 26. Oktober verschlechterte sich sein Zustand urplötzlich, und trotz sofortiger Versorgung starb er leider am Dienstag. Wahrscheinlich war es einfach zuviel für seinen geschwächten Körper.
Wir hatten so gehofft, und es wurde in Athen alles für ihn versucht. Ruhe in Frieden, Nigel!